Uniklinikum Würzburg: Großes Patienteninteresse am Thema Prostatakrebs


Die hohe Beteiligung am Informationstag zum Prostatakrebs am Uniklinikum Würzburg belegt das starke Interesse der Betroffenen und der Öffentlichkeit an der Volkskrankheit. Im Hörsaal des Zentrums für Operative Medizin erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ende April dieses Jahres Aktuelles aus Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Selbsthilfe.

Rund 130 Interessierte folgten der Einladung des Interdisziplinären Prostatakarzinomzentrums des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken und der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) zum Patienteninformationstag Prostatakrebs am 22. April 2017. „Dies bestätigt unsere Beobachtung, dass das Informationsbedürfnis rund um die häufigste Krebserkrankung der Männer in Deutschland ungebrochen hoch ist“, sagt Prof. Dr. Hubert Kübler. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie und sein Team hatten dazu ein hochkarätiges Vortragsprogramm mit multiprofessionellen Experten zusammengestellt.

PSA-Tests effektiver als ihr Ruf
Vor den Hintergrund der am UKW gepflegten interdisziplinären Zusammenarbeit waren die Vormittagsthemen der Diagnose des Prostatakarzinoms gewidmet. Die Testung über das Prostataspezifische-Antigen (PSA) hat in der Laienpresse nicht den besten Ruf. Demgegenüber wies Dr. Arkadius Kocot¸ der Leitende Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des UKW, auf die Vorteile der auf diesem Tumormarker basierenden Vorsorge hin. „Bei längerer Nachbeobachtungszeit in den europäischen Screening-Studien zeigt sich, dass über den PSA-Test die Sterblichkeit am Prostatakarzinom signifikant gesenkt werden kann“, betonte Dr. Kocot.
Danach arbeitete Prof. Dr. Andreas Buck den hohen Nutzen der PSMA-PET-Diagnostik heraus. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des UKW machte deutlich: „Mit dem PSMA-PET/CT steht uns am Uniklinikum Würzburg aktuell die sensitivste Diagnostik bei Hochrisikopatienten und bei Verdacht auf ein Rezidiv zur Verfügung.“

Vorteilhafte MRT-Fusionsbiopsie
Der UKW-Urologe Privat-Dozent Dr. Georgios Hatzichristodoulou erläuterte eindrucksvoll, warum in bestimmten Situationen eine MRT-Fusionsbiopsie die Diagnosestellung des Prostatakarzinoms erleichtert. Die Technologie, die eine multiparametrische Kernspintomografie kombiniert mit einer ultraschallgestützten Biopsie der Prostata, steht den Patienten des UKW erst seit Kurzem zur Verfügung.
Es schlossen sich ein Vortrag zu Krebs und Ernährung von der UKW-Ernährungsberaterin Lisa Schiffmann sowie eine Präsentation der Prostatakarzinom-Selbsthilfegruppe Würzburg an.
Seit wenigen Wochen steht dem Uniklinikum Würzburg mit dem „daVinci Xi“ der leistungsfähigste OP-Roboter zur Verfügung. In der Mittagspause des Infotags konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das derzeit modernste Gerät der roboterassistierten Laparoskopie nicht nur bewundern, sondern auch am Modell selbst ausprobieren.

Prostatektomie über Schnellschnitte steuern
Die Nachmittagssession widmete sich der lokalen und medikamentösen Therapie des Prostatakarzinoms. Prof. Kübler referierte dazu über die Vorteile einer schnellschnitt-gesteuerten Prostatektomie und der roboterassistierten Chirurgie. Nach seinen Erfahrungen kann durch die konsequente Anwendung des intraoperativen Schnellschnitts die Indikation zur nervschonenden Prostatektomie deutlich erweitert werden. Durch den intraoperativen Schnellschnitt können die Ärzte auf diesem Weg sicherstellen, dass auch tatsächlich das gesamte Tumorgewebe eliminiert wird.
Dr. Bülent Polat, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des UKW, stellte die Optionen der Strahlentherapie bei der Behandlung von Prostatakrebs vor. Je nach Risikoprofil des Prostatakarzinoms können die Mediziner zwischen einer externen Strahlenbehandlung und der Brachytherapie wählen. Bei letzterer werden Mini-Strahler-Implantate, so genannte Seeds, hochpräzise in der Prostata platziert und eine punktgenaue interne Bestrahlung gewährleistet.

Neue Medikamente gegen metastasierte Prostatakarzinome
Zum Abschluss des Patienteninformationstags präsentierte Dr. Anna Seitz die neuen Chancen in der medikamentösen Therapie des metastasierten Prostatakarzinoms, das sich unter der Standardhormontherapie weiter ausbreitet. „Während die Behandlungsmöglichkeiten dieser Krebsvariante bis vor wenigen Jahren sehr limitiert waren, keimt jetzt – nach einer rasanten Medikamentenentwicklung – die Hoffnung, sie durch eine so genannte Sequenztherapie zu einer chronischen Erkrankung werden zu lassen“, schilderte die UKW-Urologin. Durch eine erweiterte Hormontherapie, eine Chemotherapie oder die Behandlung mit nuklearmedizinischen Präparaten kann nach ihren Angaben das Überleben dieser Patient deutlich verlängert werden.
Nach einer angeregten Diskussion verabschiedete Prof. Kübler die Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem Hinweis, dass sich der Patienteninformationstag zu einer regelmäßigen Veranstaltung entwickeln soll und für das Frühjahr 2018 eine Neuauflage schon geplant sei.