Stadt Würzburg vergibt Bürgersozialpreis Gemeinschaft Sant´Egidio und Wue-Care e.V. ausgezeichnet


Die Gemeinschaft Sant´Egidio und Wue-Care e.V. sind die Preisträger des diesjährigen Bürgersozialpreises der Stadt Würzburg. Der Preis wird seit
2007 alle zwei Jahre an Menschen verliehen, die sich in herausragender Weise ehrenamtlich in Würzburg engagieren. Das Motto in diesem Jahr lautete „Hilfe in Coronazeiten“. Gewürdigt wird das Engagement aller Organisationen und Einzelpersonen, die zu Beginn der Corona-Pandemie innerhalb kürzester Zeit Hilfsangebote auf die Beine gestellt haben, um Menschen, die durch diese Situation in Not geraten sind, zu unterstützen. Insgesamt waren 19 Vorschläge und Nominierungen von Bürgerinnen und Bürgern im Aktivbüro der Stadt Würzburg eingereicht worden, darunter 16 Organisationen und drei Einzelpersonen. Die Findungskommission, bestehend aus Sozialreferentin Dr. Hülya Düber und den Stadträtinnen Kerstin Westphal, Christiane Kerner, Claudia Adam, Magdalena Laier und Charlotte Schloßareck sichteten alle Nominierungen, ehe die Preisträger in der Stadtratssitzung vom 22.10.2020 formal beschlossen wurden.

Der Hauptpreisträger, die Gemeinschaft Sant´Egidio, unterstützt seit stolzen 138 Jahren hilfebedürftige Menschen in Würzburg – sei es in der Unterstützung von migrantischen Kindern und Jugendlichen, Familien, Senioren und Menschen mit Behinderung oder in der Essensausgabe für Obdachlose und Bedürftige. Während des ersten Lockdowns koordinierte die Gemeinschaft Sant‘Egidio gemeinsam mit dem Sozialreferat der Stadt Würzburg die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Würzburger Hilfsdiensten. So konnten Kräfte gebündelt und ein breites Netzwerk an Corona-Hilfen in der Stadt aufgebaut werden. Sant‘Egidio stellte darüber hinaus auch eigene Hilfsdienste auf die Beine. Als die Tafel kurzzeitig schließen musste, übernahm die Sant´Egidio die Lebensmittelversorgung der Tafelkunden, insbesondere derer, die der Risikogruppe angehören.
Darüber hinaus wurde ein Einkaufsdienst ins Leben gerufen, telefonischer Kontakt zu alleinstehenden Senioren gehalten und Kindern Unterstützung beim Homeschooling angeboten.

Wue-Care e.V. ist diesjähriger Träger des Sonderpreises und mit Abstand der jüngste Verein, der je nominiert wurde. Wue-Care e.V. wurde erst im Sommer 2020 offiziell in das Vereinsregister eingetragen. Das junge Team lernte sich zu Beginn der Coronakrise in der Facebook-Gruppe „Corona-Hilfe in Würzburg und Umgebung“ kennen. Ihr Ziel war es, schnellstmöglich Hilfesuchende und Helfende zusammenzubringen und ihnen eine Austauschplattform zu bieten. Durch Kooperationen mit den Maltesern, der Brauchbar, der Streetbunnycrew e.V. und mit Unterstützung von über 114 ehrenamtlichen Näherinnen und Nähern konnten in wenigen Wochen beinahe 10.000 Behelfsmasken an 77 lokale Einrichtungen und 162 Alltagshelden verteilt werden. Des Weiteren wurden Geldspenden, Desinfektionsmittel und Schutzausrüstungen an vom Coronavirus besonders stark betroffene Senioreneinrichtungen gespendet. Die Entstehung von WueCare e.V. zeigt auf beeindruckende Art und Weise, dass bereits wenige Menschen, die das gleiche Ziel verfolgen, in kürzester Zeit Großes auf die Beine stellen können.

