Große Bauvorhaben für den Gesundheitsstandort Würzburg


In die Planungen für den Neubau der Kopfklinik und des Zentrum Frauen-Mutter-Kind (ZFMK) ist eine entscheidende Wende eingetreten. Beide Bauprojekte entstehen jetzt auf dem Gelände nördlich des derzeitigen Klinikbereichs nahe der Oberdürrbacher Straße.

Aktuelle Entwicklungen haben dazu geführt, den bisherigen Plan, die Kopfklinik im Bestand an der Josef-Schneider- /Lindleinstraße abschnittsweise neu zu bauen, zu ändern. Diese Wendung hängt entscheidend mit einer Änderung beim Bauvorhaben des Zentrum Frauen-Mutter-Kind (ZFMK) zusammen. Bei fortschreitender Konzeption des Raumprogramms hat sich gezeigt, dass der Raumbedarf für das neue Zentrum umfangreicher wird als in der ersten Phase der Masterplanung zunächst angesetzt. Infolgedessen kann das ZFMK nicht mehr auf dem Gelände der Gynäkologie untergebracht werden. Wegen des neuen Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), der vorgesehenen Ansiedlung des Instituts für Virologie und Immunbiologie und eines weiteren geplanten Forschungsbaus kann das Zentrum Frauen-Mutter-Kind nördlich des Rudolf-Virchow-Baus auch nicht nach Süden ausgedehnt werden. Diese Rahmenbedingungen führten dazu, dass als alternativer Standort für das ZFMK das sog. „Erweiterungsgelände Nord“ ins Gespräch kam. Dieses Areal befindet sich im Eigentum des Juliusspitals, das zum Verkauf der notwendigen Flächen an den Freistaat als Träger bereit ist.

Als günstig erweist sich dieser Umstand auch für die Zukunft der neuen Kopfklinik, die nun mit dem ZFMK auf die grüne Wiese ziehen wird. Diese Entscheidung wurde von den Beteiligten aus Landtag, Wissenschafts- und Finanzministerium, Staatlichem Bauamt, Universität und Universitätsklinikum am 3. August getroffen. Alle waren sich einig, dass diese neue, bei der Verabschiedung des Masterplans noch nicht auf dem Tisch liegende, Option viele Synergien mit sich bringt. Sowohl finanzielle als auch logistische Risiken des Neubaus im beengten Baufeld entfallen. „Das Raumprogramm und die Funktionszuordnung mussten sich den beengten räumlichen Verhältnissen anpassen. Dies war verbunden mit Kompromissen zum Beispiel im OP- und Pflegebereich“, berichtet Peter Mack vom Staatlichen Bauamt Würzburg. „Mit der jetzt favorisierten Lösung auf der grünen Wiese fahren wir bauplanerisch wesentlich besser“, so der Architekt.

Zukunftsweisender Medizincampus
Durch die gemeinsame Ansiedlung der beiden Großbauprojekte ist die Basis für einen künftigen Medizincampus im Norden Würzburgs gelegt. Damit verbunden sind viele Synergien, die auf der Hand liegen: Beim Bau auf der grünen Wiese gibt es keine Beeinträchtigungen der klinischen Abläufe für Patienten und Mitarbeiter sowie keine Lärmbelästigung für direkt angrenzende Anwohner durch die Großbaustelle. Auch sind die Rahmenbedingungen für ein Großbauvorhaben in dieser Komplexität auf dem Nordgelände besser geeignet. Da keine baulichen Einschränkungen vorliegen, wird ein Krankenhaus-Komplex der Zukunft entstehen mit idealen Funktionszuordnungen für einen optimalen Klinikbetrieb.

Im Zusammenspiel zwischen ZFMK und Kopfklinik ergeben sich zahlreiche Flächensynergien zum Beispiel in den Bereichen OP, Hörsäle, Logistik und Cafeteria. Bei der Platzierung der beiden Neubauten auf dem Areal wird berücksichtigt, dass perspektivisch Potenzial für Erweiterungen bestehen kann.

Eine neue, umweltfreundliche Energiezentrale sorgt für die erforderliche Versorgung mit Wasser, Dampf und Strom auf dem neuen Gelände.

Auch verkehrstechnisch bietet die neue Lösung attraktive Vorteile. Zum einen ist ausreichend Fläche für ein weiteres neues Parkhaus vorhanden, zum anderen führt die geplante Straßenbahnverlängerung ohnehin bis zum Erweiterungsgelände Nord.

Hatte sich beim Bau der Kopfklinik im Bestandsgelände im letzten Projektschritt abgezeichnet, dass die Enge des Baufeldes Sonderlösungen erfordert, die zu Mehrkosten führen, ist beim Bau auf der grünen Wiese eine günstigere Kostensituation zu erwarten. Auch kann das Gesamtprojekt voraussichtlich schneller realisiert werden. „Mit Blick auf die Kosten geht die Bayerische Staatsbauverwaltung nach aktuellem Stand von einer Größenordnung von 700 bis 750 Millionen Euro für die Bauvorhaben aus“, erläuterte die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Würzburg Anja Simon. Das Uniklinikum wurde schon vom Bayerischen Wissenschaftsministerium beauftragt, unter Mithilfe des Staatlichen Bauamtes noch in 2017 die Bauanträge für das Nordgelände zu stellen. Baudirektor Mack fällt ein Stein vom Herzen: „Bauen auf der grünen Wiese ist immer wesentlich unkomplizierter als Bauen im Gebäudebestand“. In Auftrag gegeben wurde außerdem eine Fortschreibung der Masterplanung, die auch die Nachnutzung der Kopf-, Frauen- und Kinderklinik umfasst. Dieser Prozess erfolgt in enger Abstimmung mit der Universität Würzburg. Als weiterer Partner ist die Stadt Würzburg mit im Boot: Ihr kommt eine wichtige Rolle bei der Erschließung des Geländes und den bauplanerischen Fragestellungen zu.

Ein Meilenstein für den Gesundheitsstandort Bayern
Professor Georg Ertl, Ärztlicher Direktor am UKW, zeigte sich hoch zufrieden über diese Wendung. „Die Verlagerung der Kopfklinik gemeinsam mit dem Zentrum Frauen-Mutter-Kind auf das Nordgelände ist die richtige Entscheidung am Ende eines langen Weges. Ich begrüße es sehr, dass unsere Partner – die Universität, das Juliusspital und die Stadt Würzburg – diesen Schritt ermöglichen und unterstützen. Wir danken allen engagierten Förderern im Landtag – ich nenne hier stellvertretend Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Oliver Jörg, den stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im Bayerischen Landtag – und der bayerischen Staatsregierung für ihren Einsatz. Damit werden die Weichen gestellt, dass das UKW seine Position als zukunftsweisender, medizinischer Spitzenversorger weiter ausbaut.“