Bildungsreferat und Bildungsbüro starten Zusammenarbeit mit Hochschulen und Gründern Fernunterricht und neue Lernformate zukunftsfähig machen


Wie lernen Schüler heute und in Zukunft? Die Zeit für diese Fragestellung ist überreif, denn der Lockdown im Zuge der Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Schule und Unterricht weiter gedacht werden müssen: „Fernunterricht, digitales Lernen und Lehren werden derzeit von allen Seiten diskutiert“, weiß Judith Jörg, Bürgermeisterin und Leiterin des Bildungs-, Schul- und Sportreferats. Denn für viele Schüler, Eltern und Schulen war die Situation während des Lockdowns unzulänglich bis mangelhaft.

Das Bildungs- und Schulreferat hat daher in den Sommerferien zu einem interdisziplinären, hochkarätig besetzten Austausch zwischen der Stadtverwaltung, der Hochschule und der Innovations- und Startup-Szene eingeladen. Die Intention war, Stimmungsbilder von Schülern, Lehrern sowie der Hochschule zu Lernen mit digitalen Medien zu erfragen und Ergebnisse aus der Wissenschaft und der Praxis zu diskutieren. Dabei sollten Bedarfe aufgedeckt, Zuständigkeiten geklärt und ein Netzwerk geschaffen werden.

„Ziel muss es sein“, so Stadtschulrätin Jörg, „Schülerinnen und Schülern künftig digitale Lernangebote, basierend auf einer technisch einwandfreien Infrastruktur, auch im Fernunterricht zu bieten – und, ganz wichtig dabei: Alle Schülerinnen und Schüler mitzunehmen.“ Mit Sorge beobachtet nämlich die Bürgermeisterin, dass in einzelnen Schulen, vornehmlich den Mittelschulen, bis zu 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler während des Lockdowns überhaupt nicht mehr erreicht wurden, sie waren einfach untergetaucht.
Aktuelle Befragungen seitens der Hochschule unter Lehrkräften brachten zutage, dass Fernunterricht in der Regel gut funktionierte, da viele SchülerInnen technikaffin seien. Schwierig sei hingegen die fehlende direkte Interaktion unter den Lehrkräften, fehlende Kontrolle, zusätzlicher Arbeitsaufwand und das Fehlen eines stabilen Netzes. Diese Ergebnisse wurden ergänzt von Selina Fehn der 1. Vorsitzenden des Würzburger Schülerladens, mit einem Stimmungsbild bei SchülerInnen, das zusammen mit dem Bildungsbüro eingeholt und ausgewertet wurde. Der Lehrstuhl für Mathematik befragte Lehrer und Eltern. Unter anderem kristallisierte sich dabei heraus, dass aufgrund von Datenschutzvorgaben viele einfache Online-Lösungen nicht erlaubt sind, zu viel über Technologie diskutiert wird anstatt über didaktisch aufbereitetes digitales Lernmaterial, dass Lernvideos kaum vorhanden oder unverständlich sind und dass die angemessene Nutzung bestehender bayernweiter Lernplattformen noch ausbaufähig ist.
„An diesen Herausforderungen wollen wir dran bleiben und gemeinsam weiterdenken“, so Nadine Bernard, Leiterin des Bildungsbüros der Stadt Würzburg. Im Zuge des weiteren Austausches ist daher angedacht, Arbeitsgruppen zu gründen, die die einzelnen Felder weiter aus eigenen Blickwinkeln bearbeiten werden, um lang- und kurzfristige Lösungen auf bestehenden oder neuen Angeboten zu entwickeln.
Am interdisziplinären Austausch nahmen teil: für die Stadt Würzburg Bürgermeisterin und Leiterin des Bildungs-, Schul- und Sportreferats Judith Jörg, Ole Münder (Leiter des Fachbereichs Schule), Nadine Bernard (Leiterin des Bildungsbüros), Dominika Simonetti (Bildungsbüro), Wissenschaftsbeauftragte Sabine Foster-Jackson. Für die Hochschulen: Dr. Astrid Carolus (Fakultät für Humanwissenschaften), Prof. Dr. Harald Wehnes (Lehrstuhl für Informatik III), Prof. Dr. Hans-Stefan Siller (Lehrstuhl für Mathematik V), Dr. Markus Elsholz (Geschäftsführer M!ND-Center, Universität Würzburg). Aus der Gründer- und Startup-Szene: Dr. Christian Andersen (Leiter ZDI), Yannik Rödel (Meetup Community und Coder Dojo Projektleiter), Christian Maier (Gründer von Cherry-Pick, Lohr am Main), außerdem Selina Fehn, 1. Vorsitzende des Schülerladens (inoffizielle StadtschülerInnen-Vertretung der Stadt Würzburg).

Auch der interdisziplinäre Austausch zwischen Hochschule, Stadtverwaltung und Gründern zur Weiterentwicklung schulischen Unterrichts fand mit einer Hybridlösung sowohl als Videokonferenz als auch vor Ort im ZDI statt. Foto: Dominika Simonetti