Doch auch die anderen 14 nominierten Organisationen zeigten enormen Einsatz in dieser außergewöhnlichen Zeit. Lajna Imaillah Würzburg, eine muslimische Frauenorganisation, machte es sich zur Aufgabe, Behelfsmasken zu nähen und unentgeltlich an Einrichtungen zu spenden. So konnten rund 500 Behelfsmasken an Obdachlose, an die Bahnhofsmission und die Wohnungsnotfallhilfe gespendet werden. Das Kontaktcafé Flow von Condrobs e.V. ist eigentlich Treffpunkt für Menschen mit Drogenproblemen und/oder in Substitution. Während der Corona-Pandemie verteilte das Kontaktcafé über ein Fenster Lebensmittel und warme Speisen an viele bedürftige Menschen, auch außerhalb der gewöhnlichen Zielgruppe. WiMu e.V., der solidarische Musikschulverein des Theaters am Neunerplatz, der hochqualitative Musikpädagogik und musikalische Freizeitaktivitäten anbietet, ohne dabei finanzielles Einkommen zur Voraussetzung zu machen, beteiligte sich am Netzwerk „Corona-Hilfe“, produzierte eine digitale Konzertreihe und Motivationsvideos, bot Online-Stunden an und ermittelte den elektronisch-digitalen Unterstützungsbedarf seiner Schüler*innen.
HERMINE e.V. rief gemeinsam mit dem Sozialreferat Würzburg und anderen Kooperationspartnern einen Einkaufsservice ins Leben. Bedürftige und gefährdete Menschen konnten sich an eine Telefonnummer wenden und erhielten dort die benötigte Hilfe. Um dies zu ermöglichen, wurden mehrere Spendenaufrufe gestartet, die in Form von Bild und Video auf den sozialen Plattformen des Vereins veröffentlicht wurden. Dabei kamen Spenden in Höhe von 20.000 € zusammen. Die Malteser Corona-Hilfe Würzburg des Malteser Hilfsdiensts e.V. baute gemeinsam mit rund 400 Ehrenamtlichen einen Einkaufsservice, einen Kurierdienst, einen Tafel-Ersatzdienst, Online-Nachhilfe für geflüchtete Kinder, Sprachtandems für Geflüchtete und viele weitere Projekte auf. Die Tafel Würzburg e.V. stellte ihren regulären Betrieb um und versorgte ab Mitte April rund 800 Familien in 6 Ausgabestellen mit Lebensmitteln und half ihnen so dabei, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Angestöpselt e.V.
verfolgt das Ziel, jedem Würzburger Haushalt Zugang zu Digitalisierung und gesellschaftlicher Teilhabe auf eine nachhaltige Art und Weise zu ermöglichen. So konnten bis heute durch das Recyceln von Elektrogeräten unglaubliche 2.500 Haushalte mit technischer Ausstattung versorgt werden. In der Zeit der Corona-Pandemie wurden Computer für das Homeschooling aufbereitet und an bedürftige Familien ausgegeben, sodass deren Kinder wieder am Unterricht teilnehmen konnten. Der Verein Internet – Von Senioren für Senioren e.V., der seit 2000 ein Internetcafé im Caritas Seniorenzentrum St. Thekla betreibt, um Ältere an die Nutzung von Computer und Internet heranzuführen, bietet einen täglichen „Virtuellen Stammtisch“ an, um sich auszutauschen, in Kontakt zu bleiben, technische Fragen zu stellen oder an verschiedenen Vorträgen teilzunehmen. Der Verein Aktive Hilfe e.V., der das Ziel verfolgt, unbürokratische Notfallhilfe zu leisten, führte seine Arbeit unter Beachtung von Hygienevorschriften fort, um Risikogruppen zu schützen. So wurden beispielsweise Hausordnungen, Kleinreparaturen und Botengänge für Senioren oder Menschen mit Behinderung weiterhin getätigt. Die Kongregation der Schwestern des Erlösers, die täglich 80-100 Bedürftige mit warmen Speisen versorgt, erarbeitete gemeinsam mit der