Zeller Bock wieder zweispurig befahrbar


„Dieser Stadtzugang aus dem Südwesten ist von enormer Bedeutung für unsere Stadt. Nur im Austausch mit dem Landkreis sind wir erfolgreich“, bei strahlendem Sonnenschein gab Oberbürgermeister Christian Schuchardt zusammen mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Innen-Staatssekretär Gerhard Eck und rund 200 Festgästen den neu ausgebauten 1,2 Kilometer langen Abschnitt der Staatsstraße 2300 – besser bekannt als „Zeller Bock“ – für den Verkehr frei. 40 Monate wurde hier in äußerst anspruchsvollem Terrain gearbeitet: im Trinkwasserschutzgebiet, an einem Hang, den die alte Mauer nicht mehr halten konnte. Viel Lob gab es für Baureferent Prof. Christian Baumgart, Tiefbau-Chef Jörg Roth und sein Team. Sie hatten die Verantwortung für das 25-Millionen-Euro-Projekt, das nun unfallfrei abgewickelt ist.

Die technischen Daten dieser Großbaustelle sind außergewöhnlich.
Baumgart nannte in seiner Moderation immer wieder nackte Fakten, die sicher eindrucksvoll belegen, warum man hier nach der Sperrung 2010 nicht noch schneller voranschreiten konnte. So wurden beispielsweise 13.300 Kubikmeter Beton benötigt, dies entspricht rund 1500 Betonmischer-Ladungen. Die Sattelzüge aneinandergereiht, die den Bodenaushub abtransportierten, würden Stoßstange an Stoßstange eine Strecke von rund 88 Kilometern ergeben. Wie tief man in den Untergrund hinein musste, belegen am besten die 390 Bohrpfähle entlang der Strecke.
Die nun verborgenen Pfähle kommen auf eine Gesamtlänge von 3600 Metern.
Und dann gibt es noch eine Zahl, die für große Handwerkskunst steht:
Rund 160.000 Muschelkalksteine mit einem Gewicht zwischen 10 und 20 Kilogramm pro Stein wurden von Maurern per Hand verlegt und geben dem Bauwerk nun eine sehr hochwertige Ästhetik.

Monat für Monat wurden am Zeller Bock im Schnitt 625.000 € verbaut.
Dies entspricht vier bis sechs Einfamilienhäusern im Rohbau. Geld, das eine finanzschwache Stadt wie Würzburg nicht zur Verfügung hat, wie Schuchardt in seiner Rede betonte. Sein Dank galt dem Freistaat, der letztlich eine Förderung von 80 % für die förderfähigen Kosten beziehungsweise rund 17 Millionen € in Aussicht stellte.

Für Staatsekretär Eck ist jeder in Unterfranken investierte Euro ein gut investierter. Es sei wichtig weiterhin in leistungsstarke Verkehrsachsen zu investieren. An dieser Stelle gebe es Prognosen, die von bis zu 20.000 Fahrzeugen täglich ausgehen, was die Bedeutung der Maßnahme unterstreiche. Alle Redner betonten, dass sich die Zellerau nun nach Jahren der Wartezeit über eine enorme Aufwertung freuen kann.
In einem guten Jahrzehnt hätten zahlreiche Bauprojekte und Großinvestitionen die Attraktivität des Viertels nachhaltig erhöht:
vom Bürgerbräu-Areal, über das Kletterzentrum, die Staatliche Feuerwehrschule, die Sanierung des Klärwerks oder die verzahnten Maßnahmen im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“.

Landtagspräsidentin Barbara Stamm gab den Dank, der dem Freistaat gegenüber ausgesprochen wurde, an die Bürger zurück: „Wir können uns heute auch bei den fleißigen Menschen und Steuerzahlern bedanken, die solche Großinvestitionen erst erwirtschaften.“ Dem feierlichen Banddurchschneiden ging ein ökumenischer Segen des „neuen Tors in die Stadt“ durch Dekanin Dr. Edda Weise und Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran voraus. Die ersten Automobile, die dann rollten, dürften den Zeller Bock wohl schon vor der Teilsperrung 2002 des Öfteren bezwungen
haben: Der Oldtimerstammtisch Würzburg begeisterte mit einer auf Hochglanz polierten Parade. Die zahlreichen Festgäste aus der Politik, von Behörden, Baufirmen oder aus der Geschäftswelt freuten sich über den Startschuss für den Individualverkehr. Jetzt ist der Weg auch wieder frei für Schul- und Linienbusse, eine Belastung des Stadtteils durch Schwerlastverkehr wird es aber weiterhin nicht geben.