Seit 30 Jahren schult die HNO-Klinik des Würzburger Universitätsklinikums bei einer jährlichen Veranstaltung Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt in mikrochirurgischen Mittelohr-Operationstechniken.
Seit drei Jahrzehnten lädt die Würzburger HNO-Klinik Hals-Nasen-Ohrenärztinnen und -ärzte aus aller Welt zu einer deutschlandweit einmaligen Fortbildungsveranstaltung mit hoher internationaler Reputation ein. Vom 19. bis 21. Februar dieses Jahres fand der 30. Internationale Kurs der Mikrochirurgie des Mittelohres statt. Unter den 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren diesmal Mediziner/innen aus Belgien, Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Italien, dem Irak, Irland, Kuwait, Litauen, der Mongolei, Nepal, Österreich, Russland, Saudi-Arabien, der Türkei, Ungarn und Zypern.
Live-Übertragungen aus dem Operationsaal
Im Hörsaal des Comprehensive Hearing Centers Würzburg an der Josef-Schneider-Straße konnten sie per Live-Übertragung und in bester Bildqualität mitverfolgen, wie Spezialisten in einem benachbarten Operationssaal zum Teil komplizierteste Eingriffe im Mittelohr von Patienten durchführten. Für einen vollen dreidimensionalen Eindruck trugen die Kursteilnehmer/innen dabei die aus modernen 3D-Kinofilmen bekannten Polarisationsbrillen. Sie sahen das gleiche Bild von den millimeterkleinen Operationsdetails, das sich auch dem Operateur durch das Operationsmikroskop zeigt. Zum besseren Verständnis wurden die Vorgänge im OP in Englisch von einem ärztlichen Moderator im Hörsaal und von den Operateuren selbst kommentiert. Auch Fragen aus dem Publikum beantwortete der jeweils aktive Arzt direkt.
Die ausführenden Experten waren Prof. Dr. Rudolf Hagen, der Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, plastische und ästhetische Operationen des Universitätsklinikums Würzburg und Prof. Dr. Stefan Dazert, der Direktor der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.
Vom Anfänger- bis zum Expertenniveau
Das demonstrierte Spektrum reichte von Standard-Operationen, wie dem Verschließen eines Trommelfell-Lochs, bis hin zu höchsten chirurgischen Herausforderungen, wie dem Entfernen eines Tumors an der Schädelbasis. „Mit dieser therapeutischen Spannweite trafen wir das individuelle Informationsbedürfnis unserer Gäste, deren Ausbildungsstatus vom Anfänger- bis zum Expertenniveau reichte“, berichtet Prof. Hagen und fährt fort: „Ein besonderer Fokus lag in diesem Jahr auf implantierbaren Hörsystemen.“
Selbstverständlich hatte die Würzburger HNO-Klinik von allen Patienten der Live-Operationen zuvor die entsprechenden Einwilligungen eingeholt. „Auch wenn durch den Demonstrationscharakter des Kurses der einzelne Eingriff mal fünf bis zehn Minuten länger dauern kann, sind die Patientinnen und Patienten doch gerne dabei, denn so profitieren sie von einer Behandlung durch ausgewiesen hochkarätige Operateure“, weiß Prof. Hagen aus langjährigen Beobachtungen.
„Hands-on“ im Felsenbein-Labor
Neben den täglich gut vierstündigen Live-OPs aus zwei Operationssälen boten die drei Kurstage Vorträge von internationalen Referenten sowie Trainingssitzungen im Felsenbein-Labor. Das Felsenbein ist der Teil des Schädels, der das Mittel- und Innenohr enthält. Im Labor der HNO-Klinik konnten die Kursteilnehmer/innen an Präparaten dieses Knochenabschnitts diverse mikrochirurgische Techniken mit Originalgeräten selbst erproben.
„Das Feedback der Medizinerinnen und Mediziner zum Kurs war wieder ausgezeichnet. Das zeigt uns, dass wir mit diesem Format auch nach drei Jahrzehnten immer noch richtig liegen“, resümiert Prof. Hagen.