Wenn im Alter das Geld nicht reicht


Bereits seit eineinhalb Jahren unterstützt der Zonta Club Würzburg Electra junge Flüchtlingsfrauen, die in Würzburg Fuß fassen möchten. Im Dezember nun ging ein zweites Projekt an den Start, das sich an eine ganz andere, aber keineswegs weniger hilfsbedürftige Gruppe von Frauen richtet. „Wir möchten etwas gegen die wachsende Armut von Seniorinnen tun“, so Zonta-Präsidentin Edith Raab. Zu diesem Zweck kooperiert der Club seit dem 8. März mit der städtischen Beratungsstelle für Senioren.

Das Datum wurde bewusst gewählt, wird doch jedes Jahr am 8. März der weltweite Frauentag begangen. Groß ist die Not hierzulande aktuell vor allem bei älteren Frauen mit gebrochenen Erwerbsbiografien. Sie bekommen oft so wenig Rente, dass das Geld vorne und hinten nicht reicht. „Es fehlt für Zuzahlungen zu Hilfsmitteln wie Brillen, für Zahnersatz, Medikamente, Energiekosten oder Reparaturen, die im Haushalt anfallen“, listet Elisabeth Jentschke vom Zonta Club Würzburg Electra auf.

Die Psychologin gehört dem Seniorenbeirat der Stadt Würzburg an, außerdem leitet sie den fünfköpfigen Zonta-Arbeitskreis „Frauen in Altersarmut“, der sich seit Dezember regelmäßig trifft. Auch Präsidentin Edith Raab ist AK-Mitglied. Als Kooperationspartner wählte der neue AK die Beratungsstelle für Senioren der Stadt Würzburg aus. Hier, erläutert der Leiter Volker Stawski, gibt es einen bayernweit einmaligen Nothilfefonds für Senioren. 140 Menschen zwischen 60 und 95 Jahren wurden dadurch im vergangenen Jahr
unterstützt: „80 Prozent waren Frauen.“

Oft suchen ältere Frauen ganz verzweifelt die Beratungsstelle auf, weil sie gar nicht mehr wissen, wie es finanziell weitergehen soll, schildert Helmut Rahner, der den Fonds verwaltet. Erst vor wenigen Tagen kam eine Seniorin mit einem Bündel Rechnungen in der Hand zu ihm. Seit Monaten schon konnte sie ihre Telefonrechnung nicht mehr begleichen, auch war sie mit der Rechnung für das Zeitungsabo stark im Rückstand. Hinzu kamen Schulden beim Energieversorger: „Sie war nicht mehr in der Lage, ihre Heizungskosten zu zahlen.“

Über den Nothilfefonds können Seniorinnen und Senioren aus der Stadt Würzburg mit bis zu 300 Euro im Jahr unterstützt werden. „Manchmal reicht jedoch auch dieser Betrag nicht aus, um die Not zu lindern“, erklärt Stawski. Hier will Zonta in Zukunft einspringen. Die neue Kooperation bezeichnet der Leiter der Seniorenberatungsstelle als
Glücksfall: „Denn die Not gerade von älteren Frauen in unserer Stadt wird weiter wachsen.“ Besonders wertvoll wird die Zusammenarbeit dadurch, dass sie sich keineswegs nur auf Geldleistungen stützt. Die fünf Zonta-Mitglieder aus dem Arbeitskreis „Frauen in Altersarmut“ wollen den Seniorinnen auch psychosozial helfen.

„Armut kann psychisch stark belasten“, weiß Psychologin Elisabeth Jentschke. Oft seien die Betroffenen regelrecht gelähmt. Was tun, wenn das Inkassobüro droht? Wie damit umgehen, dass der Strom abgestellt wurde? „In dieser Situation ist es hilfreich, einen Lotsen an der Seite zu haben“, bestätigt Altenhilfeexperte Volker Stawski. Die Zonta-Frauen erklärten sich im Zuge der Zusammenarbeit bereit, mit den Seniorinnen Schritt für Schritt Wege aus der Armutsfalle zu gehen – etwa, indem sie Institutionen, bei denen Schulden aufgelaufen sind, kontaktieren, oder auch, indem sie alltagspraktisch unterstützen.

Aus verschiedenen Benefizveranstaltungen wird dem zeitlich unbefristeten Kooperationsprojekt ab März Geld zufließen. So organisiert der Zonta Club Würzburg Electra am 12. März um 19.30 Uhr in der Neubaukirche ein Benefizkonzert mit dem Gospel-Rock-Pop-Chor „Voices“.
Die Schirmherrin dieser Veranstaltung ist Dr. Hülya Düber, die Sozialreferentin der Stadt Würzburg. Am 4. Juni wird wieder die traditionelle Frühlingsrallye veranstaltet. Willkommen sind daneben Spenden. Die werden unter dem Stichwort „Frauen in Altersarmut“ auf folgendes Konto erbeten: Zonta Club Würzburg Electra: IBAN DE82 7902
0076 0304 555700, BIC HYVEDEMM455.