Der Würzburger Stadtrat hat die Preisträger des Kulturpreises und der Kulturförderpreise 2015 benannt. Geehrt werden die folgenden Persönlichkeiten: Der Kulturpreis 2015 wird an den Wissenschaftler Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht verliehen, die drei Kulturförderpreise an den Musikkabarettisten Andy Sauerwein, den Fotografen Benjamin Brückner und die Schriftstellerin Pauline Füg. Kulturpreis und Kulturförderpreise werden in einem Festakt am Dienstag, 8. Dezember um 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses öffentlich verliehen.
Einer der renommiertesten und bekanntesten Literatur- und Geisteswissenschaftler Deutschlands wird den Kulturpreis der Stadt Würzburg erhalten. Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht wurde 1948 in Würzburg geboren, wo er sein Abitur am Siebold-Gymnasium ablegte. Er lehrt und lebt seit vielen Jahren in Stanford/USA. In seinen Veröffentlichungen bezieht er sich immer wieder auch auf seine fränkischen Wurzeln und hält bis heute freundschaftliche Verbindungen in seine Heimatstadt.
Gumbrecht studierte Romanistik, Germanistik, Philosophie und Soziologie in München, Regensburg, Salamanca und Pavia. Nach seiner Habilitation 1964 war er Professor in Bochum und an der Universität Siegen bis 1989. Seither ist er Professor für Komparatistik an der Universität Stanford. Zahlreiche Universitäten haben ihm Ehrendoktorwürden verliehen. Gumbrecht nahm Gastprofessuren an ausländischen Universitäten wahr, u.a. am Collège de France in Paris, in Lissabon, Barcelona, Buenos Aires und Montréal. Er ist Mitherausgeber der Grundrisse der romanischen Literaturen des Mittelalters, Figurae – Readings in Medieval Culture, Writing Scene, und Espaces Metisses und schreibt regelmäßig für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und für Merkur – Zeitschrift für europäisches Denken. Der Wissenschaftler ist unter anderem Mitglied der American Academy of Arts and Sciences. Seine Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien im Suhrkamp Verlag das Buch „Nach 1945. Latenz als Ursprung der Gegenwart.“
Gumbrecht zählt zu den weltweit führenden Romanisten, Philosophen und Intellektuellen.
Andy Sauerwein stammt aus dem unterfränkischen Sulzbach. Nach seinem Abitur auf dem musischen Dalberg-Gymnasium in Aschaffenburg am Main, begann er 2002 sein Lehramtsstudium an der Universität Würzburg. Während seines Studiums spielte die Musik bereits eine wichtige Rolle in seinem Leben. Neben ersten Solo-Auftritten am Klavier, fand er zunehmend Gefallen am Kabarett. Da ihn die Universität mit dem Angebot einer Promotion in Sonderpädagogik nicht von seinem Vorhaben abhalten konnte sein Hobby zum Beruf zu machen, erfreut er seit 2008 sein Publikum als hauptberuflicher Kabarettist und Pianist.
Mit viel Humor und Ironie spricht er aktuelle Themen wie Generation-Smartphone, Nachhaltigkeit und Ernährung an. Zudem ist er als einer der besten Musiker in der Kleinkunst-Szene bekannt, denn der musikalische Scherzkeks beherrscht nicht nur das Klavier hervorragend, sondern auch Keyboard, Schlagzeug und Gesang – und das alles parallel! Mit der vierten Auflage seines Kabarett-Programms überzeugt er deutschlandweit mit außerordentlichem Witz gemischt mit musikalischer Begabung.
Benjamin Brückner wurde 1983 in Würzburg geboren. Er studierte sieben Jahre Anglistik und Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Schon während seiner Schulzeit war die Fotografie seine Leidenschaft. Seit 2011 ist er freier Portrait- und Architekturphotograph und wurde unter anderem einem größeren Publikum bekannt durch sein Experiment „500 faces“, einer Erweiterung der „50 faces“, einem Projekt, das er 2013 in Kooperation mit dem Kunst im Öffentlichen Raum e.V. durchführte. Hierzu nahm er in einem mobilen Studio auf dem Umsonst & Draußen Festival 500 unbekannte Leute auf schwarz/weißen Polaroids auf – ganz ohne Maske, glücklich, ernst, ausgelassen oder verschwitzt. Eben genau so wie sie gerade waren. Für die Ausstellung wurden die Bilder gescannt und unretouchiert gezeigt. Ein spannendes Projekt, das Menschen in den Vordergrund stellt, mit dem Ziel dass sich Menschen begegnen und wieder einmal bewusst wahrnehmen – so wie sie sind.
Pauline Füg ist Bühnenpoetin und Autorin. 1983 in Leipzig geboren, aufgewachsen in und um Nürnberg. Nach ihrem Studium der Psychologie lebt sie jetzt in Würzburg und in den 2. Klasse-Abteilen der Deutschen Bahn. Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturmagazinen. 2009 erschien das Album „an grauzonen vorbei“ ihres Elektro-Poesie-Projektes großraumdichten im Sprechstation-Verlag, 2011 ihr Lyrikband „die abschaffung des ponys“ im stellwerck-Verlag. 2013 erschien der Graphic Novel“ beim Verlag Literaturquickie.
Pauline Füg gibt Poetry Slam-Schreibworkshops, z. B. für das Theater Ingolstadt und für eine Vielzahl von Schulen. Für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat die Diplom-Psychologin zusammen mit ihrem Kollegen Tobias Heyel unter dem Motto „Toleranz stärken, Kompetenz fördern“ ein inklusives Workshopkonzept mit Themenschwerpunkt „Migration und interkulturelle Kompetenz“ entwickelt. In Kooperation mit dem stellwerck-Verlag bietet sie ebenso an Schulen Poetry Slam-Workshops zum Thema „Perspektivenwechsel – Flucht und Willkommenskultur“ an. 2005 bis 2014 qualifizierte sie sich mit ihrem Projekt großraumdichten für die jährlichen deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften. Damit ist großraumdichten nicht nur das dienstälteste Slam-Team im deutschsprachigen Raum, sondern auch das Slam-Team, das die meisten Teilnahmen an den Meisterschaften verzeichnen kann. 2006 und 2007 stand sie im Finale der deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam, wo sie 2007 zur besten weiblichen Bühnenpoetin gekürt wurde. 2009 gewinnt großraumdichten mit der Verfilmung des großraumdichten-Tracks „Spiegel“ den 3Sat-Poetry Clip Wettbewerb, 2010 mit großraumdichten Preisträgerin der Bremer Netzresidenz, 2010 war sie Gewinnerin des Förderpreises der Literaturstiftung Bayern, und 2011 erhielt sie den Kulturpreis Bayern.