Erneut geht ein hoch dotierter Forschungspreis der EU an die Universität Würzburg: Die Biochemikerin Katrin Paeschke erhält für ihre Forschung einen renommierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) und damit verbunden rund 1,5 Millionen Euro.
Im Mittelpunkt von Dr. Katrin Paeschkes Forschung steht eine außergewöhnliche Faltung der DNS, die auch im menschlichen Erbgut zu finden ist. Paeschke interessiert sich für den Einfluss dieser Struktur auf die Stabilität des Genoms. „Es wird diskutiert, dass diese Strukturen sowohl einen positiven Einfluss auf unser Erbmaterial haben, aber durch ihre Stabilität auch Schäden in unserem Erbmaterial hervorrufen, was beispielsweise in Krebs oder anderen genetischen Krankheiten beobachtet wird“, sagt die Wissenschaftlerin.
In Zukunft kann Paeschke ihre Forschung intensivieren: In Anerkennung ihrer bisherigen Arbeit hat ihr der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) einen ERC Starting Grant für Nachwuchswissenschaftler, dotiert mit rund 1,5 Millionen Euro, zugesprochen. Die Laufzeit dieser Förderung beträgt fünf Jahre.
Katrin Paeschkes Forschung
Das Erbmaterial, die DNS, liegt in jeder Zelle geordnet als Doppelhelix vor und ist um Proteine herum gewunden, verpackt und spezifisch gefaltet. „Eine spezielle Faltung unseres Erbmaterials kann in solchen Regionen entstehen, die einen hohen Anteil an Guanin, einem Baustein der DNS, aufweisen“, erklärt Paeschke. Diese spezielle Faltung wird von Wissenschaftlern G-quadruplex Struktur genannt. Diese G-quadruplex Strukturen sind Knäuel ähnlich und können an bestimmten Stellen im Genom vorkommen und dort Einfluss auf biologische Prozesse nehmen.
Paeschke erforscht solche Strukturen bereits seit etlichen Jahren; sie konnte in verschiedenen Versuchen zeigen, dass diese Faltungen in Zellen existieren und dass bestimmte Motorproteine essentiell sind, um diese Knäuel-artigen Strukturen zu entwinden. Ohne diese Motorproteine, sogenannte Helikasen, kommt es zu Schäden an diesen Stellen im Genom.
In Würzburg arbeitet Katrin Paeschke seit gut drei Jahren. Mit einem Stipendium aus dem Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro ausgestattet, wechselte sie im Februar 2012 von der Universität Princeton (USA) an das Biozentrum der Universität Würzburg und hat dort am Lehrstuhl für Biochemie ihre eigene Forschungsgruppe etabliert.
Das Erbgut der Bäckerhefe im Visier
Am Beispiel der Bäckerhefe konzentriert sich die Wissenschaftlerin vor allem auf die DNS-Replikation, also den Vorgang, in dem die Erbinformation verdoppelt wird. Da es in vielen Krebszellen vor allem während dieser Phase zu Fehlregulationen kommt, ist die Bildung von G-quadruplex-Strukturen hier
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besonders wichtig: Sie halten den Vorgang auf und verlangsamen so das Zellwachstum, was ein gewünschter Effekt in der Krebstherapie ist.
Der Schritt von der Bäckerhefe zum Menschen sei nicht so weit, wie man vermuten könne, da viele Prozesse, Funktionen und der Aufbau der Zelle von Mensch und Hefe übereinstimmten, erklärt Paeschke. Die Erkenntnisse über Prozesse in der Hefe ließen sich deshalb gut übertragen. Darüber hinaus besitze die Forschung am Hefe-Erbgut eine Reihe von Vorteilen: Das Genom der Hefe sei einfach und effizient manipulierbar, die Arbeit sei kostengünstig und ethisch unbedenklich.
Zur Person
Katrin Paeschke (Jahrgang 1979) ist in Monheim am Rhein aufgewachsen. Von 1999 bis 2001 absolvierte sie an der Universität Bonn das Grundstudium der Biologie und wechselte dann für ihr Hauptstudium zur Biochemie. Für ihr Promotionsstudium ging sie an das Institut für Zellbiologie der Universität Witten/Herdecke. 2006 wurde sie mit einer Arbeit über „The in vivo regulation of the telomere complex“ promoviert. Von März 2007 bis zu ihrem Wechsel nach Würzburg 2012 forschte sie als Postdoc am Institut für Molekularbiologie der Universität Princeton (USA).
Zahl der Bewerber und Preisträger
Wie der Europäische Forschungsrat vor wenigen Tagen bekannt gab, wurden in der diesjährigen Bewerbungsrunde 328 Wissenschaftler aus 38 europäischen Ländern mit einem Starting Grant bedacht. Deutschland steht dabei mit 70 geförderten Wissenschaftlern an der Spitze der Statistik, gefolgt von Großbritannien (55), Frankreich (43) und den Niederlanden (34). Insgesamt 3273 Forscher hatten sich für die Förderung beworben – wobei der Anteil erfolgreicher Antragstellerinnen von 30 Prozent im Vorjahr auf jetzt 33 Prozent gestiegen sei, wie der Forschungsrat betont. Die „Erfolgsrate“ der Wissenschaftlerinnen sei damit beinahe exakt so hoch wie die ihrer männlichen Kollegen. 485 Millionen Euro fließen nun aus dem Haushalt der EU in diese Förderlinie.
Zielgruppe der Förderung
Ziel der Starting Grants ist es, jungen Wissenschaftlern die Gelegenheit zu geben, ihre Forschung selbstständig fortzuführen. In den Genuss dieser Förderung kommen nur Nachwuchsforscher mit vielversprechender wissenschaftlicher Erfolgsbilanz und einem exzellenten Forschungsvorschlag.
Kontakt
Dr. Katrin Paeschke, T: (0931) 31 88473, katrin.paeschke@biozentrum.uni-wuerzburg.de
Zu Katrin Paeschkes Homepage (http://www.biochem.biozentrum.uni-wuerzburg.de/scienceresearch_groups/paeschke_group_genome_stability/)