Der Kulturpreis der Stadt Würzburg geht im Jahr 2020 an die Künstlerin Elvira Lantenhammer. Als Malerin zeichnet sich Elvira Lantenhammer seit vielen Jahren durch ein Werk aus, das im höchsten Maße eigenständig für sich selbst steht und auch überregional vielfach Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden hat. Vor allem mit ihren „Lageplänen“ hat Elvira Lantenhammer seit 1996 ihre ganz eigene Art der Farbmalerei entwickelt.
Auch wenn die Künstlerin auf Schloss Homburg in Triefenstein lebt, wird sie seit Jahren als „Würzburger Künstlerin“ wahrgenommen. So ist sie nicht nur in den Würzburger Künstlernetzwerken und Gruppen sehr aktiv, auch hat sie ihre Arbeiten vielfach in der Stadt ausgestellt und sich darüber hinaus an zahlreichen Gemeinschaftsaktionen, wie beispielsweise den Tagen des offenen Ateliers, sehr engagiert beteiligt. Zudem veranstaltet sie auf Schloss Homburg Ausstellungen mit befreundeten Künstlern und organisiert jährlich eine Sommerakademie, mit der sie das kulturelle Leben der Region bereichert.
Seit ihrem Kunststudium in München in den 1980er Jahren untersucht die zuvor als Restauratorin ausgebildete und daher immer auch an der Farbmaterie und der handwerklichen Anwendung der Farbe interessierte Malerin die Wirkung von Farben. Fein abgestimmt oder in kühnen Komplementärkontrasten, in Schichten übereinander aufgetragen oder so durchlässig, dass die helle Grundierung hindurchschimmert: Jedes der Bilder ist ein sinnliches Erlebnis für sich, das ganz wesentlich auf Farbsensitivität beruht. Elvira Lantenhammer bewegt sich damit in einer Tradition der Farbmalerei, wie sie vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA begründet und kultiviert wurde: Künstler wie Barnett Newman, Mark Rothko oder Clyfford Still, die aus dem Abstrakten Expressionismus hervorgegangen waren, machten die Farbe zum Hauptakteur ihrer Bilder. Die Farbwahl und ihr Auftrag erfolgt im Unterschied etwa zu Josef Albers‘ systematischen Farbuntersuchungen intuitiv, in einem Erspüren der Farbwirkungen und ihres Zusammenspiels.
Die in den „Lageplänen“ visualisierten „Orte“ können Orte des Geistes oder der Mythologie sein („Lageplan Apokalypse“ oder „Atlantis“), oder konkrete Städte, Dörfer, Länder – wie etwa in den Lageplänen zu Rom, zu Würzburg, zu Aschaffenburg. Gelegentlich spiegeln Elvira Lantenhammers Werke Formen wider, die einen Ort besonders prägen, wie die Form der Hafenbecken in den Lageplänen „Bremerhaven“. Meist jedoch sind es allein die Farbklänge und ihr Miteinander in einem fein austarierten Gefüge von Farbflächen, die die emotionalen und energetischen Qualitäten eines Ortes oder eines Landes spürbar machen. So hat jeder Ort, jedes Land, das Elvira Lantenhammer in den letzten Jahren häufig im Rahmen von Künstlerstipendien bereist hat, einen eigenen Klang.
Elvira Lantenhammers Malerei nimmt in der Region eine singuläre Position ein. Ihre Arbeit wurde bereits gewürdigt: 1994 erhielt sie den Kunstförderpreis des Bayerischen Staates und 2000 ein Atelierstipendium des Bayerischen Staates; 2013 bis 2017 reiste sie mit „artist in residence“-Stipendien nach Bremerhaven, Bulgarien, Virginia (USA) und Otsu in Japan.
Mit dem Kulturpreis der Stadt Würzburg erhält Elvira Lantenhammer die höchste kulturelle Auszeichnung der Stadt, die im Wechsel mit dem Peter C. Ruppert Preis für Konkrete Kunst in Europa verliehen wird. Damit reiht sich die Malerin in eine illustre Reihe von Würzburger Kunst- und Kulturschaffenden ein, darunter beispielsweise auch die Künstlerin Emy Roeder, der Kabarettist Frank Markus Barwasser oder der Pianist Michael Wollny, der zuletzt den Preis erhalten hatte.