Alles, was mit Qualität und Marke zu tun haben will, wirbt damit, ein Klassiker zu sein. Vor diesem Hintergrund fragt das Mozartfest Würzburg 2015: „Was heißt hier Klassik?“. Das entscheidende Wörtchen im Motto ist das „hier“. Der umgangssprachliche Tonfall ist kein Zufall, die Frage aber durchaus ernst gemeint. Was heißt denn hier und heute Klassik, in unserer Konsumgesellschaft, die „Klassik“ gerne als verkaufsförderndes Etikett verwendet? Genaues Hinsehen und Hinhören lohnt sich. Ist Klassik drin, wo Klassik draufsteht? Natürlich ist die Jeans ein Klassiker, es gibt Klassiker unter Bratwürsten und Klassiker unter Waschmitteln. Ist der bewusstlose Umgang mit Sprache ein Zeitphänomen? Drückt sich darin ein Verlust an Orientierung aus? Steckt im inflationären Gebrauch des Klassikbegriffs die Sehnsucht nach wahren Werten? Auch vieles, was wir von den Beatles kennen, sind Klassiker. Und das Balthasar-Neumann-Treppenhaus der Würzburger Residenz ist selbstverständlich auch ein Klassiker – der Barockarchitektur und des internationalen Tourismus. Was kann ein Festival, das der Musik Mozarts verpflichtet ist, dem entgegenstellen? Wo Mozart doch die Epoche der Wiener Klassik repräsentiert wie kein anderer?
Renaud Capuçon als Artiste étoile und Toshio Hosokawa mit Auftragskompostion
Das Programm des Mozartfestes Würzburg 2015 lädt vom 22. Mai bis 28. Juni mit über 60 Konzerten und Veranstaltungen dazu ein, den Wert von klassischer Musik in hochkarätigen Besetzungen von Kammermusik, Sinfonik, Vokalmusik und Weltmusik zu erleben. Viele Konzerte stellen die Familie der Streichinstrumente ins Zentrum der Programmauswahl. Angeführt wird der Reigen vom Artiste étoile, dem französischen Geiger Renaud Capuçon, der Bach, Mozart, Mendelssohn, Vasks spielt – und die Auftragskomposition des Mozartfestes 2015, die „Elegy“ für Violine und Streichorchester von Toshio Hosokawa. Der in Hiroshima geborene, in Deutschland ausgebildete,hochrenommierte japanische Komponist, der persönlich zum Mozartfest kommen wird, ist ein Wanderer zwischen musikalischen Welten. Seine Werke sind in fünf Konzerten präsent (02./04./11./12./13.06.).
Streicherschwerpunkt, Mozartinterpreten am Klavier und Diana Damrau
Bei den Streichern interpretieren bedeutende Geiger wie Frank Peter Zimmermann (26./27.06.), Giuliano Carmignola (18.06.), der Meister der Barockvioline, die vielversprechende 23-jährige niederländische Cellistin Harriet Krijgh (14.06.) und das Kleeblatt des renommierten Arcanto Quartetts (27.06.) zentrale Werke der Orchesterliteratur und Kammermusik. Einen hohen Anspruch als Mozartinterpreten verkörpern vier junge, international gefeierte Pianisten, die mit intelligenter Programmauswahl die Klassik auf ihre Weise beleuchten: Kit Armstrong (27.05.) in der Tradition von Alfred Brendel, Rafał Blechacz (03.06.) als Gewinner des großen internationalen Chopin-Wettbewerbes seiner polnischen Heimat, Michail Lifits (29.05.), der mit seiner Mozart-Debüt-CD Furore macht und der erst 25-jährige Alexander Krichel (25.05.), der Mathe-Olympiaden und Sprachen- und Biologiewettbewerbe gewinnt, wenn er mal nicht Klavier spielt. Weltstar Diana Damrau kehrt zurück nach Würzburg, wo ihre Karriere begann. Im Kaisersaal gestaltet sie einen exklusiven Liederabend zusammen mit ihrem Klavierpartner Helmut Deutsch (08.06.).
Fortsetzung der Erfolgsformate „Bruckner im Dom“, „Hof-Gala“, „Jupiternacht“ und „MozartLabor“
„Bruckner im Dom” ist der Titel eines 2014 neu eingeführten Konzertformates, das nach dem großen Erfolg mit Bruckners 7. Sinfonie und aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem Würzburger Dom fortgesetzt wird. Die Aufführung der 9. und letzten, unvollendet gebliebenen Sinfonie von Anton Bruckner haben die Bamberger Symphoniker gedanklich dem Thema „Tod und Verklärung“ gewidmet, indem sie eine Verknüpfung mit Bach/Stokowski und Ligetivornehmen (25.06.). Die „Hof-Gala“ (18.06.) und die „Jupiternacht” gehen ebenfalls in die zweite Runde. „Mozartfest für alle“ heißt es bei der launigen „Last Night” mit anschließender Party im Vogel Convention Center, moderiert von Dominique Horwitz. Wobei Klassik auf französisches Chanson trifft und Jupiter als Namensgeber Mozarts letzter Sinfonie auch in dieser Festivalsaison das letzte Wort hat (28.06.).
