Zumindest in einem Bereich wird sich das, was vor etwas mehr als einem Jahr in der Stuttgarter Scharrena ereignete, nicht wiederholen. Damals hatten die “Wilden Jungs“ wohl schon etwas voreilig die zwei Punkte gegen den bis dato noch sieglosen Newcomer irgendwie eingeplant und wurden dann von einem überaus bissigen Wolfsrudel dermaßen überrascht, dass am Ende die Anzeigetafel eine sensationelle 25:28-Niederlage amtlich machte. Unterschätzen wird die Wölfe in diesem Jahr wohl niemand mehr, denn der Tabellenzweite aus Rimpar hat in zwölf seiner dreizehn Saisonspiele beweisen können, dass er allen Widrigkeiten zum Trotz in der Lage ist, sich durchzubeißen. Mit 24 Punkten auf der Habenseite liegt er gleichauf mit dem Titelfavoriten DHfK Leipzig, der im Übrigen am nächsten Wochenende seine Visitenkarte in Rimpar und am zweiten Weihnachtstag in der Scharrena abgeben wird.
So hat sich das, was man seitens der Bittenfelder vor einem Jahr noch als Ausrutscher bezeichnet haben mochte, mittlerweile zu einem Spitzenspiel der 2. Handballbundesliga gemausert, zumindest aus Sicht der „Wild Boys“, die die Chance wittern, bis auf einen Punkt aufzuschließen, nachdem sie sich am letzten Wochenende durch ihren knappen 26:25-Sieg in Großwallstadt eine gute Ausgangsposition im Aufstiegskampf hatten erarbeiten können. So sind sie nach den Worten ihres Trainers Jürgen Schweikardt auch „richtig heiß“ darauf, sich mit den Wölfen aus Rimpar zu messen. Erinnern werden sie sich dabei gerne an den Erfolg im Rückspiel gegen die Wölfe Anfang April dieses Jahres, als man einen klaren 30:20-Auswärtssieg einfahren konnte.
Für Jens Bürkle ist trotz der hervorragenden, von kaum jemanden erwarteten Tabellensituation seines Teams die Mannschaft seines Trainerkollegen und Freundes Schweikardt klar favorisiert. Dafür spricht nicht nur der 15:1-Punktelauf der Bittenfelder in den letzten Wochen, sondern auch die Qualität der Mannschaft um den ehemaligen 65-fachen kroatischen Nationaltorhüter Dragan Jerkovich, Spielmacher Michael Schweikardt und den 2,09m großen Rückraumshooter Dominik Weiß. Hinzu kommt, dass sich Rimpar in den letzten Spielen nicht gerade leicht getan hatte, die Ernte einzufahren.
Darüber hinaus könnten die Ansprüche beider Teams nicht unterschiedlicher sein. Während die „Wild Boys“ aus Bittenfeld den Aufstieg in die 1. Bundesliga ganz klar im Fokus haben, richten die Rimparer Wölfe immer noch ihren Blick auf die Plätze weiter unten in der Tabelle. Das eindeutige Saisonziel, nicht absteigen zu wollen, beherrscht trotz glänzender Ausgangsposition nach wie vor Denken und Handeln aller Akteure. Doch der Rimparer Trainer Jens Bürkle weiß auch, dass der Anspruch des Gegners mit einem enormen Druck verbunden ist. Ein Heimsieg gegen die Wölfe ist für den Aufstiegsaspiranten aus Bittenfeld ein absolutes Muss, will er nicht vorzeitig an Boden verlieren. Bisher jedenfalls hat es den Wölfen nicht unbedingt geschadet, wenn der Gegner unter einem so hohen Druck antreten musste.
Voraussichtliche Aufstellung: Max Brustmann, Konstantin Madert, Julian Bötsch, Tobias Büttner, Max Drude, Steffen Kaufmann, Bastian Kraus, Julian Sauer, Jan Schäffer, Stefan Schmitt, Dominik Schömig, Lars Spieß, Tom Spieß, Jan Winkler