Wilhelm Sander-Therapieeinheit Multiples Myelom


Die Wilhelm Sander-Therapieeinheit Multiples Myelom gibt der Grundlagen- und translationalen Forschung zu dieser bösartigen Krebserkrankung am Uniklinikum Würzburg weiteren Rückenwind. Mitte Oktober dieses Jahres wurde das neue Zentrum feierlich eingeweiht.

„Die Wilhelm Sander-Stiftung freut sich über die sehr gelungene Eröffnung der Therapieeinheit und geht davon aus, dass dies der Multiplen Myelom-Forschung weiteren Anschub gibt, um letztlich den Betroffenen bessere Perspektiven für die Heilung oder Linderung der Erkrankung zu bieten“, kommentierte Dr. Jörg Koppenhöfer, Vorsitzender des Stiftungsrates der Wilhelm Sander-Stiftung, den Festakt, der am 16. Oktober 2016 am Uniklinikum Würzburg (UKW) stattfand. Rund 150 Gäste aus ganz Deutschland, darunter viele Patienten mit Multiplem Myelom sowie Vertreter von Selbsthilfegruppen, nahmen an der Veranstaltung teil.

Krebserkrankung noch ohne Standardtherapie
Beim Multiplen Myelom (MM) entarten im Knochenmark bestimmte Immunzellen. Sie überfluten den Körper mit fehlerhaft produzierten Antikörpern, unterdrücken durch ihr aggressives Wachstum die Blutbildung und schädigen durch verstärkten Knochenabbau das Skelett. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 3.500 Menschen an dieser bösartigen Variante des Lymphknotenkrebses, für die es noch keine Standardtherapie gibt.

Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet
Die von Prof. Hermann Einsele geleitete Medizinische Klinik II des UKW ist ein nationales Referenzzentrum für die Behandlung von MM-Patienten. Laut Prof. Christoph Reiners, dem Ärztlichen Direktor des Würzburger Uniklinikums, wurden hier im Jahr 2014 fast 880 Patienten mit dieser Diagnose stationär und weitere knapp 1.200 Betroffene ambulant behandelt. Dabei gehe das Einzugsgebiet weit über den für das UKW in vielen Versorgungsangeboten üblichen Radius von 50 km um Würzburg hinaus. So kamen im vergangenen Jahr rund 550 Patienten aus dem restlichen Bundesgebiet ans Würzburger Zentrum.

Interdisziplinär zu neuen Therapieansätzen
In seinem Grußwort unterstrich Prof. Reiners außerdem den interdisziplinären Charakter der hier geleisteten Therapie- und Forschungsarbeit: An der Wilhelm Sander-Therapieeinheit kooperieren nach seinen Worten Spezialisten aus der Orthopädie, der Strahlentherapie, der Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie und der Nuklearmedizin eng mit den Hämatologen und Onkologen zusammen. „Aktuell entwickeln wir vor allem neue Untersuchungswege der Erbsubstanz des Tumors, neue Techniken der Bildgebung und letztlich neue Immuntherapieansätze“, konkretisierte Prof. Einsele die derzeitige Ausrichtung der gemeinsamen Arbeiten.

Rund drei Millionen Euro aus Unternehmer-Nachlasserträgen
Der Name der Therapieeinheit leitet sich ab von der Wilhelm Sander-Stiftung, die die neue Zentrumsstruktur mit rund drei Millionen Euro unterstützt. Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert die medizinische Forschung in Deutschland und der Schweiz, insbesondere Projekte zur Krebsbekämpfung. Das Geld stammt aus den Nachlasserträgen des im Jahr 1973 verstorbenen deutschen Unternehmers Wilhelm Sander. Im Rahmen des Festaktes überreichte Dr. Koppenhöfer ein Bronzerelief des Stifters an Prof. Einsele, das in Zukunft die neue Therapieeinheit zieren wird.
Die Schirmherrschaft der Eröffnungsveranstaltung übernahm die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml. Vertreten wurde sie vom Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Hermann Imhof.

Hochkarätiger musikalischer Rahmen
Großen Anklang bei den Gästen fand das musikalische Rahmenprogramm des Festakts mit den Geschwistern Roberta und Richard Verna. Die beiden mehrfachen Jugend-musiziert-Preisträger begeisterten mit Stücken auf Violione und Violoncello.
An den feierlichen Part der Veranstaltung schlossen sich wissenschaftliche Vorträge an, in denen Experten der Würzburger Universitätsmedizin aktuelle Forschungsbemühungen und aussichtsreiche Therapieoptionen bei Multiplem Myelom schilderten.