Die letzte „Kaiserin“ und „Würzburgerin“ Regina von Habsburg ist gestorben
Sie war keine Frau, die Öffentlichkeit suchte. Regina von Habsburg– die Ehefrau von Otto von Habsburg ist tot. Für Österreichs Monarchisten war die bescheidene Dame einfach „die Kaiserin“. Ihr Mann, Otto von Habsburg , jetzt im Alter von 95 Jahren, ist der Sohn des letzten österreichischen Monarchen. Als Frau des Thronfolgers wäre sie die Kaiserin von Österreich, wenn das k.u.k.-Reich 1918 nicht zusammengebrochen wäre.
Die gebürtige Prinzessin von Sachsen-Meiningen lernte ihren Mann 1949 als Caritashelferin in einem ungarischen Flüchtlingslager kennen. Die ersten Jahre waren nicht einfach für das junge Paar, der letzte Kaisersohn galt in Österreich als unerwünscht. Das Ehepaar hatte Einreiseverbot bis 1961
Während ihr Mann für ein vereintes Europa kämpfte, blieb Regina von Habsburg die Frau im Hintergrund. Seit 10. Mai 1954 ist ihr ständiger Wohnsitz, gemeinsam mit Otto von Habsburg-Lothringen, die Villa Austria (oder „Kaiservilla“) in Pöcking am Starnberger See. Sie zogen sieben Kinder groß und hatten 22 Enkel. Sie engagierte sich stark in sozialen Einrichtungen wie der „Münchner Tafel“. In Pöcking und Umgebung war sie in Heimen und Krankenhäusern bei vielen Kranken und Alten immer wieder zu Besuch. Zu ihrer Beisetzung wird der Adel Europas erwartet. Sie wird in der Kapuzinergruft ihre letzte Ruhe finden – der Begräbnisstätte des Hauses Habsburg in Wien.
Was hat Regina von Habsburg mit Würzburg zu tun?
Sie wurde am 6. Januar 1925 als Regina Helene Elisabeth Margarete Prinzessin von Sachsen Meiningen als das jüngste von vier Kindern des früheren Herzogs Georg III. von Sachsen-Meiningen (1892 bis 1946) und Klara-Marie Gräfin von Korff, genannt Schmising-Kerssenbrock (1895 bis 1992) in Würzburg geboren.
Regina von Habsburg-Lothringen hatte immer wieder Beziehungen zu Würzburg – zum Beispiel bei der Geburt ihrer Kinder Prinzessin Andrea-Maria am 27. Mai 1953 und der Zwillingstöchter Michaela und Monika am 13. September 1954 in unserer Stadt. Prinzessin Andrea-Maria wurde in der Kapelle der Universitätsfrauenklinik Würzburg getauft. Die Zwillingstöchter in der Kapelle des Mutterhauses der Barmherzigen Schwestern in Anwesenheit unter anderem von Erzherzog Otto von Habsburg, Herzogin Klara von Sachsen-Meiningen und Exkaiserin Zita.
Der Vater von Regina von Habsburg-Lothringen starb an ihrem 21. Geburtstag 1946 mit 53 Jahren in russischer Gefangenschaft. Ihre drei Geschwister waren Anton-Ulrich (1919 bis 1940), der im Frankreich-Feldzug fiel, der Mönch Friedrich-Albert (1921 bis 1997) und Marie Elisabeth (1922 bis 1923).
Am 10. Mai 1951 heiratet sie den am 20. November 1912 geborenen Otto von Habsburg, den Sohn Kaiser Karl I. von Österreich und Zita Maria delle Garzie di Borbone, Principessa di Parma, in der Eglise des Cordeliers in Nancy, Frankreich mit dem Segenswunsch von Papst Pius XII. .Sie hatten sich bei der Arbeit in einem ungarischen Flüchtlingslager kennen gelernt. Der Kaisersohn besitzt die österreichische, deutsche und ungarische Staatsbürgerschaft. 1957 legte das österreichische Innenministerium den Namen „Dr. Otto Habsburg-Lothringen“ fest, die Führung des dynastischen Namens „Otto von Österreich“ wurde amtlich untersagt. Otto von Habsburg, der älteste Sohn des letzten österreichischen Kaisers, hatte 1961 auf seine Thronansprüche verzichtet. Der Chef des ehemaligen Kaiserhauses gab die Verzichtserklärung gemäß Habsburger-Gesetz von 1919 ab und konnte 1966 wieder nach Österreich einreisen. Otto von Habsburg war auch Präsident der Paneuropa-Union und langjähriger Europaabgeordneter der bayerischen CSU. In dieser Eigenschaft war er mehrmals in Würzburg und Umgebung.
