Mit einer großzügigen Spende kurbeln die Eheleute Merete und Alexander Knauf vom gleichnamigen Iphöfer Baustoffunternehmen ein vielversprechendes Grundlagenforschungsprojekt der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg an. Bei dem von Prof. Andreas Beilhack geleiteten Vorhaben geht es darum, mit einem völlig neuartigen Ansatz die möglichen Abstoßungsreaktionen zwischen einem Stammzelltransplantat und den Körperzellen des Empfängers noch präziser in den Griff zu bekommen.
„Meine Frau und ich engagieren uns regelmäßig in Projekten, bei denen wir den Eindruck haben, mit einer finanziellen Förderung wichtige Verbesserungen in unserer Gesellschaft wirklich voranbringen zu können“, sagt Alexander Knauf, der geschäftsführende Gesellschafter des weltweit aktiven Baustoffunternehmens Knauf aus Iphofen. Nicht zuletzt, weil seine Frau Merete selbst Medizinerin ist, sei auch dieser Themenbereich in ihrem gemeinsamen Förderfokus. Auf der Suche nach einem passenden Vorhaben wandten sich die Mäzene kürzlich an Prof. Dr. Alfred Forchel. Der Präsident der Würzburger Universität unterbreitete ihnen einen Fächer aktueller lokaler Projekte. Unter diesen wählten die Eheleute Knauf ein Vorhaben von Prof. Dr. Andreas Beilhack von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg aus.
Prof. Beilhack leitet eine Forschungsgruppe zur experimentellen Stammzelltransplantation am Zentrum für Experimentelle Molekulare Medizin (ZEMM). Er erläutert: „In Europa werden jährlich über 40.000 Knochenmark-Stammzelltransplantationen durchgeführt. Mehr als 16.000 Patienten erhalten dabei eine Stammzelltransplantation von einem gesunden Fremdspender, wovon derzeit fast jeder zweite Patient nicht überlebt.“ Der Grund hierfür ist eine unerwünschte Immunreaktion, die Graft-versus-Host Erkrankung. Ziel des jetzt geförderten Forschungsprojekts ist es, die Grundlage dafür zu schaffen, diese Nebenwirkungen zu lindern und diese Leben zu retten.
Herausforderung: Gefährliche T-Lymphozyten unterdrücken, hilfreiche erhalten
Die schädlichen Abstoßungsreaktionen in den Griff zu bekommen, ist keine einfache Aufgabe. „Mit dem Transplantat erhält der Patient einen ganzen Pool von fremden, unterschiedlichen T-Lymphozyten. Ein Teil dieser Abwehrzellen kann die Körperzellen des Empfängers attackieren. Diese gefährlichen Zellen gilt es, zu unterdrücken. Ein anderer Teil jedoch verhindert Infektionen und sorgt für einen Anti-Tumoreffekt. Diese müssen wir nach Möglichkeit in ihrer Funktionsfähigkeit erhalten“, schildert Prof. Beilhack. Mit den bisher verfügbaren Behandlungsmethoden gelingt diese Selektion nach seinen Worten leider nicht: Sie beeinträchtigen unspezifisch alle T-Lymphozyten – auch diejenigen, die für den gewünschten Anti-Tumorkampf verantwortlich sind.
Hoffnungsträger: Neue Fusionsproteine
In einem völlig neuartigen, am ZEMM vorangetriebenen Ansatz sollen jetzt per Gentechnik designte Eiweißmoleküle geschaffen werden, die genau diesen Nachteil überwinden und gezielt nur die gefährlichen T-Lymphozyten eliminieren oder – alternativ dazu – diese in tolerante Zellen umwandeln.
„Wir sprechen hier zwar von Grundlagenforschung, aber von einer extrem zielorientierten“, unterstreicht Musga Qureischi, die in der Arbeitsgruppe von Prof. Beilhack seit Mai dieses Jahres das Projekt maßgeblich vorantreibt. Dieses zielt nach Angaben der Nachwuchswissenschaftlerin zwar konkret auf Verbesserungen in der Stammzelltherapie ab, bei einem Erfolg könne das Prinzip aber durchaus auch auf viele Autoimmun- und Entzündungskrankheiten übertragen werden. „Hier kommt dem Projekt auch die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Molekularbiologen Prof. Dr. Harald Wajant sowie den Kinderonkologen Prof. Dr. Paul-Gerhardt Schlegel und Privatdozent Dr. Matthias Wölfl vom Uniklinikum Würzburg zugute“, ergänzt Prof. Beilhack.
Private Spende hilft, die Wirksamkeit nachzuweisen
„Die großzügige Spende des Ehepaars Knauf hilft, eine typische Hürde in der deutschen Förderlandschaft zu überspringen“, freut sich Universitätspräsident Forchel und erläutert: „Für das Erlangen von öffentlichen Geldern müssen Projekte wie dieses eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit wissenschaftlich nachweisen. Aber schon um diesen Nachweis führen zu können, sind beträchtliche Mittel erforderlich. Wir sind für das herausragende Engagement des Ehepaars Knauf ganz besonders dankbar, durch das diese Lücke überbrückt werden kann.“
Bei gutem Verlauf des Vorhabens kann der angestrebte Nachweis laut Prof. Beilhack innerhalb der kommenden zwei Jahre gelingen.