Das Uniklinikum Würzburg bietet intraoperative Strahlentherapie bei Brustkrebs an


Eine technologische Neuanschaffung des Würzburger Universitätsklinikums ermöglicht bei Brustkrebspatientinnen eine Bestrahlung des Tumorbetts direkt nach der Tumorentfernung, noch während der Operation. Das Verfahren erhöht die Präzision der Strahlenapplikation und verkürzt die nachfolgende Strahlenbehandlung um mehrere Tage.

Das Mammakarzinom (Brustkrebs) wird heute nach Möglichkeit brusterhaltend operiert. „Der Preis für diesen Behandlungsweg, den etwa 80 Prozent der Brustkrebspatientinnen einschlagen, ist eine nachfolgende Bestrahlung der Brust“, berichtet Prof. Achim Wöckel, der Direktor der Würzburger Universitätsfrauenklinik. Ziel dabei sei es, nach der operativen Tumorentfernung eventuell noch verbliebene Tumorzellen zu zerstören und Rückfälle (Rezidive) zu verhindern.

Boost-Bestrahlung für das Tumorbett
„Das übliche Vorgehen dabei ist, über einen Zeitraum von rund sechs Wochen die gesamte Brust mit einer mittleren Strahlendosis zu bestrahlen“, schildert Prof. Michael Flentje, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des Uniklinikums Würzburg (UKW), und fährt fort: „Man weiß, dass das Risiko von weiteren Tumorzellen rund um den Tumorknoten im Abstand von ein bis zwei Zentimetern am größten ist. Deshalb applizieren wir häufig gegen Ende der Therapie im Rahmen einer so genannten Boost-Bestrahlung zusätzlich eine erhöhte Dosis auf diese Region.“

Intrabeam angeschafft
Eine Abwandlung dieses Konzepts ist die Intraoperativen Radiotherapie (IORT). Hierbei erfolgt die Boost-Bestrahlung noch während der Operation, direkt nach der Tumorentfernung. Technische Voraussetzung für diese Methode ist ein rund 500.000 Euro teures Gerät mit Namen „Intrabeam“, das von der Firma Zeiss hergestellt wird. Am Würzburger Universitätsklinikum wurde das Gerät kürzlich angeschafft. Es ist seit Mitte März im Einsatz.

Applikator-Kugel strahlt in der Tumorhöhle
Kernelement des Intrabeams ist ein kugelförmiger Applikator, der an einem Auslegerarm geführt wird. Diese Kugel wird nach dem operativen Ausräumen des Krebsgewebes in der entstandenen Tumorhöhle platziert. Nach dem Anschalten sendet die Kugel in alle Richtungen eine weiche Röntgenstrahlung aus. Die niedrig energetischen Röntgenstrahlen haben eine eng begrenzte Wirktiefe von nur ein bis zwei Zentimetern. Die Bestrahlung dauert zwischen elf und 20 Minuten. „Die IORT verlängert die Brustoperationen, die ansonsten zwischen einer und zweieinhalb Stunden dauert, um etwa 15 Minuten“, sagt Prof. Wöckel. Eine zusätzliche Viertelstunde, die allerdings fünf postoperative Bestrahlungssitzungen von außen einspart, wodurch das gesunde Gewebe geschont wird. „Ein weiterer essentieller Vorteil ist die exakte Lokalisation“, betont Prof. Flentje. „Wir bestrahlen bei der IORT mit vollkommener Sicherheit das Tumorbett, was bei der Boost-Bestrahlung von außen durch Straffungen der Brust und weitere Effekte oft nicht so einfach ist.“

Bis zu 100 IORT-Eingriffe pro Jahr geplant
Für welche Patientinnen die Intraoperative Radiotherapie in Frage kommt, diskutieren und bestimmen die Radiotherapeuten und Gynäkologen gemeinsam in einer Expertenkonferenz, dem Tumorboard. „Sobald wir alle Arbeitsabläufe etabliert und optimiert haben, rechnen wir mit etwa 100 IORT-Eingriffen pro Jahr“, kündigt Prof. Wöckel an. Der Klinikdirektor arbeitete schon vor seinem Start in Würzburg im Jahr 2014 etwa drei Jahre lang an der Universitätsfrauenklinik in Ulm mit einem Intrabeam-Gerät und ist von den Vorteilen des Verfahrens für die Patientinnen überzeugt. Mit der Neuanschaffung ist das UKW das einzige Klinikum in Nordbayern, das eine IORT anbieten kann.