Neujahrsempfang im Zeichen von Inklusion und Migration


Rund 130 Gäste kamen am vergangenen Donnerstag zum traditionellen Neujahrsempfang des BFW Würzburg nach Veitshöchheim. Mit dem programmatischen Zitat von Bill Clinton, „alle Menschen sind irgendwie behindert“ leitete Peter Grieb, Leiter Qualifizierung und Moderator des Neujahrsempfangs, die Linie des Abends ein. Aufgabe des auf blinde und sehbehinderte Menschen spezialisierten Bildungswerks in Veitshöchheim ist es, Angebote zu schaffen, die helfen, Handicaps zu kompensieren, um Inklusion zu ermöglichen.

BFW Geschäftsführer Christoph Wutz überraschte mit einem besonderen Inklusionsthema, Deutsch für Flüchtlinge. Im Auftrag der Agentur für Arbeit unterrichtet das BFW seit Dezember über 100 syrische Flüchtlinge und damit fast 10 % der Flüchtlinge in der Region. Wie schnell sich jeder Einzelne selbst „eingeschränkt“ fühlt, wurde den zahlreichen Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Medien und Sozialverbänden klar, als sie mit einer in Brailleschrift ausgedruckten Gästeliste konfrontiert wurden. „Unabhängigkeit schaffen, Unabhängigkeit erleben“, so formulierte Wutz dann auch die Vision des BFW, die über das Jahr 2016 hinausgeht. Eine Aufgabe, die nur gemeinsam mit den eng verbundenen Partnern wie Rentenversicherung, Agentur für Arbeit, Jobcentern, Berufsgenossenschaften und Selbsthilfeverbänden gemeistert werden kann.
Das BFW stehe dabei vor der Herausforderung, „berufliche Rehabilitation in weiten Teilen neu zu denken“, so Wutz weiter. Um die Integration der Rehabilitanden zu verbessern, benötige das BFW aber nicht nur bloße „Abnehmer“ der Rehabilitanden. Vielmehr brauche es Partner, die selbst Pioniere werden. Wie das Personalmanagement Sammeth in Karlstadt. Dorthin habe das BFW die bundesweit erste Frau vermittelt, die die Ausbildung zur Servicefachkraft für Dialogmarketing an der Braillezeile absolviert hat. Insgesamt beschäftigt die Personalagentur zwei blinde und sehbehinderte Mitarbeiter, die damit 33 % der Belegschaft ausmachen.
Judith Faltl, Vorsitzende des BFW Aufsichtsrats und Landesvorsitzende des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes, stellte aus Ihrer Sicht die Erfordernisse dar, um von der Integration zur gelebten Inklusion zu kommen. Im Interview mit Max-Martin W. Deinhard (Stellv. Hauptgeschäftsführer Aus- und Weiterbildung IHK Würzburg-Schweinfurt) und Sammeth Personalmanagement Geschäftsführer Andrée Sammeth, wurde mit realen Beispielen belegt, wie Inklusion möglich wird. Herr Deinhard wies auf die Angebote seitens der IHK hin, Inklusion auch für kleine und mittlere Betriebe zu ermöglichen. Bei der momentanen demografischen Entwicklung biete die Einbindung von Menschen mit Einschränkungen den Nutzen der Fachkräftesicherung. Mit den vier in Deutschland auf Blindheit und Sehbehinderung spezialisierten Berufsförderungswerken stellt das BFW Würzburg einen neuen Service für Arbeitgeber zur Verfügung. „Das Angebot 360 Grad – Die Experten für berufliches Sehen, damit es gar nicht erst zur Rehabilitation kommt“, so Geschäftsführer Christoph Wutz abschließend.