Die Missionsärztliche Klinik wurde erneut mit dem Prädikat „Babyfreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet. Wir sprachen mit Dr. Hanns-Jörg Grimminger, Chefarzt in der Missionsärztlichen Klinik Würzburg, Fachbereich Gynäkologie & Geburtshilfe, über die Auszeichnung und was sie bedeutet.
1. Die Missionsärztliche Klinik wurde auch dieses Jahr mit dem Prädikat „Babyfreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet. Was bedeutet das? Und was macht da den Unterschied zu anderen Häusern aus?
Ein „Babyfreundliches Krankenhaus“ handelt gemäß den 10 Schritten bzw. internationalen Vorgaben von WHO und UNICEF. Unser Personal wird auch in diesem Sinne geschult.
Die betreuten Mütter werden besonders im Stillen, aber auch in der Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung sowie der Entwicklungsförderung informiert und unterstützt.
Mütter sollen unmittelbar nach der Geburt in dauerndem Hautkontakt mit ihrem Baby bleiben, mindestens bis das erste Mal gestillt wurde. Im Rahmen des 24-Stunden Rooming-in bleiben sie Tag und Nacht zusammen, um den Kontakt zu intensivieren und bedarfsgerechtes Stillen zu ermöglichen.
2. Zum wievielten Male erhält die Missionsärztliche Klinik diese Auszeichnung?
Die Missionsärztliche Klinik hat zum 3. Mal erfolgreich den Zertifizierungsprozess durchlaufen – tadellos mit 0 Fehlern.
3. Was muss eine Klinik tun, um solch eine Zertifizierung zu erhalten?
Das Zertifizierungsverfahren beinhaltet alle 3 Jahre den Nachweis der hohen Qualität im Sinne der 10 Schritte für eine babyfreundliche Geburtsklinik. Eine unabhängige Gutachterkommission prüft das und vieles mehr: Mitarbeiter-Qualifikationen, Betreuungskriterien, etc.
4. „Babyfreundliches Krankenhaus“ ist eine weltweite Initiative, die von der WHO bzw. von UNICEF 1991 ins Leben gerufen wurde. Was sind die Ziele?
Die Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus“ hat die Intention, Müttern das Stillen als die gesündeste Form des Ernährens und der Bindungsförderung nahe zu bringen. Es verhindert einerseits Infektionen, Allergien und Übergewicht des Kindes. Darüber hinaus vermindert es auch Tumorerkrankungen der Mutter, reduziert Depressionen sowie Diabetes mellitus.
Aufgrund der rückläufigen Stillentwicklung gründete die WHO bzw. UNICEF die Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus“, um Stillen als gesündeste Form der Kinderernährung zu etablieren.
5. Welche Vorteile bietet das „Babyfreundliche Krankenhaus“ den Wöchnerinnen bzw. den Neugeborenen?
Eine intensivere Betreuung der Mütter rund um die Geburt. Ein hoch kompetentes, gut ausgebildetes Personal kann die Patientin besser unterstützen. Dann können durch praktische Unterstützung viele der Anfangsschwierigkeiten im Bereich des Stillens vermieden werden.
Aber auch Frauen, die nicht stillen wollen oder aus medizinischen Gründen nicht können, werden umfassend informiert und betreut.
6. Was ist B.E.St.? Oder warum sind Stillen, Familienbett, Bonding so wichtig?
Die sogenannten B.E.St.-Kriterien B=Bindung, E=Entwicklung, St=Stillen basieren auf aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand.
So wird die Basis einer stabilen Mutter-Kind-Beziehung gelegt. Das sog. Bonding, d.h. die Förderung des Hautkontaktes mit dem Baby bereits direkt nach der Geburt, aber auch später im Wochenbett bzw. zu Hause, ist ein wichtiger Faktor in der Eltern-Kind-Beziehung. Es fördert im besonderen Maße die kindliche Entwicklung.
Wichtig: Väter und ggf. Geschwisterkinder beziehen wir durch die Möglichkeit des sog. Familienzimmers mit ein. Neben den bereits genannten positiven Aspekten ist das Stillen ein zentraler Bestandteil der Bindungsförderung.
Diese primäre Bindung stärkt das Kind in seinen angeborenen Fähigkeiten. Babyfreundliche Einrichtungen ermöglichen so das kontinuierliche Zusammensein von Mutter/Eltern und Kind.