Der Aufwärtstrend geht weiter: Zum zweiten Mal in Folge hat s.Oliver Würzburg ein Heimspiel gewonnen und dadurch die Abstiegsplätze der Tabelle vorerst hinter sich gelassen. Vor 1.347 Zuschauern in der tectake ARENA legten die Gastgeber am Mittwochabend im vierten Viertel einen 11:0-Lauf aufs Parkett, holten sich damit einen 12-Punkte-Vorsprung gegen die Telekom Baskets Bonn und retteten den fünften Saisonsieg dann in einer extrem spannenden Schlussphase knapp ins Ziel. Neuzugang Charles Callison traf 5,8 Sekunden vor dem Ende den Freiwurf zum Endstand von 93:90 (49:39) gegen den Tabellenzweiten.
Topscorer der Begegnung war Bonns MVP-Kandidat Parker Jackson-Cartwright mit 30 Punkten. Auf Würzburger Seite legte der bärenstarke Desi Rodriguez mit 21 Punkten und 12 Rebounds ein Double-Double auf, Craig Moller erzielte 20 Punkte und versenkte drei schwierige Dreier, und mit Cameron Hunt (13), Felix Hoffmann (12) und Geburtstagskind Luciano Parodi (11 Punkte/ 7 Assists) trafen drei weitere Spieler zweistellig.
Am Verletztenstatus hatte sich seit dem letzten Spiel am Freitag in Hamburg nichts geändert, William Buford und Aigars Skele waren weiterhin zum Zuschauen verurteilt. Neu dabei war Spielmacher Charles Callison, der Mitte des erstens Viertels zum ersten Mal ins Geschehen eingriff und in der 7. Minute mit starkem Zug zum Korb und dem anschließenden Bonusfreiwurf seine ersten drei Punkte im Würzburger Trikot erzielte.
Er stellte den Spielstand in einem bis dahin ebenso unterhaltsamen wie ausgeglichenen ersten Viertel auf 19:15, und einen Korbleger von Cameron Hunt und drei Freiwürfe von Desi Rodriguez später endete der erste Abschnitt mit einer 24:21-Führung von s.Oliver Würzburg.
Auch im zweiten Abschnitt hielten die Hausherren die Intensität hoch, ließen den Ball gut laufen und nahmen ihre Würfe mit sehr viel Selbstvertrauen. Zwar sorgte zunächst Jeremy Morgan mit zwei Dreiern für einen der insgesamt zehn Führungswechsel (26:27, 12. Minute), die Antwort kam aber umgehend in Form eines Korblegers von Kapitän Felix Hoffmann, der erneut 12 Punkte erzielte und damit seinen im Spiel zuvor aufgestellten BBL-Bestwert wiederholte.
Der „Würzburg Warrior“ traf kurz darauf einen Dreier aus dem Fastbreak zum 33:27 und zwang Bonns Headcoach Tuomas Iisalo zur Auszeit. Dadurch änderte sich am Momentum im Spiel aber bis zur Halbzeit nicht mehr viel – durch einen zwischenzeitlichen 15:5-Lauf lag s.Oliver Würzburg beim Seitenwechsel gegen den Tabellenzweiten überraschend deutlich mit 49:39 vorne.
Aus den Kabinen kamen die Gäste aus dem Rheinland dann viel entschlossener und mit mehr defensiver Energie, und auch ihre bis dahin eher durchwachsene Dreierquote ging im dritten Abschnitt deutlich nach oben. Sechs Dreier trafen die Bonner im dritten Viertel – genauso viele wie in der gesamten ersten Halbzeit. Angetrieben von Parker Jackson-Cartwright, der zehn seiner 30 Zähler zwischen der 21. und 30. Minute markierte, konnten die Telekom Baskets den Abstand Punkt um Punkt reduzieren.
Der Ex-Würzburger Tyson Ward traf einen Dreier aus der linken Ecke zum 59:58, und eine Minute später war es Karsten Tadda, der von derselben Stelle aus den nächsten Distanzwurf zum 61:61-Ausgleich versenkte. Dass s.Oliver Würzburg mit einer knappen 68:67-Führung in den Schlussabschnitt gehen konnte, war Craig Moller zu verdanken, der seinen zweiten Dreier der Partie unter dem Jubel der Heimfans mit dem Buzzer durch die Bonner Reuse schickte.
Zum Start ins vierte Viertel ließ der Deutsch-Australier einen weiteren Drei-Punkte-Wurf folgen, und Cameron Hunt stellte den Spielstand im Anschluss mit zwei Freiwürfen auf 73:67. Wieder hielt Parker Jackson-Cartwright dagegen, und sechs Minuten vor dem Ende war die Partie beim Stand von 77:76 wieder eine enge Kiste. Dann traf Felix Hoffmann seinen zweiten Dreier, Nano Parodi einen Sprungwurf und Desi Rodriguez ließ sechs weitere Punkte folgen – nach einem 11:0-Lauf lag s.Oliver Würzburg zwei Minuten vor Schluss mit zwölf Punkten vorne (88:76) und sah bereits wie der sichere Sieger aus.
Die Gäste hatten etwas dagegen und verlagerten ihre Verteidigung nach einer Auszeit von Tuomas Iisalo in die Würzburger Hälfte des Feldes. Der Druck war erfolgreich und führte zu mehreren Würzburger Ballverlusten, nachdem Spielmacher Nano Parodi kurz zuvor sein fünftes Foul kassiert hatte. s.Oliver Würzburg hielt aber defensiv weiter voll dagegen – unter anderem blockte Julian Albus einen Dreierversuch seines ehemaligen Teamkollegen Skyler Bowlin.
