Neue Professur am Uniklinikum Würzburg fördert modernste Brustkrebstherapien


Anfang August dieses Jahres wurde Privatdozent Dr. Daniel Herr zum Universitätsprofessor für Senologie und konservative gynäkologische Onkologie an der Universität Würzburg ernannt. Eines der mit der neugeschaffenen W2-Professur verfolgten Hauptziele ist die Ausweitung des therapeutischen Angebots für Brustkrebspatientinnen an der Würzburger Universitätsfrauenklinik.

„Einer unserer zukünftigen Schwerpunkte ist der Ausbau von sowohl bewährten, wie auch innovativen Konzepten zur multimodalen Therapie von Brustkrebs. Hier wollen wir nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch in der Wissenschaft eine überregional führende Position einnehmen“, kündigt Prof. Achim Wöckel an. Der Direktor der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) fährt fort: „Bereits heute koordinieren wir von Würzburg aus im Auftrag der federführenden medizinischen Fachgesellschaften die neue nationale S3-Leitlinie zur interdisziplinären Vorsorge, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms und tragen damit zu den aktuellen Therapieempfehlungen bei Brustkrebs bei.“
Die kürzlich erfolgte Einrichtung der neuen W2-Professur für Senologie und konservative gynäkologische Onkologie an der Würzburger Universität ist laut dem Klinikdirektor ein weiterer wichtiger Baustein in dieser „Innovationsoffensive“. Besetzt wurde der neue Posten Anfang August dieses Jahres mit Dr. Daniel Herr, bislang Privatdozent und Leitender Oberarzt an der Würzburger Universitätsfrauenklinik.

Senologie, die Lehre von der weiblichen Brust
„Als ‚Lehre von der weiblichen Brust‘ befasst sich die Senologie im klinischen Bereich mit der Diagnostik und der Therapie von Brustdrüsenkrankheiten. Der Häufigkeit der Erkrankungen entsprechend geht es dabei hauptsächlich um das Thema Brustkrebs“, erläutert der 38-jährige Gynäkologe. Der zweite Teil im Titel der Professur – die konservative gynäkologische Onkologie – weitet das Betätigungsfeld auf die Behandlung der anderen gynäkologischen Tumoren aus, wie zum Beispiel den Eierstock- oder den Gebärmutterhalskrebs.

Forschung zur Angiogenese
Schon während seiner Promotion in Freiburg i. Br. und vor allem im Rahmen der Arbeiten zu seiner Habilitation an der Universitätsfrauenklinik Ulm beschäftigte sich Daniel Herr mit einem für die Krebsforschung wichtigen Thema: der Angiogenese, also der Neubildung von Gefäßen, die große Bedeutung für das Tumorwachstum hat. „Das Wissen um die Regulation der Blutgefäßneubildung beinhaltet die Chance, die Tumorneubildung therapeutisch beeinflussen zu können“, schildert der Mediziner.

Klinischer Werdegang und operative Ausbildung
Nach einer gut sechsjährigen Periode und operativen Ausbildung im Rahmen seiner Facharztanerkennung „Gynäkologie/Geburtshilfe“ an der Ulmer Universitätsfrauenklinik arbeitete Daniel Herr ab dem Jahr 2012 als Oberarzt in den Dr. Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden. Doch schon bald zog es ihn zurück zur Universitätsmedizin und im Frühjahr 2013 wechselte er an die Universitätsfrauenklinik Homburg/Saar. Hier konnte er seine Expertise aus der offenen Chirurgie der gynäkologischen Tumoren und der Brustchirurgie noch durch eine intensive Tätigkeit auf dem Gebiet der Laparoskopie erweitern. „Die Laparoskopie, also Schlüsselloch-Chirurgie, hat heute höchste Bedeutung speziell im Bereich der Gebärmutter – und Homburg zählt auf diesem Gebiet deutschlandweit zu den absoluten Schwerpunktkliniken“, begründet der gebürtige Offenburger seine damalige Arbeitsplatzwahl.
An der Universitätsfrauenklinik Homburg leitete Herr die onkologische Ambulanz, bis sich vor zwei Jahren durch die Neubesetzung der Direktion der Würzburger Universitätsfrauenklinik mit Prof. Achim Wöckel für ihn die Möglichkeit auftat, nach Würzburg zu wechseln. 
Noch mehr Studien an die Universitätsfrauenklinik bringen
Seit Mai 2014 arbeitete Daniel Herr als Leitender Oberarzt der Frauenklinik des UKW und bewarb sich in 2015 erfolgreich auf die neu ausgeschriebene W2-Professur. Mit dieser Position sieht er eine ganze Reihe von Aufträgen und Chancen verbunden. „Ein zentraler Punkt ist sicherlich die Ausdehnung unserer Studienlandschaft in der Systemtherapie“, beschreibt der Professor. Konkret bedeutet das, dass die Krebspatientinnen der Frauenklinik noch häufiger als bisher über Studien Zugang zu brandneuen Chemo-, Antihormon- oder Immuntherapien bekommen sollen – oft Jahre bevor diese allgemeiner Standard werden. „Dies ist eine riesige Chance für viele Patientinnen mit komplexen Erkrankungen“, unterstreicht Prof. Herr.

Brustchirurgie auf neuestem Stand
Der operative Teil der Professur legt ferner einen Schwerpunkt auf die rekonstruktive Mammachirurgie, also den ästhetischen Wiederaufbau der Brust nach einer krebsbedingten Amputation. In diesem Zusammenhang weist Prof. Herr darauf hin, dass die Würzburger Universitätsfrauenklinik eines der derzeit 17 universitären Zentren des „Deutschen Konsortiums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs“ ist. „Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Schon heute beraten und behandeln wir am UKW viele Patientinnen, bei denen ein hohes familiäres Risiko für ein Mammakarzinom besteht. Eine Option ist dabei auch ein prophylaktisches Entfernen des gefährdeten Brustgewebes“, erläutert der Mediziner.
Wie in der konservativen, systemischen Behandlung gibt es laut seiner Einschätzung auch in der Brustchirurgie immer wieder neue Verfahren, die im Rahmen der Neubesetzung der Professur etabliert werden können. Und was die Laborforschung angeht, so plant Daniel Herr die neue Position zu nutzen, um seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Regulation der Tumor-Angiogenese fortzusetzen