Knappe Niederlage in Ulm


Die nächste Überraschung ist ausgeblieben: Trotz einer neuen BBL-Saisonbestleistung von 41 Punkten durch Desi Rodriguez und hartem Kampf bis zum Schluss muss s.Oliver Würzburg weiter auf den ersten Auswärtssieg der Saison warten. Nur 48 Stunden nach dem Heimsieg gegen die Telekom Baskets Bonn gewannen die Unterfranken im Nachholspiel am Freitagabend in Ulm die erste Halbzeit und lagen auch nach 26 Minuten noch knapp in Führung. Durch einen 8:0-Lauf der Gastgeber gerieten die Schützlinge von Headcoach Sasa Filipovski dann vor 3.000 Zuschauern in der ratiopharm arena aber vorentscheidend in Rückstand und konnten das Ergebnis anschließend nicht mehr zu ihren Gunsten drehen.

Fünf Minuten vor dem Ende musste Filipovski nach einem disqualifizierenden Foul in die Kabine, und trotz großem Einsatz bis zum Schluss unterlag s.Oliver Würzburg mit 86:92 (42:39) bei ratiopharm ulm. „Es ist eine schwierige Saison für uns, aber wir werden gegen jeden Gegner immer unser Bestes geben. Wir sehen Ulm gleich nach der Länderspielpause wieder und werden alles dafür tun, um sie zuhause zu schlagen“, sagte Desi Rodriguez nach seiner Galavorstellung.
Den bisherigen Saisonrekord der easyCredit BBL hielt Parker Jackson-Cartwright von den Telekom Baskets Bonn – er erzielte im Januar 40 Zähler gegen Brose Bamberg. Dass diese Bestmarke in Gefahr geraten könnte, deutete sich im Nachholspiel des 12. BBL-Spieltags bereits im ersten Viertel an: Trotz seiner Achillessehnenbeschwerden nutzte Desi Rodriguez die Abwesenheit des am Knöchel verletzten Ulmer Centers Cristiano Feliciano erfolgreich aus und hatte nach sechs gespielten Minuten einer ausgeglichenen, unterhaltsamen und von beiden Seiten intensiv geführten Partie bereits seine ersten zwölf Zähler auf dem Konto.

11:15 lautete der Spielstand zu diesem Zeitpunkt, und außer dem 25-jährigen US-Amerikaner hatte bis dahin nur Kapitän Felix Hoffmann mit einem Dreier aus acht Meter zum 9:9 in der 5. Minute für die Gäste gepunktet. Aber auch in den Phasen, in denen Rodriguez seine verdienten Pausen bekam, hielt s.Oliver Würzburg in der ersten Halbzeit voll dagegen und lieferte dem EuroCup-Team aus Ulm eine Partie auf kämpferischer und spielerischer Augenhöhe.

Neuverpflichtung Charles Callison erzielte die letzten Punkte im ersten Abschnitt, der mit 20:21 knapp an die Unterfranken ging. Auch im zweiten Viertel war es ein offener Schlagabtausch mit mehreren Führungswechseln, bis Desi Rodriguez wieder auf‘s Parkett kam, seine nächsten acht Zähler markierte und so für die erste etwas deutlichere Führung sorgte (31:37, 17. Minute). Auch den zweite Abschnitt gewann s.Oliver Würzburg mit 19:21 knapp und konnte beim Spielstand von 39:42 mit einer Führung in die Kabinen gehen.

Mit 20 Zählern in Halbzeit eins hatte Desi Rodriguez seinen persönlichen BBL-Bestwert von 23 Punkten schon vor dem Seitenwechsel fast erreicht. Das dritte Viertel startete er mit einem Korbleger zum 39:44, dann waren zunächst die Gastgeber am Zug, bei denen vor allem Spielmacher Semaj Christon nach der Pause stark aufspielte und 15 seiner insgesamt 18 Punkte erzielte.

Nach einem Korbleger des jungen Centers Nicolas Bretzel zur Ulmer 51:49-Führung war es dann aber wieder Rodriguez, der der Partie seinen Stempel aufdrückte: Seine Punkte Nummer 23 und 24 erzielte er mit einem einhändigen Fastbreak-Dunk, ließ fünf weitere Zähler folgen und warf sein Team damit wieder zu einer denkbar knappen 55:56-Führung (26. Minute).

Einige Konzentrationsschwächen der Gäste konnten die Ulmer direkt im Anschluss zu einem 8:0-Lauf nutzen. der sich im weiteren Spielverlauf als vorentscheidend erweisen sollte. s.Oliver Würzburg geriet dadurch mit 63:56 ins Hintertreffen und schaffte es im Anschluss nicht mehr, das Spiel noch einmal zu drehen.

