Stadtbücherei hilft bei Urlaubsplanung:
7860 Reiseführer und Romane sowieso
Wo machen die Würzburgerinnen und Würzburger am liebsten Urlaub? Das wissen nicht nur die Reisebüros, auch die Ausleihstatistik der Stadtbücherei kann Auskunft über die Sehnsuchtsorte der Mainfranken und aktuelle Reisetrends geben. Bibliothekarin Petra Bareis ist im Falkenhaus verantwortlich für eine – nicht nur in Ferienzeiten – sehr gefragte Abteilung der Stadtbücherei. 7860 Reiseführer warten derzeit in den Regalen im Erdgeschoss auf zupackende Urlauber, wenn die Ratgeber nicht schon als Reisebegleiter unterwegs sind: „In den Sommermonaten sind insbesondere alle Ziele in Europa sehr gefragt, im Winter dann wieder Fernziele wie Indien oder Australien. In dieser Saison reagieren viele besorgt auf die Sicherheitslage in Nordafrika oder die Terroranschläge in der Türkei.“ Während der Istanbul- oder Ägypten-Reiseführer demnach eher zurück bleibt, freuen sich beispielsweise England, Irland, Kroatien oder auch exotischere Ziele wie Island, Oman und Iran über ein größeres Interesse. Die Spanien- und Italien-Nachfrage ist seit vielen Jahren konstant hoch. Einige Süd-Europa-Reiseführer dürften nur auf wenige freie Tage im Jahr kommen. Die kompakten Mallorca-Infos aus dem Dumont-Verlag wurden beispielsweise seit der Anschaffung vor rund einem Jahr bereits 44-mal ausgeliehen. Hätte es das Büchlein jedes Mal in den Flieger geschafft, wären nun bereits stolze 120.000 Flugkilometer zusammen gekommen.
Beim Fluggepäck zählt bekanntlich jedes Kilo. Für die Leiterin der Stadtbücherei Anja Flicker einer von vielen Gründen, die für E-Book-Reader als ideale Buch-Ergänzung sprechen. Die Stadtbücherei bietet zusammen mit den Würzburger Buchhändlern regelmäßig Schulungen zu dieser inzwischen etablierten Technik, um für jeden das passende Gerät zu finden und dann auch alle verfügbaren Literatur-Quellen zu nutzen. Im Verbund mit anderen fränkischen Büchereien können die Kunden der Stadt-bücherei aktuell auf 23.000 digitale Titel zurückgreifen. Über 100.000 Ausleihen im Jahr sind im Falkenhaus bereits Downloads.
„E-Book-Reader oder Tablets sparen nicht nur Platz im Koffer“, erklärt Flicker: „Es gibt weitere Vorteile. Man kann bei vie-len Modellen beispielsweise auch nachts auf dem beleuchteten Display lesen.
Das kann auf dem Zeltplatz ohne Stromanschluss sehr komfortabel sein. Es gibt darüber hinaus in digitalen Reiseführern auch aktive Links, oft umfangreicheres Kartenmaterial oder ausführliche Sprachführer, wo sonst nur zwei, drei Seiten mit den wichtigsten Vokabeln zu finden sind.“
Wer vor einer Reise eine Fremdsprache auffrischen möchte oder Grundkenntnisse in Vietnamesisch, Persisch, Urdu oder Kurdisch erwerben möchte, ist in der Stadtbücherei ebenfalls richtig. Unterschiedliche Techniken und Ansprüche werden bedient: vom Bilderwörterbuch, über einfache Reise-Sprachführer mit typischen Dialogen und landeskundlichen Tipps, bis hinzu Selbstlernkursen mit vielen Lektionen und begleitenden Audio-CDs, die aufs Sprachniveau A1 nach Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen hieven.
All diese Medien – ob Sprachführer, Reiseführer oder spezielle Karten für Barfußwan-derer, E-Biker oder Wassersportler leben von ihrer Aktualität. „Wir investieren derzeit rund 13.000 € im Jahr alleine im Bereich Reiseführer. Mit dieser Summe gelingt es uns den Grundbestand in etwa alle fünf Jahre zu erneuern“, erläutert Norbert Herr-mann, der Leiter der Erwachsenenbücherei. Wer die Probe aufs Exempel macht, erhält häufig sogar die neueste Auflage eines Ratgebers, insbesondere wenn aufgrund der hohen Nachfrage mehrere Exemplare vorgehalten werden. In der aktuellen Sachbücher-Top-20 der Stadtbücherei sind derzeit beispielsweise nur zwei Bücher keine Reiseführer: Nur die Biografie von Thomas Gottschalk und Konz’ Steuertipps reihen sich zwischen Hamburg, Mallorca, Barcelona, Leipzig, Portugal, Niederlande, Irland, Berlin, Wien, Schottland, Kuba und weiteren Städten und Ländern ein.
Im Urlaub sind aber nicht nur Sachbücher gefragt. Am Strand, Seeufer oder auf dem Kreuzfahrtschiff ist dann meist auch die Zeit für Krimis oder Romane. Bibliothekarin Isabel Beil weiß, welche „Schöne Literatur“ dieses Jahr besonders gefragt ist. Hier drei ganz kompakte Literaturtipps, die nicht einmal den Platz eines Klappentexts in Anspruch nehmen: „1. Hochgelobt sind die Romane von Jane Gardam. ‚Ein untadeliger Mann’ und ‚Eine treue Frau’ sind feinste englische Gegenwartsliteratur. 2. Humorvoll und leicht ironisch erzählt Isabel Bogdan die Geschichte in ‚Der Pfau’. Darin erfahren Sie, was ein aggressiver Pfau und eine Gruppe von Bankern miteinander zu tun hat. 3.
Ein großartig erzähltes Familienporträt bietet Joachim Meyerhoff. Mit seiner autobiografischen Romantrilogie ‚Alle Toten fliegen hoch’ haben Sie besten und ausreichenden Lesestoff.“
Ironischerweise haben gerade die Stadtbücherei-Mitarbeiter, dieses Jahr ausgespro-chen wenig Zeit für Urlaubslektüren, stattdessen sind Überstunden und Extraschichten angesagt. Die Bücherei führt bis Dezember ein Selbstverbuchungs-System ein. RFID-Chips sind seit Jahren als Laden-Diebstahlssicherungen bekannt. In der Bücherei soll künftig ein solches System beim Verlassen des Gebäudes keinen Alarm auslösen, sondern die ausgeliehenen Bücher vollautomatisch verbuchen. Nun ist die Mammutaufgabe angelaufen, alle Medien mit einem Sicherungsetikett auszustatten. Wie kann man nun aber die städtischen Mitarbeiter trotz Urlaubssperre ein wenig aufheitern? Ganz einfach geht das mit einer „digitalen Postkarte“. Unter #stabüwüon-tour oder @stabue_wuerzburg finden sich bereits erste Fotos auf Instagram und Facebook, die den schwarzen Benutzerausweis mit der markant rot-gelb-gestreiften Kante an fernen Orten zeigen. Von diesen Urlaubsgrüßen dürfen es gerne noch einige mehr sein. Darüber freut sich das Team mehr als über Reiseführer, die mit per-sönlichen Tagebuch-Eintragungen versehen oder jeder Menge Sand zwischen den Seiten, zurückkommen.