In Klein-Nizza heißt es „Wasser marsch!“


Eine gute Nachricht für alle Ringparkfans: Die Baustelle Klein-Nizza steht kurz vor dem Abschluss. Die geschlängelte Teichanlage mit einer Wasserfläche von rund 850 Quadratmetern wurde zum Ringparkfest bereits testweise gefüllt. Im Umfeld fehlen nun noch Rasen, Stauden und einige technische Handgriffe. Einer feierlichen Wiedereröffnung nach der Sommerzeit steht somit aber nichts mehr im Wege. Seit dem Startschuss der Sanierung im Januar 2015 waren jedoch einige Herausforderungen zu lösen und Ingenieurskunst gefragt, die in wenigen Wochen nicht mehr sichtbar sein wird.

Als der Stadtgärtner Engelbert Sturm im Jahr 1900 diese rund 200 Meter lange Anlage schuf und damit das Werk Jöns Person Lindahls mitvollendete, war es modern, auch große Bäume sehr nahe ans Wasser zu setzen. Dass diese Ästhetik mit vielen praktischen Problemen verbunden ist, erläuterte nun Gartenamtsleiter Dieter Müller bei einem Ortstermin.
„Die größte Herausforderung war die Abdichtung der Becken. Die großen Wasserverluste über Jahre haben sich wiederum die benachbarten Bäume zu Nutzen gemacht und ihre Wurzeln entsprechend ausgerichtet.“ Wenn man den Parkprägenden Solitären nun schlagartig eine wichtige Wasserquelle entzieht, braucht es Ersatz. Für die Sumpfzypresse, die so alt ist wie die Anlage selbst, und weitere Hingucker wie Ulme, Geschlitzter Silberahorn, Trauerweide oder Mammutbäume gibt es nun Extraleitungen, die in Bewässerungsdochte münden. Bis zu 100 Liter in der Stunde können so punktuell an den Baum gebracht werden, erklärte Friederike Reiser-Dobler, Ingenieurin beim Gartenamt.

Es gibt zudem Sprinkleranlagen für den Rasen und Pflanzen. Die gesamte Teichanlage selbst ist ein leistungsstarkes Kreislaufsystem, das rund sechs Meter Höhenunterschied im Gelände überbrückt. Pumpen und aufwendige Steuertechnik tragen dementsprechend zu den Gesamtkosten von rund 350.000 € bei. Die laufenden Kosten werden hingegen deutlich sinken, auch weil das Wasser durch eine höhere Fließgeschwindigkeit einen höheren Sauerstoffgehalt haben wird und somit besser gegen Algen gewappnet ist.

Bei der Neukonstruktion der Teichanlage diente das alte Becken als unterstes Fundament. Trotz einiger Senkungen und Schäden war der Zustand nach über 100 Jahren erstaunlich gut und so konnte hierauf nach Ausbesserungen eine Trennlage, darüber eine gut 2-mm-dicke-PVC-Folie und schließlich der optisch prägende Schutzbeton aufgebracht werden. Dass der Zement alle Steigungen und Kurven mitmacht, liegt daran, dass er in sogenannten Krallmatten trocknete: feine Drahtschlaufen auf einem Plastikband-Geflecht; Material, das sich gut modellieren lässt. Durch Soll-Bruchstellen im Beton, wird dem Becken zusätzlich Spannung genommen. Diese aufwendige Bauweise soll laut Müller einige Jahrzehnte länger halten als ausführende Firmen heutzutage Garantie gewähren.

Wenn um Klein-Nizza herum der Bauzaun verschwindet, dürfte dies nicht nur die Spaziergänger freuen. „Einige Entenfamilien erhalten wieder schicke Appartements in bester Lage“, berichtete Müller mit Blick auf die runden Fundamente in einem der bis zu 90 Zentimer tiefen Becken, die künftig auch einzeln gefüllt oder abgelassen werden können. Die ganze Sanierung stand unter dem Leitgedanken, möglichst wenig am Original zu verändern. An einer Stelle hat man es aber ganz bewusst getan, um eine Sichtachse wieder freizulegen. Der Schönbornbrunnen war von vielen Stellen aus gar nicht mehr hinter einer großen Fichte zu erkennen. Diese musste nun weichen, aber auch hier ist Ersatz in Miniatur in Vorbereitung. Schon seit Jahren züchtet das Gartenamt Ableger seltener Bäume wie eben jener Barryifichte. Auch die Pflanzung dieses kleinen Exemplars gehört dann noch zum letzten Feinschliff, der die nächsten Wochen noch ansteht.