Messerangriff am Barbarossaplatz – Mehrere Personen mit Stichverletzungen – Tatverdächtiger festgenommen


29.6.2021
Generalstaatsanwaltschaft München und Soko „Main“ ermitteln nach Messerangriff von Würzburg
Gemeinsame Pressemitteilung des Bayerischen Landeskriminalamts und der Generalstaatsanwaltschaft München
München – Nach dem Messerangriff mit drei Toten und sieben Verletzten am Freitag, 25. Juni 2021, in der Würzburger Innenstadt ermittelt die im Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) eingerichtete Sonderkommission (Soko) „Main“ zusammen mit dem Polizeipräsidium Unterfranken weiter zu den Hintergründen der Tat. Die Generalstaatsanwaltschaft München, Bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET) hat am 26.06.2021 das Ermittlungsverfahren übernommen.
Wie bereits bekannt stach der Beschuldigte am 25.06.2021 kurz nach 17:00 Uhr in einem Kaufhaus in der Kaiserstraße in Würzburg nacheinander mit einem Küchenmesser (Klingenlänge von ca. 33 cm) auf insgesamt neun wehrlose Personen im Kopf- und Halsbereich ein, um diese zu töten. Aufgrund der Messerstiche verstarben drei Personen (Frauen) noch am Tatort. Sechs weitere Personen (vier Frauen, ein Kind und ein Jugendlicher) wurden schwer verletzt, befinden sich aber zwischenzeitlich außer Lebensgefahr. Eine weitere Person (Mann) wurde im Rahmen des Tatgeschehens leicht verletzt. Das Amtsgericht Würzburg erließ am 26.06.2021 gegen den Beschuldigten Haftbefehl wegen Mordes in drei Fällen, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in sechs Fällen und einer vorsätzlichen Körperverletzung.
Die Übernahme des Ermittlungsverfahrens durch die ZET erfolgte, da ein islamistischer Hintergrund für die Taten naheliegt. Hierfür sprechen derzeit die von Zeugen im Rahmen der Tatausführung wahrgenommenen zweimaligen Ausrufe „Allahu akbar“ und ein Hinweis auf den „Dschihad“ des Festgenommenen im Krankenbett einer Würzburger Klinik. Das Ermittlungsverfahren dauert an. Aufgrund der Gesamtumstände wird von der ZET ein gerichtspsychiatrisches Gutachten zur Frage der Schuldfähigkeit des Beschuldigten (§§ 20, 21 StGB) und zur Frage der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus bzw. einer Entziehungsanstalt (§§ 63, 64 StGB) beauftragt werden.
Im Mittelpunkt der Ermittlungsarbeit steht derzeit die Untersuchung der Gegenstände, die beim tatverdächtigen 24-jährigen Somalier sowie in dessen Wohnung sichergestellt wurden. Darunter sind auch zwei Handys. Deren Inhalt müssen die Ermittler nun auswerten und in einem nächsten Schritt mit Hilfe von Islamwissenschaftlern bewerten. Außerdem gehen die Ermittler derzeit mehr als hundert Spuren nach. In diesem Zuge soll vor allem die Frage nach der Motivlage hinter der Tat beantwortet werden.
Bislang sind beim Tatverdächtigen noch keine Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte gefunden worden.
Mehr als 130 Kräfte der Soko „Main“ und der Kriminalpolizei beim Polizeipräsidium Unterfranken arbeiten derzeit daran, die Hintergründe der Tat aufzuklären. Unterstützung erhalten sie dabei von Fachleuten des Bundeskriminalamts. Die Ermittlungen werden unter Hochdruck weitergeführt. Abschließende Aussagen sind noch nicht möglich.

