Kulturmedaillen 2020: Uneigensinnige Netzwerker ausgezeichnet


Die Würzburger Kulturmedaillen gehen in diesem Jahr an das Theater am Neunerplatz, den Verein „Würzburg liest“ und die Kulturmanagerin Antje Molz. Mit den Medaillen zeichnet die Stadt Würzburg Personen und Institutionen aus, die sich um das kulturelle Leben besonders verdient gemacht haben. Die großen Leistungen mussten in diesem Jahr bedauerlicherweise im allerkleinsten Rahmen gewürdigt werden. In Zeiten der Pandemie wurde aus dem geplanten Festakt in der Posthalle ein Fototermin mit kurzen Festreden im Rathaus.

Die Ausnahmesituation Corona bestimmte auch die Grußworte.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt machte deutlich, dass die Stadt ergänzend zu den Hilfestellungen des Freistaates und Bundes verschiedene Formen der Kulturförderung auf den Weg gebracht hat. So wurde beispielsweise neben Mietstundungen oder Zuschüssen zu entfallenen Formaten zusammen mit der Sparkassenstiftung auch das Programm „50×1000 Euro“ aufgelegt. Auch die nächsten Haushaltsberatungen werden nach mehreren Runden Tischen zur Be-darfsermittlung Aufstockungen für die Kultur bringen. Kulturreferent Achim Könneke erinnerte unter dem Oberbegriff „Hilfestellungen in finsteren Zeiten“ auch an die neuen Formate „Kulturpicknick am Hubland“ oder „Kultur ausm Hut“ hinter der Umweltstation, die halfen eine „neue Normalität“ entstehen zu lassen.
Bei den vielen aus der Not geboren Innovationen kann die Verleihung der Kulturmedaillen als eine Konstante der Würzburger Kulturförderung betrachtet werden und als eine vertraute Möglichkeit, Danke zu sagen.
Bei ganz unterschiedlichen Engagements, verbindet die Preisträger laut Schuchardt, dass sie allesamt große Netzwerker sind, die nicht nur die eigenen Belange im Blick haben, sondern andere mitreißen kön-nen und Vorbilder sind.

Das Theater am Neunerplatz unter der Leitung von Sven Höhnke ist nicht nur ein sehr bekannter Ort für hochkarätige Theatervorstellungen, es beeinflusst seit vielen Jahren das gesamte kulturelle Leben der Stadt Würzburg. So ist das Theater seit 1985 zugleich auch ein kreativer Ort für Kinder und Jugendliche, denn es beherbergt verschiedene
Kindertheater- und Jugendtheatergruppen, welche die Kommunikations-,
Lese- und Spielfähigkeit der jungen Akteure schulen sollen. Ebenso bietet das Theater seine Bühne immer wieder für zahlreiche Aktionen der freien Kulturszene an. Die Jury würdigte die interkulturelle wie interdisziplinäre Offenheit des Hauses, die am Neunerplatz einen Ort der Begegnung entstehen ließ.

Der Verein „Würzburg liest“ hat es bereits 2014 geschafft, Würzburg als Literaturstadt sichtbar und erlebbar zu machen. Im zweijährigen Turnus finden seither immer im Frühjahr besondere Aktionswochen statt, deren Programmvielfalt und Programmtiefe gleichermaßen beeindruckend sind.
Zahlreiche literarische Institutionen und Vereinigungen wirken bei der Organisation mit, vom örtlichen Buchhandel über die Studentenschaft bis hin zu den Würzburger Autorinnen und Autoren sowie den örtlichen
Verlagen: Gemeinsam stemmen alle Beteiligten eine beeindruckende Veranstaltungsreihe, die nach Ansicht der Jury auch in den Bereich der Erinnerungskultur hinein wirkt. In der Reihe werden auch zumindest einer großen Leserschaft unbekannte Autorinnen und Autoren ins Bewusstsein gerufen und somit die lokale Literatur- und Stadtgeschichte neu erlebbar macht. Auch gelang es über dieses Projekt laut Jury, dass die Würzburger Literaturszene in den letzten Jahren nachhaltig zusammengewachsen ist.
Stellvertretend für ein großes Netzwerk nahmen Elisabeth Stein-Salomon, Daniel Osthoff und Jörg Nellen die Auszeichnung entgegen.

Antje Molz, prägt mit ihren Ideen und ihrer Energie das Würzburger Kulturleben seit vielen Jahren. So gibt es erst dank Antje Molz das STRAMU, Europas größtes büh-nenfreies Straßenmusikfestival, das als kulturtouristische Großveranstaltung Besu-cherinnen und Besucher aus der ganzen Welt nach Würzburg lockt. Antje Molz ist studierte Musikwissenschaftlerin und Musikpädagogin, doch bleibt ihr Engagement längst nicht auf die Musik beschränkt: Sie ist Kulturveranstalterin, Netzwerkerin und Nachwuchsförderin; darüber hinaus seit 12 Jahren Vorstandsmitglied des „Dachverbands freier Würzburger Kulturträger“. Mit sicherem Gespür für kulturelle Nachwuchstalente vernetzt sie dabei nicht zuletzt junge Kulturakteure mit den etablierten Kulturinstanzen. Nach Ansicht der Jury hat Antje Molz in den letzten Jahren mit großem Engagement zahlreiche, neue Akzente in der Stadt Würzburg gesetzt, insofern war dieses Engagement mit der Kulturmedaille der Stadt Würzburg im Jahr 2020 zu würdigen. Molz widmete ihre Auszeichnung allen Kulturschaffenden, die sich derzeit im Überlebenskampf befinden.

Mit Tatkraft und Netzwerken erfolgreich: Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Kulturreferent Achim Könneke gratulieren Sven Höhnke vom Theater am Neunerplatz, Antje Molz, Jörg Nellen, Elisabeth Stein-Salomon und Daniel Osthoff – als Trio stellvertretend für „Würzburg liest“ (im Uhrzeigersinn, von oben). Foto: Georg Wagenbrenner