Anschlag in Nizza, Terrorattacke in Würzburg, Amoklauf in München und heute Nacht ein Selbstmordanschlag in Ansbach – schreckliche Ereignisse innerhalb von wenigen Tagen, die, bei allem was wir wissen, alle unterschiedlich gelagert sind. Auch wir Polizeibeamte gedenken den getöteten Menschen, fühlen mit den Verletzten und Angehörigen der Opfer.
Unbestritten ist, dass die zeitliche Nähe und die Wucht dieser Verbrechen nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch bei vielen Bürgern ihre Spuren hinterlassen haben. Die Menschen sind auch in unserer Region schockiert und besorgt. Das Gefühl von Angst und Furcht greift um sich und nimmt stetig zu. Die eigene Unsicherheit wird durch die Wirkung von sozialen Netzwerken mit dort verbreiteten Gerüchten, Halbwahrheiten und Falschinformationen oder durch völlig unpassende Handlungen einzelner Personen in der Öffentlichkeit, wie das Zünden von Böllern, zusätzlich verstärkt.
Wir dürfen es jetzt nicht zulassen, dass sich bei all den dramatischen Geschehnissen das Leben und die Gewohnheiten in unserer freiheitlichen Gesellschaft grundlegend verändern. Angst und Furcht dürfen unser Leben nicht dominieren. Selbst wenn es niemals 100%ige Sicherheit geben kann, müssen wir unser Leben weiterleben. Wir als rechtstaatliche und bürgernahe Polizei wollen den Bürgerinnen und Bürgern des südlichen Oberbayerns mit unserer Professionalität, Besonnenheit und Souveränität, wenn nötig aber auch mit konsequentem Auftreten, dabei helfen.
Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mit seinen Dienststellen von Schutz-, Kriminal- und Verkehrspolizei genießt sehr viel Vertrauen bei der Bevölkerung. Nicht zuletzt, weil wir zurückliegend viele und schwierige Einsatzsituationen erfolgreich bewältigt haben. Auch bei der Einsatzlage am Freitag in München waren wir mit Einsatzkräften vor Ort. Wir haben unsere Kollegen in der Landeshauptstadt unterstützt, gleichzeitig aber auch in unserem eigenen Zuständigkeitsbereich, unter Leitung der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium, viele Maßnahmen durchgeführt. Das positive Verhältnis mit „unserer Bevölkerung“ in den Städten und Gemeinden wollen wir jetzt nutzen und bei allen sich bietenden Gelegenheiten offensiv das Gespräch und den Dialog suchen. Egal ob bei Veranstaltungen oder im Streifendienst – das Polizeipräsidium Oberbayern Süd hat sich vorgenommen, noch mehr auf die Menschen zuzugehen.
Mir ist es wichtig, dass wir als Polizei Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger „noch greifbarer und sichtbarer“ machen. Die Menschen sollen sehen, dass „ihre Polizei“ alles „was machbar und sinnvoll“ ist unternimmt, um Risiken zu minimieren und Gefahren zu verhindern. Hier ist in der Vergangenheit schon sehr viel geschehen, von der konzeptionellen Vorbereitung relevanter Einsatzszenarien, der Durchführung von praktischen Trainings und Übungen, bis hin zur Optimierung unserer Ausstattung. Aufgrund der aktuellen Entwicklung habe ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergänzend gebeten, noch mehr uniformierte Präsenz, wann immer es geht, in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nicht nur im Streifendienst, sondern auch bei allen anderen geeigneten dienstlichen Anlässen. Eine angemessene polizeiliche Betreuung von öffentlichen Veranstaltungen auf der Grundlage von detaillierten, lageorientierten konzeptionellen Planungen ist mir und meinen Kollegen ebenfalls sehr wichtig.
Gerade in diesen Tagen ist es unabdingbar, dass wir als Polizei die richtigen Prioritäten setzen. Dazu gehört auch der Mut, weniger wichtige Dinge temporär zurückzustellen, um jetzt noch näher an den Bürgerinnen und Bürgern und seinem Sicherheitsempfinden zu sein.
Nicht zuletzt habe ich die Hoffnung, dass der Zusammenhalt unserer Bevölkerung, aber auch mit „ihrer Polizei“, in diesen schwierigen Zeiten noch weiter gefestigt wird. Ich denke, es ist jetzt auch die richtige Zeit, die positiven Erfahrungen aus der Landeshauptstadt München, wie Besonnenheit, Achtsamkeit, Solidarität und Hilfsbereitschaft mitzunehmen.