Das MozartLabor (31.05.-02.06.) ist schon im zweiten Jahr als feste Größe nicht mehr wegzudenken. Als geistiges und künstlerisches Zentrum des Mozartfestes verbindet es die aktive Beschäftigung mit ausgewählten Kammermusikwerken und diverse Gesprächsforen über das Festivalthema: von musikhistorischen Betrachtungen bis zu Diskussionen zum gegenwärtigen Verständnis des Klassik-Begriffs. Nach der Sektion Video-Film im Jahr 2014 werden nun 2015 junge Journalisten durch Prof. Dr. C. Bernd Sucher angeleitet zum professionellen „Schreiben über Musik“ – eine Zusammenarbeit mit der Bayerischen Theaterakademie. Die Arbeit mit jungen Kammermusikensembles liegt in Händen von Renaud Capuçon, Reinhard Goebel, Gérard Caussé und Toshio Hosokawa. Als einer der interessantesten und gefragtesten Komponisten der Gegenwart wird Hosokawa seine Erfahrungen mit Klassik und klassischer Musik in Asien und Europa auf Gemeinsames und Trennendes hin analysieren. Prof. Dr. Ulrich Konrad und Prof. Dr. h.c. Wolfgang Rihm diskutieren die Frage: „Wie klassisch ist die Klassik?“.
Von Mozarts „Requiem“ bis zum Sommerfest
In einer neuen Kooperation mit dem mehrfach preisgekrönten MonteverdiChor Würzburg wird Hosokawas jüngstes Werk „Drei Engel-Lieder“ zur deutschen Erstaufführung gebracht. Diese für Hosokawas Kompositionskunst repräsentative, hochfiligrane Musik wird mit Mozarts „Requiem“ in einer Aufführung des MonteverdiChores und der Akademie für Alte Musik Berlin in der Neubaukirche zusammengebunden (11.06.).
In einem neu geschaffenen „Sommerfest“-Format präsentiert sich auch die Musikhochschule Würzburg mit den Leistungsspitzen verschiedener Abteilungen: vom Big Band-Sound bis zur Opernschule werden einen Nachmittag lang der idyllische Rosenbachpark und die Musikhochschule zur Picknick- und Flaniermeile (27.06.). Facettenreich und qualifiziert sollen die Konzerte des Mozartfestes für jeden Geschmack etwas bieten: Vom Kaisersaalkonzert bis zum Golfplatz, von der Mozart-Serenade im Freien (Nachtmusiken: 14./21.06.) bis zum Würzburger Hofbräu und den Fränkischen Weinkellern. Die handverlesene Auswahl der Künstler und Programme ist das verbindende Kriterium.
Auch die Musikvermittlungsprojekte werden fortgesetzt. Neben den Kinder-, Schul und Jugend-Projekten wird es 2015 erstmals ein Konzert für demente Menschen und ihre Begleiter geben. Dies findet – in der dafür notwendigen ruhigen Atmosphäre – außerhalb des Festivaltrubels im April im Exerzitienhaus Himmelspforten statt (19.04.).
Positive Resonanzen
Das überzeugend hohe künstlerische Niveau und die inhaltliche Neuausrichtung des Mozartfestes 2014 unter der Intendanz von Evelyn Meining wurden von den Medien ausführlich diskutiert und sehr positiv aufgenommen. Medienpartner des Mozartfestes 2015 sind wieder der Bayerische Rundfunk, Deutschlandradio und die Main-Post. Neu dazu kommt die nmz (neue musikzeitung). Diese Resonanz, die Programmvielfalt und die frischen Ideen haben auch Sponsoren überzeugt, sich beim Mozartfest umfangreicher als zuvor zu engagieren. Erstmals wurden mit dem Robert Krick Verlag und der Schaeffler Gruppe zwei Premium-Sponsoren gewonnen, die ihre langjährige Unterstützung weiter ausgebaut haben. Die Stadt Würzburg, der Freistaat Bayern, der Freundeskreis des Mozartfestes, Stiftungen und das Förderer-Ehepaar Annette und Josef Ramthun sind weitere wichtige Geldgeber des Festivals, das sich darüber hinaus zu fast 50% aus Karteneinnahmen finanziert.
Vorverkaufsstart am 7. Januar
Das Programmbuch ist ab sofort erhältlich. Es wird auf Wunsch zugesandt und ist auch im Internet unter www.mozartfest.de abrufbar. Der schriftliche Kartenvorverkauf beginnt am 7. Januar. Ab 16. Februar sind die Mitarbeiter des Ticketbüros telefonisch und vor Ort im Kartenbüro im Würzburger Rathaus erreichbar, um Fragen zu beantworten und Bestellungen entgegenzunehmen.
Kartenbüro:
Mozartfest Würzburg
97070 Würzburg
Tel.: +49 (0) 931 / 37 23 36
Fax: +49 (0) 931 / 37 39 39
info@mozartfest.de
www.mozartfest.de
Öffnungszeiten:
16. Februar bis 21. Mai:
Mo., Di., Do.:10 bis 17 Uhr
Mi., Fr.:10 bis 14 Uhr
22. Mai bis 27. Juni:
Mo. bis Sa.: 10 bis 14 Uhr
Foto: Nachtmusik (c) Oliver Lang