Sicher fühlen durften sich die Hausherren an diesem Abend aber zu keinem Zeitpunkt: Nach einem Dunking von Filip Stanic und einem Dreier in der letzten Sekunde des dritten Viertel von Cameron Hunt ging es beim immer noch knappen Spielstand von 65:61 in den Schlussabschnitt.

Durch die nächsten sieben Punkte von Semaj Christon konnte sich Ulm dann zunächst wieder absetzen, dank der schwachen Freiwurfquote der Gastgeber, die fast doppelt so viele Freiwürfe zugesprochen bekamen wie s.Oliver Würzburg, wurde der Vorsprung aber nicht zweistellig. Lediglich Tommy Klepeisz traf seine beiden Würfe von der Linie sicher, nachdem Würzburgs Headcoach Sasa Filipovski in der 35. Minute von den Schiedsrichtern in die Kabine geschickt worden war.

In den folgenden beiden Minuten gab s.Oliver Würzburg noch einmal alles und verkürzte nach einem Ballgewinn von Felix Hoffmann wieder auf 81:77 – Desi Rodriguez vollendete den Fastbreak mit einem Korbleger.

Näher heran kamen die Gäste dann aber nicht mehr: Ulm erzwang nach einer Auszeit zwei Würzburger Ballverluste, konnte auf 86:77 davonziehen und den Heimsieg danach trotz weiterhin starker Würzburger Gegenwehr über die Zeit retten. So blieb den Gästen als einziger echter Grund zur Freude am Freitagabend die Galavorstellung von Desi Rodriguez, der in der Schlussphase weitere sechs Punkte auflegen und mit der letzten Offensivaktion des Spiels den bisherigen Saisonrekord von Parker Jackson-Cartwright toppen konnte.

ratiopharm ulm – s.Oliver Würzburg 92:86 (20:21, 19:21, 26:19, 27:25)
Für s.Oliver Würzburg spielten:
Desi Rodriguez 41 Punkte (7 Rebounds), Cameron Hunt 13/3 (6 Assists), Felix Hoffmann 9/2 (7 Rebounds), Craig Moller 8/2, Filip Stanic 6, Nano Parodi 4 (7 Assists/3 Steals), Julian Albus 3/1, Charles Callison 2, Alex King.

Top-Performer Ulm:
Jaron Blossomgame 21/1, Semaj Christon 18/1 (6 Rebounds/6 Ass.), Karim Jallow 13/1, Philipp Herkenhoff 11 (7 Reb.), Nicolas Bretzel 10 (7 Reb.)

Key Stats:
Freiwürfe: Würzburg 12 von 16 (75 Prozent) – Ulm 18 von 31 (58 Prozent)
Trefferquote aus dem Feld: Würzburg 52 Prozent – Ulm 58 Prozent
Fastbreak-Punkte: Würzburg 6 – Ulm 10

Stimmen zum Spiel
Desi Rodriguez, s.Oliver Würzburg:
„Meine Teamkollegen fordern mich im Training und haben mir heute geholfen. Wir gehen immer raus, um zu kämpfen, das haben wir heute auch getan. Es ist eine schwierige Saison, aber wir werden gegen jeden Gegner immer unser Bestes geben. Ich bin stolz auf die Mannschaft, und außerdem sehen wir Ulm nach der Pause in zwei Wochen wieder und werden dann alles dafür tun, um sie zuhause zu schlagen. Ich versuche, nicht an meine Verletzung zu denken und sie darf auch keine Entschuldigung sein. Heute habe ich mich besser gefühlt, und ich werde sowieso immer hundert Prozent geben.“

Steven Key, Co-Trainer s.Oliver Würzburg:
„Wir wussten, dass es heute ein harter Kampf und ein sehr physisches Spiel werden würde, nachdem Ulm seine letzten Spiele verloren hatte. Wir wussten, dass sie alles tun würden, um mit einem Sieg in die Länderspielpause zu gehen, und so war es dann auch. Am Statistikbogen sieht man bei den Rebounds und an der Tatsache, dass sie fast doppelt so viele Freiwürfe hatten, dass sie physischer und mit mehr Energie gespielt haben als wir. So etwas hat nichts mit Talent zu tun, sondern mit Einsatz, und da waren wir nicht in allen Situationen voll da.“

Jaka Lakovic, Headcoach ratiopharm ulm:
„Es war ein sehr wichtiges, ein sehr intensives und ein sehr emotionales Spiel für uns, nachdem wir in den letzten Wochen Verletzungsprobleme hatten. Wir hatten bisher auch keine drei Spiele hintereinander verloren, das hat einige Spieler etwas verunsichert. Außerdem war es ein Spiel, in dem die Jungs auch nicht mehr viel Energie in ihren Batterien hatten. Würzburg spielt unter Coach Filipovski sehr guten Basketball, und es ist superwichtig für uns, mit diesem Sieg in die Länderspielpause zu gehen. Ich bin sehr glücklich für die Spieler und die Fans.“