Städtischer Neujahrsempfang


Das Jahr 2018 bringt große und kleine Jubiläen. Oberbürgermeister Christian Schu-chardt präsentierte den über 700 Gästen im und an der Tür zum Ratssaal einen Ausblick auf das noch junge Jahr. Die hohe Zahl der Gäste war sicherlich auch auf das hohe Interesse am Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Heinrich Bedford-Strohm zurückzuführen. Der Theologe sollte in seiner Rede an Schuchardts Ausfüh-rungen mit einem sozialen Fokus nahtlos anknüpfen.

Zu den historisch bedeutsamen Jubiläen im noch fast unberührt vor uns liegendem Jahr zählen laut Schuchardt zuerst die Ereignisse von 1918, die sich nun zum 100 Mal jähren: das Ende des 1. Weltkriegs, die Proklamation Bayerns im Zuge der Novemberrevolution und am Tag darauf die Ausrufung der Republik in Berlin und das Ende der Monarchie sowie die Einführung des Frauenwahlrechts. In Würzburg wird man diese Geburtsstunden der parlamentarischen Demokratie feiern, aber auch klei-nere Jubiläen wie der 20. Frühling International oder der 40 Geburtstag des Seniorenbeirats stehen an. Zwei Beispiele für Würzburg als eine weltoffene, lebens- und liebenswerte Stadt.

Der Rote Faden der Rede Schuchardts war diesmal grün. „Würzburg blüht auf“ – das Lob von Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer aus der Jahresschlusssitzung griff der Rathaus-Chef gerne auf und verdeutlichte dies nicht nur an der Vorfreude auf die Landesgartenschau von Frühling bis Herbst am Hubland, sondern an zahlreichen Millionen-Projekten. Der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehr im großen Verbund, die Theatersanierung, das neue Nautiland (Grundsteinlegung wird am 2. März sein), die neue Umweltstation: all diese Projekte werden 2018 sprießen, wach-sen und gedeihen.

Angesichts der enormen Kostensteigerungen im Baubereich, sei es laut Schuchardt großartig, dass auch dank privatem Engagement Millionenprojekte wie die Multifunk-tionsarena oder das Bismarckquartier nun zum Greifen nah sind. Mit letzterem werde die Stadt maßgeblich beim wichtigen Handlungsziel „Wohnraum schaffen“ unterstützt. Das Handlungskonzept Wohnen kalkuliert mit einer Bevölkerungszunahme in der Großstadt am Main – nicht an der Würz – zwischen 5 und knapp 8% bis 2030. Dies bedeutet bis zu 9.400 zusätzliche Wohneinheiten und damit einhergehend eine stetig wachsende soziale Infrastruktur von der Kita bis zur Seniorenbetreuung. Schuchardt dankte in seinem humorvollen Neujahrsgruß allen ehrenamtlichen allen in der Stadtgesellschaft wie Stadtverwaltung, die sich für das Aufblühen stark gemacht haben – Insbesondere durch ehrenamtlichen Einsatz getreu dem Ausspruch von Albert Schweitzer „Man muss etwas, und sei es noch so wenig, für diejenigen tun, die Hilfe brauchen, etwas, was keinen Lohn bringt, sondern Freude, es tun zu dürfen.“

Der evangelische Landesbischof stellte seine Rede unter das dazu passende Motto „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – Soziales Engagement als wahre Lebens-kunst.“ Dieser Grundgedanke sei Teil unseres kulturellen Erbes, der auch als nichtreligiöse Lebenshaltung aus dem Geist des Humanismus begründet werden könne. Denn die meisten Menschen würden sich bei allen Unterschieden in Macht und Wohlstand für ein Gerechtigkeitsprinzip entscheiden, das auch für die schwächsten Glieder Vorteile bringe. Hier bezog er sich auf den amerikanischen Philosophen John Rawls und folgerte: „Damit ist die Basis für soziales Engagement gelegt.“ Wie diese Grundsätze jedoch nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz erreichen, dafür gebe die jüdisch-christliche Tradition eine klare Antwort. „Sie ist nicht die einzig mögliche, aber eine ohne Zweifel kraftvolle.“ Nächstenliebe und das Engagement für andere bereichere aber nicht nur deren Leben, sondern zugleich das eigene. „Wir ge-ben, weil wir so viel bekommen“, sagte Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm. „Denn wir sind keine ‚Selfmademen‘, sondern vielmehr ‚Godmademen‘ und ‚Godmadewomen‘, wir verdanken uns nicht uns selbst, sondern allen, die uns förderten. Und das ist die stärkste Voraussetzung, etwas für andere zu tun.“ Unter Applaus fügte er hinzu: „Humanität hat keine Nationalität. Deswegen muss Schluss damit sein, die Schwachen, die hier schon immer zu Hause sind, gegen die Schwachen, die von anderswoher kommen, auszuspielen. Beide Gruppen verdienen unsere Solidarität.“ Und er schloss mit den Worten:
„Meine Hoffnung für Sie in Würzburg und für uns alle im Jahr 2018 ist es, dass wir merken, welchen Sinn es unserem Leben gibt, wenn wir mit unserem Geld oder unserer Zeit zu einer guten Sache beitragen können.
Denn Liebe wird mehr, wenn man sie teilt und so stimmt es wirklich:
Soziales Engagement und das Eintreten für andere ist die wahre Lebenskunst!“

Musikalisch umrahmt wurde der Empfang diesmal mit Beginn des Defilees, bei dem Schuchardt auf die Unterstützung seiner Stellvertreter Bürgermeister Dr. Adolf Bauer und Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake zählen konnte, von der Hussein Mahmoud Group.