Am Montag traf sich der Lenkungsausschuss des Deutschen RegioPole-Netzwerks zum ersten Mal in Würzburg. Würzburg ist, wie auch die Stadt Koblenz, seit diesem Jahr Mitglied im Deutschen RegioPole-Netzwerk. Die Oberbürgermeister bzw. deren Stellvertreter/innen von insgesamt acht „kleinen“ Großstädten Deutschlands beschlossen einen Förderantrag, den das Netzwerk bis zum 25. Oktober beim Bundesinnenministerium einreichen möchte. Mit der Förderung soll ein Projekt angestoßen werden, mit dem bis Ende 2022 strukturpolitisch bedeutsame Leitprojekte in ausgewählten Infrastrukturbereichen entwickelt werden sollen. Es wird den Titel tragen: „Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland – Ein neues Instrument zur nachhaltigen Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in den städtischen und ländlichen Räumen Deutschlands“. Der Projekttitel intendiert bereits, wie wichtig die Schaffung dieses relativ neuen Raumordnungsbegriffs ist, denn Regiopolen sind weder in den Landwirtschafts- noch in den Innenministerien im Fokus, bergen aber enormes, bisher nicht bis in die Tiefe ausgeschöpftes Potenzial und müssen sich mit ihrer eigenen regionalen Verflechtung neben den Metropolen positionieren. Die Infrastruktur als bedeutsamer Kernpunkt regionaler Entwicklung wird Hauptaugenmerk des Projekts sein.
Das Projekt soll aus vier Modulen bestehen:
Jede Stadt hat einen Themenschwerpunkt. Würzburg wird das Thema Wirtschafts-, Gründungs- und Dienstleistungsstruktur bearbeiten.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Landrat Wilhelm Schneider (Landkreis Haßberge), der zugleich Vorsitzender der Region Mainfranken GmbH ist, betonten bei dem Arbeitstreffen das wichtige Ziel, die Kräfte zu bündeln, denn Probleme seien immer gleichartig und müssten nicht von jeder Region allein gelöst werden. Würzburg und Mainfranken könnten dabei auf eine gute Basis blicken seit der Gründung der „Chancenregion Mainfranken“ im Jahr 1988. Die Regierung von Unterfranken sei in den 90er-Jahren der Motor für die Schaffung wesentlicher Erfolgsfaktoren gewesen und habe ein Zusammenwirken der Städte erreicht, so Schuchardt. Auch dieses Mal wird die Regierung von Unterfranken der Regiopole Würzburg und der Regiopolregion Mainfranken zur Seite stehen. Der Sachgebietsleiter Raumordnung, Landes- und Regionalplanung der Regierung von Unterfranken, Oliver Weidlich, nahm daher an der Sitzung des Ausschusses teil. Denn groß sind die Herausforderungen. Schneider: „Städte haben andere Schwerpunkte als ländliche Regionen.“ Ein Beispiel, das die beratenden Regiopolen in diesem Zusammenhang aufführen konnten, ist der ÖPNV mit der Erweiterung von Verkehrsverbünden, dem 365-Euro-Ticket und dessen Finanzierung und das alles bei unterschiedlichen Tarifen zwischen Stadt und Land.
Zum Begriff Regiopole
Regionalzentren übernehmen Führungsrollen in Regionen und beziehen eine angemessene Position in Nähe der Metropolregionen. Eine Regiopole ist laut Begrifflichkeit aus der Raumordnung und der Stadtentwicklungsplanung eine Stadt mit 100.000 bis 500.000 Einwohnern, mit hochrangiger Infrastruktur, ein bedeutender Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort und dynamischer Kern für Kooperationen mit dem Umland. Umgeben und unterstützt wird die Regiopole von der Regiopolregion: Die häufig ländlichen Gebiete akzeptieren ihre Rolle und stützen die Stadt. Die Regiopolregion Mainfranken umfasst die beiden kreisfreien Städte Würzburg und Schweinfurt sowie die sieben mainfränkischen Landkreise. Neben Würzburg wurden in Bayern in 2018 auch die Städte Regensburg und Ingolstadt als Regionalzentren eingestuft.
Im RegioPole-Netzwerk können Städte mit vergleichbarer Größe und ähnlichen Interessen eine stärkere Durchsetzungskraft als eine Stadt alleine generieren. Gegründet im Jahr 2016 von den sechs „kleinen“ Großstädten Bielefeld, Erfurt, Paderborn, Rostock, Siegen und Trier, möchten die nunmehr acht Städte im Netzwerk ihre Kräfte bündeln und ihre Interessen als Oberzentren mit herausgehobener Bedeutung vertreten. Die Mitgliedsstädte versprechen sich nicht nur aufgrund der Einstufung zu Regiopolen mit ihren dazu gehörenden Regiopolregionen, sondern ganz besonders auch aufgrund ihrer Mitgliedschaft im RegioPole-Netzwerk langfristige Vorteile, wie planbare und dauerhafte finanzielle Ausstattung und damit Entwicklungsmöglichkeiten ihrer Regionen und große Potenziale für Fragen des Standortmarketings.