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Georg Angermaier


Georg Angermaier wurde vor einhundert Jahren, am 6. Januar 1913, als Sohn eines Schuhmachermeisters und seiner Frau in Würzburg geboren. Der außerordentlich begabte Schüler erhielt, seinem Berufswunsch, Priester zu werden, entsprechend, einen Studienplatz im Kilianeum. Hier befreundete er sich mit seinem Mitseminaristen Julius Döpfner, diese enge Freundschaft war bis an sein Lebensende für beide von großer Bedeutung.

Georg Angermaier spielte eine maßgebliche Rolle im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Priester, Bischöfe und der Laie Angermaier forderten 1941 von der Bischofskonferenz eine „Klärung in schwersten Gewissensfragen“. In einem Hirtenbrief, den Angermaier maßgeblich entworfen hatte, sollten die Bischöfe öffentlich beklagen, dass durch die Nazis „selbst die von Gott in seine Schöpfungsordnung gelegten unverrückbaren Gesetze missachtet und verletzt werden“. Der Würzburger nannte den Schutz des Privateigentums, der Wahrheit und der Ehre, der persönlichen Freiheit, des Lebens und überhaupt den Schutz des Rechtes.

Als 20jähriger hatte Georg Angermaier in Würzburg zwei Semester Theologie studiert, als in ihm der Beschluss reifte, sich nicht dem Zölibat beugen zu wollen. Er wechselte zur Enttäuschung seiner Umgebung zu Jura und Staatswissenschaft. Während seines Studiums engagierte sich Angermaier für seine katholische Studentenverbindung Normannia und geriet dadurch in Konflikt mit der nationalsozialistischen Studentenführung. Seine geistigen Fähigkeiten waren überragend, und trotzdem bekam er keine Anstellung an der Universität oder im Rechtswesen. Der überzeugte Katholik widerstand den Nazis, und die machten ihm alle beruflichen Möglichkeiten zunichte. Er galt als „unzuverlässig“.

Angermaier wurde im Herbst 1939 als Justitiar der Diözesen Würzburg und Bamberg eingestellt. Dies sowie seine Tätigkeit als juristischer Berater der bayerischen Ordensgemeinschaften sicherten seiner jungen Familie schließlich die Existenz. Und in dieser Funktion verabreichte er den Nationalsozialisten eine juristische Niederlage nach der anderen. Er wurde eingezogen und bei den Kämpfen in Frankreich eingesetzt, kümmerte sich aber erfolgreich, um auf einen „Bereitstellungsschein“ im August 1940 entlassen zu werden.

Angermaier fand bald Kontakt zum Widerstand. Er hatte Verbindungen zu den Attentätern des 20. Juli 1944, zum Kreisauer Kreis und zu anderen Gruppen. Der Würzburger beteiligte sich maßgeblich an einem Entwurf für einen neuen Staat. Die Nazis konnten ihm nichts nachweisen, er blieb vom Schicksal seiner Mitkämpfer – Verhaftung, Folter und Tod – verschont. Die Hintergründe seines Todes am 27. März 1945 konnten nicht aufgeklärt werden. Ein SS-Wagen hatte ihn angefahren; ob Mordabsichten dahinter standen oder lediglich ein böser Zufall bleibt im Dunkeln.

Sein Engagement hat deutliche Spuren hinterlassen. Viele hatten beim demokratischen Aufbau nach der Hitlerdiktatur auf ihn gesetzt. Josef Brennfleck, der Kommandeur der Einheit, in der Angermaier als Soldat diente, charakterisierte ihn im Sommer 1945 so: Angermaier sei für Würzburg viel zu schade, „den brauchen wir an ganz anderer Stelle. Er wäre in der bayerischen Regierung sehr notwendig: Junge, energische, sichere und gescheite Leute fehlen sehr“.
Text und Foto: Willi Dürrnagel