Trotzdem kam Bonn noch einmal in Schlagdistanz und machte einen Krimi aus dem Spiel – Saulius Kulvietis traf 31 Sekunden vor dem Ende einen Dreier zum 90:88. Der nächste Bonner Dreierversuch zur möglichen Führung ging an den Ring, Craig Moller schnappte sich den Rebound und versenkte nach einem taktischen Foul der Gäste beide Freiwürfe zum 92:88.
Dieses Spielchen wiederholte sich nach einem Bonner Korbleger zum 92:90 – 5,8 Sekunden vor dem Ende war es Charles Callison, der den zweiten seiner beiden Freiwürfe zum Endstand von 93:90 traf. Ein letzter Dreierversuch von Jackson-Cartwright aus gut neun Meter war nicht mehr erfolgreich, und der fünfte Heimsieg von s.Oliver Würzburg konnte zusammen mit den Fans ausgelassen gefeiert werden.
s.Oliver Würzburg – Telekom Baskets Bonn 93:90 (24:21, 25:18, 19:28, 25:23)
Für s.Oliver Würzburg spielten:
Desi Rodriguez 21 Punkte (12 Rebounds), Craig Moller 20/3 Dreier, Cameron Hunt 13/1 (3 Steals), Felix Hoffmann 12/2, Nano Parodi 11/1 (7 Assists/3 Steals), Filip Stanic 8, Julian Albus 4, Charles Callison 4, Alex King, Julius Böhmer.
Top-Performer Bonn:
Parker Jackson-Cartwright 30/3 (7 Assists), Jeremy Morgan 21/5, Saulius Kulvietis 11/3, Tyson Ward 10/1.
Key Stats:
Freiwürfe: Würzburg 20 von 26 (77 Prozent) – Bonn 9 von 13 (69 Prozent)
Punkte in der Zone: Würzburg 44 – Bonn 34
Dreierquote: Würzburg 54 Prozent – Bonn 36 Prozent
Stimmen zum Spiel
Felix Hoffmann, Kapitän von s.Oliver Würzburg:
„Es verfolgt uns schon seit einiger Zeit, dass wir gewonnen geglaubte Spiele am Ende wieder ziemlich spannend machen. Heute konnten wir zum Glück den Kopf nochmal aus der Schlinge ziehen und uns belohnen. Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft. Der Fuß mit dem Sehnenanriss wird jetzt sofort gekühlt und in der Länderspielpause behandelt. Ständig mit Schmerzen zu spielen und zu trainieren ist purer Wille. Ich bin Würzburger, lebe diesen Verein und will nicht absteigen, weil ich weiß, was für den Standort bedeutet. Deswegen versuche ich immer mit gutem Beispiel voranzugehen und alles reinzuhauen. Ob ich selbst Punkte mache oder nicht ist mir egal, Hauptsache wir gewinnen.“
Desi Rodriguez, s.Oliver Würzburg:
„Ich bin durch meine Verletzung vielleicht bei 70 oder 80 Prozent und versuche einfach rauszugehen und alles zu tun, um dem Team zu helfen. Es war ein ganz wichtiger Sieg. Wir haben einfach gut verteidigt und es geschafft, Parker Jackson-Cartwright so gut wie möglich zu kontrollieren.“
Sasa Filipovski, Headcoach s.Oliver Würzburg:
„Ich denke, dass wir heute bis auf die letzten beiden Minuten sehr gut gespielt haben. Dann haben wir Nerven gezeigt, als Bonn gepresst und viel Druck gemacht hat. Darauf haben wir nicht gut reagiert. Aber ich bin sehr glücklich für meine Spieler, weil wir gegen den Zweiten der Tabelle und einen sehr starken Gegner gewonnen haben. Bonn spielt eine sehr gute Verteidigung und hat uns das Leben schwer gemacht. Bei den Rebounds hatten wir teilweise Probleme, aber wir hoffen, dass uns ab dem nächsten Spiel unser neuer Big Man helfen kann. Für Charles Callison war es das erste Spiel nach nur einer Trainingseinheit, deswegen war es heute schwierig für ihn. Vielen Dank an unsere Fans, dieser Sieg ist für sie.“
Tuomas Iisalo, Headcoach Telekom Baskets Bonn:
„Glückwunsch an Würzburg und Coach Filipovski. Die erste Halbzeit hat heute den Unterschied ausgemacht. Wir waren nicht bereit für das erste und auch nicht für das zweite Viertel, Würzburg war ganz klar das Team mit der größeren Intensität. Es mag wie ein blödes Klischee klingen, aber ich hatte heute zum ersten Mal in dieser Saison das Gefühl, dass der Gegner den Sieg mehr wollte als wir. Das sollte aber unsere DNA sein und schmerzt mich deshalb sehr. In der zweiten Halbzeit haben wir alles gegeben und sind zurück ins Spiel gekommen. Aber wenn man es zulässt, dass das andere Team heiß läuft und sich gut fühlt, dann ist es schwierig zu gewinnen. Es ist am Ende noch einmal ganz eng geworden, aber wie gesagt: Entscheidend war heute unsere Einstellung am Anfang des Spiels.“