In der 1. Abteilung des Würzburger Hauptfriedhofes ist auch der Universitätsprofessor, Ordinarius für Gynäkologie und Geburtshilfe und Direktor der Universitäts-Frauenklinik von 1947 bis 1961, Dr. Karl Burger bestattet. Er wurde 1893 geboren und ist am 22. Mai 1962 in Würzburg verstorben. Seine Frau Margit starb am 2. Dezember 1983 und liegt mit ihm im Grab. Dr. Karl Burger war der Arzt der Familie Otto von Habsburgs, deren Kinder in Würzburg bei Burger zur Welt kamen. Mit dem Wiederaufbau der Frauenklinik in Würzburg ist untrennbar der Name Karl Johann Burger verbunden. Burger kam 1947 als angesehener früherer Ordinarius für Gynäkologie von Budapest nach Würzburg. In Budapest hatte er zuletzt den Lehrstuhl II für Frauenheilkunde der Universität inne. In Würzburg auf dem Lehrstuhl für Geburtshilfe und Gynäkologie entfaltete er als wahrer „Grandseigneur“ seines Faches eine in jeglicher Hinsicht segensreiche Tätigkeit. Sein frauenärztliches Wirken war von großem Verantwortungsbewusstsein getragen.
Professor Hans Franke schrieb über Burger:
„Einmal wurde ich dringend auf die geburtshilfliche Station seiner Klinik zu einem internistischen Konsiliarbesuch gerufen. Burger gab mir dabei zu verstehen, dass er aus bestimmten Gründen auch mir nicht Herkunft und Name der Schwangeren mitteilen dürfe. Mir wurde es bald bewusst, dass es sich bei der liebenswürdigen Patientin um eine Prinzessin aus dem Hause Gotha-Meiningen-Coburg handeln müsste. Meine Anrede schwankte zwischen Durchlaucht und Hoheit. Als danach ihr Ehemann im Beisein von Professor Burger um das Ergebnis der Untersuchung und um entsprechende therapeutische Ratschläge bat, erkannte ich in meinem Gesprächspartner den früheren österreichischen Thronfolger Erzherzog Otto von Habsburg. Ich selbst titulierte ihn mit Hoheit; auf einen mich strafenden Blick von Burger steigerte ich meine Anrede auf königliche bzw. kaiserliche Hoheit; während Burger als treuer Anhänger der ehemaligen ungarisch-österreichischen Monarchie stets nur von „Majestät“ sprach. Die Geburt des Kindes von Otto von Habsburg, einer Erzherzogin, ging glatt vonstatten. Die örtliche Presse berichtete ausführlich darüber, so am 3. und 8. Juni 1953. Die kleine Erdenbürgerin wurde in Würzburg auf rasch aus Österreich herbeigeschaffter Erde von dem Grazer Erzbischof getauft. Dennoch hatte diese Geburt ein politisches Nachspiel. Die Würzburger standesamtliche Eintragung einer Erzherzogin von Österreich-Habsburg musste einige Monate später auf energischen Einspruch der Österreichischen Bundesregierung in Bonn aufgrund eines früheren Staatsvertrages in die einfach Form von Habsburg umgewandelt werden.“
Frau Gertrud Decker vom Würzburger Blumenhaus-Decker erinnerte sich ebenfalls an eine Geburt, sie durfte Blumen in das Krankenhaus bringen. Als sie dort Probleme beim Überbringen hatte, bat sie eine dort angetroffene Dame ihr doch mal die kurz die Blumen zu halten, danach erfuhr sie, das ihre „Hilfskraft“ Kaiserin Zita war.
Text u. Foto: Willi Dürrnagel