Gemeinschaft Sant´Egidio ein Hygienekonzept, dass es erlaubte, die Mittagsspeisen weiterhin ausgeben zu können. Das Pfarramt St. Johannis setzte mit der „Aktion Briefe für Senioren“ das Zeichen, dass Bewohner*innen aus Seniorenheimen nicht vergessen sind. Bürger*innen der Stadt Würzburg konnten Briefe an diese schreiben und beim Pfarramt abgeben, welche anschließend an die Heime weitergeleitet wurden. So sind jede Menge Brieffreundschaften entstanden, um in Kontakt zu bleiben. Die Nachbarschaftshilfe „Eine Stunde Zeit“ Heidingsfeld verteilte Lebensmittel, Medikamente und sonntägliche Mittagsmahlzeiten an bedürftige Bürgerinnen und Bürger und richtete einen telefonischen Kontaktdienst für Senioren ein. Die „Mobile Tafel“ der AWO AnsprechBar bildete einen neuen Kreis an Freiwilligen und baute einen Einkaufsdienst in Verbindung mit einer mobilen Tafel auf. Dadurch konnte die Lebensmittelversorgung von bedürftigen Menschen in der Stadt sichergestellt werden. Die Ehrenamtlichen der TierTafel Würzburg e.V.
unterstützten Tierbesitzer*innen, die in eine Notlage geraten sind, indem sie sie mit kostenlosem Tierfutter und Zuschüssen zu Tierarztrechnungen versorgen. Während des Lock-Downs lieferten die Ehrenamtlichen insgesamt 2 Tonnen Futter kostenfrei an über 70 Haushalte aus.
Darüber hinaus wurden drei Einzelpersonen nominiert. Christiana Vormwald, die maßgeblich zur Entstehung und Entwicklung des „Familientreffpunkts Sanderau“ beitrug und dort Kinder aus Migrantenfamilien im Rahmen eines Lerntreffs ehrenamtlich unterstützt, hielt während des Lockdowns engen Kontakt zu ihren Schülern*innen. Über Telefon und WhatsApp half sie ihnen bei Schulaufgaben und versorgte sie mit Arbeitsblättern. Hildegard Schmidt engagiert sich schon seit vielen Jahren für ihre pflegebedürftige Nachbarinnen und Nachbarn. Sie begleitet sie bei Arztbesuchen, erledigt Apothekengänge oder unternimmt gemeinsame Spaziergänge mit ihnen. Nominiert wurde zudem Manfred Hartmann. Er ist bereits seit 1977 für die Belange von Hörgeschädigten aktiv und Gründer des ersten Schwerhörigenvereins in Unterfranken sowie Vorsitzender des „Landesverbandes Bayern der Schwerhörigen und Ertaubten e.V.“. Herr Hartmann setzte sich während des Lockdowns für Atemschutz-Masken mit transparentem Innenteil um den Mund ein. Nur so bleibt die Mimik erhalten und sichtbar, welche Grundlage für die Kommunikation Schwerhöriger ist. Des Weiteren hielt er schriftlichen Kontakt zu seinen Vereinsmitgliedern und machte es sich zur schwierigen Aufgabe, nach Räumlichkeiten für die Selbsthilfegruppen zu suchen, die den Hygienevorschriften entsprechen und gleichzeitig mit Induktionsanlagen ausgestattet sind.
Der Bürgersozialpreis der Stadt Würzburg ist mit einem Preisgeld in Höhe von insgesamt 1.500 € dotiert. Die Preisgelder stammen aus einer Spende des Lions Clubs Würzburg-West in Höhe von 1.000 € sowie aus städtischen Mitteln. Leider konnte in diesem Jahr die Verleihveranstaltung des Bürgersozialpreises aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen nicht stattfinden. Das Aktivbüro der Stadt Würzburg plant jedoch, die Würdigung in angemessener Form nachzuholen.

Die Preisträger „Wue-Care e.V.“: v.l.n.r. Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Maria Scherrer (Wue-Care e.V.), Sozialreferentin Dr. Hülya Düber, Thomas Schmidt (Wue-Care e.V.), Sabine Klingert (Leiterin
Aktivbüro)
Fotos: Sandra Pfaff