Hintergrundinformationen:
1. Der Beschuldigte reiste nach eigenen Angaben am 06.05.2015 von Italien nach Deutschland ein, nachdem er zuvor über Nordafrika und das Mittelmeer nach Italien gelangt war. Er wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Außenstelle Chemnitz, erfasst. In der Folgezeit waren unterschiedliche Ausländerbehörden für ihn zuständig, seit dem 04.09.2019 die Ausländerbehörde der Stadt Würzburg. Seinen am 21.05.2015 gestellten Asylantrag begründete der Beschuldigte damit, dass von der Terrororganisation al-Shabaab in Somalia verfolgt und bedroht werde und er daher habe flüchten müssen. Deswegen wurde ihm ein sog. subsidiärer Schutz nach § 4 Abs. 1 AsylG gewährt. Der Beschuldigte hielt sich damit legal in Deutschland auf.
2. In Bayern wurden bislang folgende Sachverhalte in Bezug auf den Beschuldigten bekannt:
a) Am 12.01.2021 und am 13.01.2021 bedrohte und beleidigte der Beschuldigte in Obdachlosenunterkünften in Würzburg jeweils mehrere Personen mit einem Messer. Aufgrund dieser Vorfälle leitete die Staatsanwaltschaft Würzburg ein Ermittlungsverfahren ein und der Beschuldigte wurde vom 13.01.2021 bis zum 21.01.2021 nach Art. 11 des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes (BayPsychKHG) untergebracht.
b) Im Januar 2021 teilte ein Zeuge mit, dass er (der Zeuge) im Jahre 2015 ein Telefonat des Beschuldigten aus einem benachbarten Zimmer mitgehört habe, in welchem dieser (der Beschuldigte) erzählt habe, dass er in Somalia in den Jahren 2008/2009 für die Terrororganisation al Shabaab Zivilisten, Journalisten und Polizisten getötet habe. Nach Kenntniserlangung dieses Sachverhalts durch die ZET wurde dieser aufgrund der dortigen Zuständigkeit dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe zur Überprüfung der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zugeleitet. Der Generalbundesanwalt sah gemäß § 152 Abs. 2 StPO mangels konkreter Tatsachen von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Beschuldigten wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland ab, zumal der Beschuldigte zum angeblichen Tatzeitpunkt 11 bzw. 12 Jahre alt war – und damit ein strafunmündiges Kind. Da auch kein Anfangsverdacht für weitere Staatsschutzdelikte vorlag, leitete die ZET ebenfalls kein Ermittlungsverfahren ein.
c) Am 14. Juni 2021 stieg der Beschuldigte in der Würzburger Innenstadt unvermittelt in den Wagen eines 59-Jährigen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Der 59-Jährige sprach den 24-Jährigen mehrfach an, bekam aber keine Antwort. Schließlich rief der Fahrer des Wagens die Polizei zu Hilfe, doch auch auf die Ansprache der Beamten reagierte der Beschuldigte nicht. Das zuständige Ordnungsamt Würzburg ließ den Mann in eine psychiatrische Klinik einweisen. Diese verließ er am Tag darauf auf eigenen Wunsch.
d) Aus Chemnitz wurde zudem bekannt, dass der Beschuldigte im Jahr 2015 in eine tätliche Auseinandersetzung mit einem Mitbewohner in einer dezentralen Unterkunft für Asylbewerber verwickelt war, bei dem von ihm ein Küchenmesser verwendet worden sein soll. Das Ermittlungsverfahren wurde Anfang 2017 eingestellt, da aufgrund der gegensätzlichen Aussagen zum Tathergang ein Tatnachweis nicht zu führen war.

27.6.2021
. Mit Unterstützungskräften war die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt am Sonntagnachmittag im Einsatz, um einen sicheren und ordnungsgemäßen Verlauf der Gedenkfeier anlässlich der Gewalttat am Freitag zu gewährleisten.

Insbesondere in der Innenstadt und dort mit einem Schwerpunkt am Barbarossaplatz und in der Domstraße zeigte die Polizei uniformierte Präsenz während der Veranstaltung. Das Ziel des Polizeieinsatzes, einen sicheren und ordnungsgemäßen Ablauf der Kranzniederlegung und der Gedenkfeier, der u.a. Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder beiwohnte, wurde vollumfänglich erreicht. Es kam zu keinen nennenswerten Störungen.
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Der unterfränkischen Polizei ist es gerade in der momentanen Situation von besonderer Bedeutung Präsenz in der Innenstadt zu zeigen. Dies erfolgt nicht, da von einer erhöhten Gefährdungslage ausgegangen wird, sondern, um für die Bürgerinnen und Bürger auch als Ansprechpartner vor Ort zu sein und das subjektive Sicherheitsempfinden zu erhöhen.

Liebe Würzburgerinnen und Würzburger, scheuen Sie sich nicht, unsere Einsatzkräfte vor Ort anzusprechen. Gerade in dieser Situation gilt es, zusammenzustehen.
Die Polizei ist für Sie da.

27.6.2021
Auch am Sonntag ist die unterfränkische Polizei weiterhin in der Innenstadt von Würzburg präsent. Eine 39-jährige Geschädigte befindet sich nicht mehr in akuter Lebensgefahr.

Dem aktuellen Sachstand nach wurden durch den Messerangriff des 24-jährigen Tatverdächtigen fünf Personen schwer verletzt. Es handelt sich hierbei um drei Frauen im Alter von 39, 52 und 73 Jahren sowie ein 11-jähriges Mädchen und einen 16-jährigen Jugendlichen. Erfreulicherweise steht zwischenzeitlich fest, dass die 39-Jährige derzeit stabil ist und sich nicht mehr in akuter Lebensgefahr befindet.

Bei den beiden Leichtverletzten, welche das Krankenhaus bereits wieder verlassen konnten, handelt es sich um eine 26-jährige Frau und einen 57-jährigen Mann.

