Wiesen wecken unterschiedliche Interessen


Für Würzburger Verhältnisse war der Winter und Frühsommer bis einschließlich Mai ausgesprochen reich an Niederschlag. Noch heute zeigen sich die Rasenflächen und Parks überdurchschnittlich saftig und grün. Für das Gartenamt bedeutet die starke Vegetation natürlich auch eine ganze Menge Arbeit. Rund 30 Mitarbeiter kümmern sich um insgesamt
234 ha Rasen- und Wiesenflächen im Stadtgebiet. Dies entspricht fast der Fläche der Stadteile Sanderau und Lindleinsmühle zusammen. Man könnte auch sagen: Jeder Mitarbeiter ist im Durchschnitt Platzwart für zehn Fußball-Felder.

Selbstverständlich werden laut Gartenamtsleiter Dieter Müller nicht alle Flächen so gestutzt wie ein Sportplatz: „In der Stadt gibt es einen ausgewogenen Mix aus Kurzgras und Wiesenflächen. Die hohen Wiesen laden die Menschen weniger zum Sonnenbaden, Spielen oder Picknick ein – für die Artenvielfalt in unserer Stadt sind sie aber unerlässlich. Sie bieten Insekten, Ameisen und Spinnen Lebensräume.“

Über seltene Schmetterlinge freuen sich Jung und Alt, bei Stechmücken und Zecken sieht es schon wieder anders aus. Wie schützen sich die Gartenamts-Mitarbeiter gegen diese Plagegeister? Wichtigste Schutzmaßnahme ist die richtige Arbeitskleidung: Lange Hosen, Shirts und knöchelhohes Schuhwerk sind auch bei wärmeren Temperaturen Standard.
Insektensprays werden bei Bedarf zur Verfügung gestellt, sind aber eher eine kurzzeitige Ergänzung bei größeren Mückenplagen. Der Wirkstoff Diethyloluamid (DEET) in Insektensprays könne beispielsweise bei dauerhaftem und intensivem Einsatz laut Gesundheitsexperten auch für die Anwender schädlich sein, natürliche Mittel verlieren hingegen oft nach sehr kurzer Zeit ihre abschreckende Wirkung.

Für die Gartenamtsmitarbeiter gilt, was auch für jeden Hobby-Gärtner gelten sollte: Nach einem Einsatz im hohen Gras sollte man den Körper nach Zecken absuchen. Einige Mitarbeiter mussten in dieser Saison schon zur Zeckenzange greifen. Diese gehört auch zur Grundausstattung in den Erste-Hilfe-Sets bei Einsätzen. Häufig kommt dies nicht vor, die Blutsauger sollten aber stets möglichst rasch entfernt werden – noch bevor sie Krankheitserreger übertragen. „In den letzten zehn Jahren hatten wir keinen FSME- oder Borreliose-Fall in unserem Team. Da auch Würzburg zu den gefährdeten Gebieten in Deutschland zählt, übernehmen die Krankenkassen grundsätzlich die Kosten für FSME-Impfungen. Unsere Mitarbeiter erhalten hierzu von uns alle notwendigen Informationen“, erläutert Müller.

Gut geschützt vor Mücken oder Zecken ist, wer im geschlossenen Aufsitzmäher sei-ne Runden dreht. Diese Großflächenmäher kommen je nach Maschinentyp auf bis zu 900 Betriebstunden oder fast 38 komplette Tage Rotation im Jahr. Bei offenen Mähern hingegen gibt es bisweilen auch unappetitliche Probleme. Hundehaufen bleiben beim Mähen nicht einfach liegen, sondern werden zum stinkenden Flugobjekt. Diesbezüglich kann man nur an die Hundehalter appellieren die Hinterlassenschaften ih-rer Vierbeiner stets vorschriftsmäßig zu entsorgen. Einen jüngeren Trend kann das Gartenamt nicht nachvollziehen: An vielen Stellen in der Stadt gibt es Abfalleimer mit Tütenspendern für Hundekot. Diese werden auch stark genutzt. Offensichtlich packen aber manche Leute Hundehaufen erst ein, um die Tüte dann auf der Wiese oder im Gebüsch zurückzulassen.
Unter dem Mäher macht diese Mühe keinen Unterschied.

Eine weitere tierische Überraschung, die Müllers Mitarbeiter erleben können, sind Bauten von Wespen oder Erdbienen. In solchen Fällen kann man unter Umständen erst einmal nicht weiterarbeiten und muss abwarten, bis sich die hochsozialen Insekten beruhigt haben. Das Gartenamt schreibt auch in solchen Fällen den Artenschutz groß. Nach dem Motto „Mit Abstand können alle leben“ sind Wespen oder Bienen selbst auf belebten Plätzen zu verantworten, wenn man die Nester entsprechend sichert und Absperrungen anbringt.