Sieboldswäldchen – Die Wiedergewinnung eines Schatzes!


Gartenamt nutzt die Entnahme hunderter abgestorbener Bäume für eine ökologische und gestalterische Aufwertung

Die Hitzesommer der vergangenen Jahre haben im Sieboldswäldchen auf dem Hubland ein größeres Baumsterben verursacht. Daher musste das Gartenamt in den zurückliegen-den Monaten im Rahmen der Verkehrssicherung hunderte abgestorbene Bäume entneh-men. Bäume die lediglich zur Hälfte abgestorben sind haben wir im Bestand belassen, so Dr. Grob, Leiter des Gartenamtes. Leider ist es bereits absehbar, dass sie in den nächsten Monaten ebenfalls vollständig absterben werden. Vor dem Hintergrund des letzten großen Wintersturmes „Sabine“ haben sich diese Maßnahmen
bewährt: Im gesamten Sieboldswäldchen waren nach Dr. Grob lediglich zwei umgestürzte Bäume zu verzeichnen. Die Alternative zu diesen starken Eingriffen wäre eine vollständige Sperrung des Sieboldswäldchen gewesen.

Besonders betroffen sind die bestandsprägenden Baumarten Schwarz-Kiefer, Ahorn und Esche, die extrem unter den zurückliegenden Hitzesommern leiden. Sie machen die Bäume anfällig für diverse Schadorganismen. Eine Vielzahl an Eschen ist vom Eschentriebsterben befallen – hervorgerufen durch einen Pilz, das Weiße Stengelbecherchen.
Ahornbäume – und hier vor allem der Berg-Ahorn – haben verstärkt mit der Rußrindenkrankheit zu kämpfen. Dieser Pilzbefall führt häufig binnen eines Jahres zum Absterben des Baumes. Und auch für das Triebsterben bei den Schwarz-Kiefern ist ein Pilz verantwortlich.

Das Gartenamt nutzt die Verkehrssicherungsmaßnahmen zu einer ökologischen und gestalterischen Aufwertung des in den letzten Jahrzehnten nur im notwendigen Umfang gepflegten Parkwaldes Sieboldswäldchen.

Die erste große Pflanzaktion startete bereits 1874

Das Sieboldswäldchen verdankt seine Existenz dem Verschönerungsverein.
Bereits im Gründungsjahr des Vereins – 1874 – startete die erste Pflanzaktion. In den Folgejahren wurde Fläche dazu erworben, geplant, planiert und begrünt. Berichtet wird von Ahornbäumen, Birken, Eschen, Kastanien, Linden, Pappeln, Ulmen und Vogel-Kirschen, aber auch von Exoten, wie Akazien (Robinien), Gleditschien und Schnurbäumen.
Weißdorn-Büsche sollten als Nistplätze für Singvögel dienen. Im Jahre
1889 errichtete man sogar einen von der Stadt gestifteten Holztempel auf einem künstlich angelegten Aussichtshügel. Das heute nicht mehr existierende Bauwerk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt.

Das Gartenamt freut sich über historische Fotos und Zeitzeugenberichte über das Sieboldswäldchen

Für Dr. Grob besteht der große Reiz der Anlage aus dem Kontrast zwischen den gestalteten und den naturnahen Bereichen: Auf der einen Seite die ausgedehnten Rasenflächen mit einem Baumdach aus Schwarz-Kiefern und der künstliche Aussichtshügel, auf der anderen Seite die weitläufigen naturnahen Waldbereiche mit einer Fülle an unterschiedlichen Lebensräumen. Diese verschiedenen Bereiche werden nun Schritt für Schritt ökologisch und gestalterisch aufgewertet. Als Grundlage für die weiteren Planungen freut sich das Gartenamt über historische Fotos und Zeitzeugenberichte über das Sieboldswäldchen (Stadt Würzburg, Gartenamt, Robert-Bunsen-Straße 10, 97076 Würzburg oder gartenamt@stadt.wuerzburg.de).

Die ersten 36 neuen Bäume pflanzt das Gartenamt bereits im Frühjahr

In einem ersten Schritt wird Ersatz für die ortsbildprägenden Schwarz-Kiefern geschaffen. Hier haben wir uns für die Zeder entschieden – die einzige Nadelbaumart die noch mit dem extremen Stadtklima zurechtkommt, so Dr. Grob. Sie hat sich bereits seit Jahrzehnten in Würzburg bewährt. Ein besonders schönes Exemplar steht in der Hofstraße. Es ragt über die historische Gartenmauer von Balthasar Neumann am Annastift. Die ersten 13 Zedern pflanzt das Gartenamt bereits im Frühjahr im Sieboldswäldchen. Anliegen ist es, wieder ein immergrünes Baumdach entstehen zu lassen. Darüber hinaus wird die Allee zwischen Zeppelinstraße und Wasserturm in Stand gesetzt. Hier fiel die Wahl des Gartenamtes auf die heimische Vogel-Kirsche. Im Gegensatz zu den gefüllt blühenden Zierkirschen ist die Vogel-Kirsche ein Eldorado für Biene und Co. Umweltreferent Wolfgang Kleiner: „Es wäre großartig, wenn wir zahlreiche Haus- und Balkonbesitzer animieren könnten ebenfalls Bienennährgehölze zu pflanzen. Jeder kann einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.“ Momentan erstellt das Gartenamt die 18 Baumgruben für die Vogel-Kirschen. Dabei hat es – wie so oft im Bereich Hubland – mit dem anstehenden Fels zu kämpfen. Weitere Baumneupflanzungen werden als räumliche Fassung der Rasenflächen realisiert.

Parallel zu den Baumpflanzungen setzt das Gartenamt die Wege in Stand.
Zudem wird der Aussichtshügel wieder in Form gebracht und mit einer Bank versehen. Weitere neue Bänke laden zukünftig im Bereich der großzügigen Rasenflächen zum Verweilen ein.

In den naturnahen Waldbereichen schichten Mitarbeiter des Gartenamtes momentan das Totholz zu Haufen auf. Darüber hinaus werden in den Kernbereichen die umgeworfenen Bäume vor Ort belassen. Sie sollen sich zu vielfältigen Lebensräumen entwickeln. Zu einer weiteren Erhöhung der Artenvielfalt trägt eine im Herbst geplante Ergänzungspflanzung mit Forstpflanzen bei. Hierfür sind unter anderem Elsbeere, Speierling und Weißdorn vorgesehen. Da die Neupflanzungen in den naturnahen Waldbereichen nicht gewässert werden können, müssen wir auf die Winterniederschläge bauen, so Dr. Grob.

Umweltreferent Wolfgang Kleiner: „Durch die umfangreichen Maßnahmen des Gartenamtes soll sich das Sieboldswäldchen wieder zu dem entwickeln was es ursprünglich war – ein wertvoller Lebensraum mit Aufenthaltsqualität für Mensch und Tier.“