Bei den Geschädigten, die ihren schweren Verletzungen erlegen sind, handelt es sich um drei Frauen im Alter von 24 (whft. Lkr. Main-Spessart), 49 (whft. Lkr. Würzburg) und 82 Jahren (whft. Würzburg).

Die Polizei ist auch am Sonntag weiterhin in der Würzburger Innenstadt präsent und wird von Kräften der Bayerischen Bereitschaftspolizei und die Operativen Ergänzungsdienste unterstützt. Die Beamtinnen und Beamten sind hierbei auch rund um die am Nachmittag stattfindende Gedenkveranstaltung im Würzburger Dom im Einsatz.

26.6.2021
im Zusammenhang mit den Getöteten am Freitagnachmittag möchten wir richtig stellen, dass sich darunter keine Mitarbeiter des Kaufhauses „Woolworth“ befanden.
Eine der Getöteten war von Beruf Verkäuferin, aber nicht in dem Kaufhaus beschäftigt.

Wir bitten Sie freundlich dies bei ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen und entschuldigen uns dafür, wenn wir hier nicht präzise waren.

26.6.2021
Die Ermittlungen von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft unter anderem zu den Hintergründen der Tat laufen weiterhin auf Hochtouren. Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag wird über den aktuellen Stand informiert. Die unterfränkische Polizei ist verstärkt im Stadtgebiet präsent.

Dem aktuellen Sachstand nach befinden sich die fünf schwerverletzten Personen weiterhin in verschiedenen Krankenhäusern in ärztlicher Behandlung. Der Zustand von zwei dieser Personen ist weiterhin lebensbedrohlich. Zwei Leichtverletzte konnten das Krankenhaus zwischenzeitlich wieder verlassen.

Die Polizei ist zur Stunde mit Unterstützung der Bayerischen Bereitschaftspolizei und den Zentralen Diensten weiterhin mit starken Kräften in der Innenstadt von Würzburg präsent. Hinweise auf eine Gefährdung bestehen jedoch nicht. Im Fokus stehen viel mehr die Stärkung des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung und die Ansprechbarkeit für die Bürgerinnen und Bürger.

Die Ermittlungen zu den genauen Hintergründen der Tat laufen unterdessen weiterhin auf Hochtouren. Hierbei steht die Kriminalpolizei Würzburg derzeit in engem Austausch mit dem Bayerischen Landeskriminalamt und der Staatsanwaltschaft Würzburg.

In einer Pressekonferenz am heutigen Nachmittag um 15 Uhr informiert der bayerische Innenminister Joachim Herrmann gemeinsam mit Polizeipräsident Gerhard Kallert, Vertretern der Staatsanwaltschaft und dem Würzburger Oberbürgermeister über den aktuellen Ermittlungsstand.

Es wird weiterhin darum gebeten, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen. Vielmehr sollte gefertigtes Video- und Bildmaterial den Ermittlern auf einem eigens eingerichteten Medien-Upload-Portal zur Verfügung gestellt werden:

25.6.2021
im Zusammenhang mit der Gewalttat im Bereich des Barbarossaplatzes in Würzburg hat die Polizei ein Hinweis- und Bürgertelefon eingerichtet. Unter der kostenfreien Rufnummer 08 00 / 3 00 00 50 werden ab sofort Zeugenhinweise und Anrufe besorgter Bürger entgegengenommen.

25.6.2021
Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurden mehrere Personen zum Teil schwer verletzt. Aktuell sind drei Todesopfer zu beklagen. Dem Sachstand nach bestand keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfern.

Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24-jährigen, somalischen Staatsangehörigen, der in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg wohnhaft ist. Er wurde durch einen gezielten Schuss aus einer polizeilichen Dienstwaffe am Oberschenkel verletzt und befindet sich nicht in Lebensgefahr. Er wird derzeit im Krankenhaus vernommen.

Laut Zeugenangaben soll der Angreifer während der Tatausführung „Allahu Akbar“ gerufen haben. Ein islamistisches Motiv wird daher derzeit geprüft. Darüber hinaus laufen aktuell umfangreiche Ermittlungen. Zeugen werden vernommen und Bilder von Überwachungskameras ausgewertet.

Die unterfränkische Polizei bittet darum, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen. Vielmehr sollte gefertigtes Video- und Bildmaterial den Ermittlern auf einem eigens eingerichteten Medien-Upload-Portal zur Verfügung gestellt werden:

25.6.2021
Am späten Freitagnachmittag, gegen 17.00 Uhr, erreichte die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken die Mitteilung über einen Messerangriff am Barbarossaplatz. Nach aktuellen Erkenntnissen gibt es einige Verletzte und auch Todesopfer. Der Angreifer wurde nach polizeilichen Schusswaffengebrauch überwältigt. Hinweise auf weitere Täter gibt es nicht. Die Polizei ist mit starken Kräften in der Innenstadt präsent. Es besteht keine Gefahr mehr für die Bevölkerung.