Am 16. Oktober 2020 besuchte Judith Gerlach, Bayerns Staatsministerin für Digitales, das Uniklinikum Würzburg und informierte sich über die Fortschritte beim Digitalisierungszentrum für Präzisions- und Telemedizin. Laut der Ministerin ist das unterfränkische Kooperationsprojekt wegweisend für die Zukunft der Patientenversorgung im Freistaat.
Das Digitalisierungszentrum für Präzisions- und Telemedizin (DZ.PTM) will Diagnostik- und Therapieverfahren mit Hilfe von zukunftsweisenden digitalen Lösungen weiterentwickeln. Es setzt dabei auf eine enge Interaktion zwischen Wissenschaft, Einrichtungen des Gesundheitswesens und Wirtschaft. Unter Federführung des Uniklinikums Würzburg kooperieren in dem virtuellen Zentrum seit Mitte 2018 das Institut für Informatik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und das Dienstleistungsunternehmen Zentrum für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen. Möglich gemacht werden die Arbeiten durch die Förderung des bayerischen Wissenschaftsministeriums.
Am 16. Oktober dieses Jahres besuchte Bayerns Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, das Uniklinikum und ließ sich von den Verantwortlichen über die bisherigen Entwicklungen und weiteren Pläne informieren.
Modellprojekt zum Leistungsmanagement in der Radiologie
„Kern unserer Bemühungen ist es, mit den Möglichkeiten moderner Digitalisierungstechnologien einschließlich der Telemedizin die Patientenversorgung in Kliniken, Reha-Einrichtungen und Praxen zu optimieren“, erläuterte Prof. Dr. Christoph Reiners, ehemaliger Ärztlicher Direktor des Uniklinikums und einer der Initiatoren des Projekts. Dazu startete das Zentrum vor zwei Jahren mit zwei Modellprojekten. Eines davon, bei dem es um „Wissensbasiertes Leistungsmanagement in der Radiologie“ geht, wurde der Ministerin beim Würzburger Treffen ausführlicher vorgestellt. „Die Vision dabei ist, dass der Arzt seine Diagnose in ein mobiles Gerät – beispielsweise einen Tablet-PC oder ein Smartphone – diktiert, und die passende radiologische Leistung, unterstützt durch intelligente maschinelle Vorschlagsverfahren, automatisch angefordert wird“, schilderte Maximilian Ertl vom Servicezentrum Medizin-Informatik des Uniklinikums und Geschäftsführer des DZ.PTM. Mit dieser Lösung, die über halbautomatische Zwischenschritte erreicht werden soll, käme aus dem breiten Fächer von bildgebenden Verfahren – von Ultraschall bis PET/CT – genau die individuell erforderliche Untersuchung zum Einsatz. Eine „Überdiagnostik“ sowie unnötige und teure Mehrfachuntersuchungen könnten laut Maximilian Ertl so vermieden werden.
Wachsende Anzahl an Projekten
Das zweite Modellprojekt des DZ.PTM will unter dem Namen BASE-Netz eine Online-Plattform für die Patientenversorgung im Netzwerk der bayrischen Zentren für Seltene Erkrankungen installieren. Darüber hinaus wurden mittlerweile fünf zusätzliche Projekte ins Portfolio des DZ.PTM aufgenommen. Deren Ziele reichen von der Verbesserung der Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes/Adipositas oder Herzinsuffizienz bis zu onkologischen Telekonsultationen für ein chinesisches Krankenhaus. Zwei weitere Projektanträge sind in der Pipeline. „Dieses starke Interesse verdeutlicht, dass wir mit der geschaffenen Zentrumsstruktur auf einen großen Bedarf in der Forschung und Patientenversorgung treffen“, unterstrich Prof. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des Uniklinikums.
Telemedizin als Chance gerade für ländliche Räume
„Das DZ.PTM zeigt beispielhaft, wie durch das Zusammenwirken regionaler Kräfte in der Regiopolregion Mainfranken innovative Gesundheitsversorgung gelingen kann“, sagte Thomas Bold. Der Landrat des Landkreises Bad Kissingen ist zusammen mit Prof. Ertl Sprecher der Themenplattform Gesundheit innerhalb der Region Mainfranken GmbH. Eines der Ziele der Regionalentwicklungsgesellschaft und der Themenplattform ist es, Prävention, Gesundheitsversorgung, Rehabilitation und Pflege in Mainfranken durch Kooperationsprojekte noch stärker zu verzahnen. „Damit eine adäquate medizinische Versorgung der Menschen vor allem in ländlichen Räumen sichergestellt werden kann, steht beim Digitalisierungszentrum auch die Telemedizin im Fokus“, erläuterte der Landrat. Folgerichtig ist nach seinen Worten das Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen einer der zentralen Leistungsträger bei der sektorenübergreifenden Vernetzung innerhalb des DZ.PTM.
Judith Gerlach zeigte sich beeindruckt von den Projekten des Zentrums. „Es freut mich, dass wir durch die staatliche Förderung einen Beitrag zum Gelingen des DZ.PTM beitragen konnten“, sagte die Ministerin. In ihrer Ansprache lobte sie ferner dessen regional-kooperatives Konzept, schließlich sei es „für eine erfolgreiche Digitalisierung besonders wichtig, dass Akteure aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen.“ Die Politikerin fuhr fort: „Für mich ist Digitalisierung einer der größten Change-Prozesse in der Geschichte der Menschheit – und wir müssen dieser Entwicklung den richtigen Weg vorgeben. Das DZ.PTM ist ein Beispiel, wie die Weichen in diese Richtung gestellt wurden und werden.“