Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion – eine verordnete gesellschaftliche Einigung?

Datum/Zeit
Date(s) - 27/06/2015
0:00 - 14:00

Veranstaltungsort
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt

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Am 27. Juni 2015, Beginn um 10.00 Uhr, findet in den Räumen der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Münzstraße 12, die zweite Veranstaltung der Veranstaltungsreihe „Vereinigtes Deutschland – einiges Deutschland?“, durchgeführt durch die ESG-Würzburg sowie den Verein „Aufarbeitung der Geschichte der DDR“ e.V., unterstützt durch die Bundesstiftung Aufarbeitung, statt.
Gemeinsam mit Referenten und Zeitzeugen will man der Frage der gesamtdeutschen Bedeutung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion 1990 nachgehen, möchte man nach den damaligen Eindrücken und Perspektiven, aber auch nach den Risiken und Gefahren des damaligen Vertragswerkes fragen. In diesem Zusammenhang ist man froh, dass man für das Podium zwei Zeitzeugen hat gewinnen können, welche die jeweiligen Perspektiven aus Ost und West thematisieren werden und gleichwohl ihre damaligen Gedanken reflektieren, gar ebenso die damalige politische Intensivität jener Zeit nachzeichnen können.
So wird Herr Dr. Wolfgang Bötsch seine Eindrücke schildern bezüglich des deutschen Einheitsprozesses. Er ist zur damaligen Zeit aufgrund seiner Stellung in der CDU/CSU-Fraktion unmittelbar eingebunden gewesen in die Verhandlungen mit der DDR von Seiten der Bundesrepublik aus. Folglich wird er die Position der Bundesrepublik beleuchten und den Handlungsspielraum der damaligen Bundesregierung darlegen: Dass dieser aufgrund des geringen politischen Spielraums sowie der wirtschaftlichen und sozialen Notwendigkeit nicht so groß gewesen ist, ist nicht überraschend. Ist dieser Spielraum aber groß genug gewesen, um bestimmte Dinge anders gestalten zu können? Eine Frage, die man im Verlauf der Veranstaltung klären will.
Ihm gegenüber wird Herr Dr. Gerhard Botz, SPD-Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer, die intensive Arbeit der Volkskammer aufarbeiten. Gerade die zum Teil kontroversen Debatten mit Blick auf die die bevorstehende deutsche Einheit, gerade die sich widersprechenden Vorstellungen bezüglich eines zukünftigen Deutschlands unter den Abgeordneten der DDR-Volkskammer, macht diesen Einblick so spannend. Interessant ist auch hier die Frage nach dem Spielraum der Regierung de Maizière: Hätte er das Gesamtpaket der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion unter den Bedingungen der immer noch anhaltenden Umsiedlung von Ost nach west ablehnen können? Hätte man vielleicht sogar andere Modelle des Sozialismus wagen können, gar mit finanzieller Hilfe der BRD? Jene Fragen sind es, die über die Fraktionen der damaligen Volkskammer hinweg heftig debattiert worden sind.
Um diese Zeitzeugeneinblicke verstehen zu können, muss man zuvor den Staatsvertrag in seiner Entstehungsgeschichte und seiner Bedeutung beleuchten. Hierzu werden zwei Vorträge zu Beginn des Podiums abgehalten werden, damit die Zuhörerschaft einen Einblick in die wirtschafts- und sozialhistorischen Bedingungen, denen der Vertrag ausgesetzt gewesen ist.
Beginnen wird hier Frau Isabelle Thomas, M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Innovationsgeschichte der Universität Bamberg. Sie gibt einen Einblick in die Wirtschafts- und Sozialpolitik der DDR und arbeitet dabei die wirtschaftlich desolate Lage der DDR auf sowie die fast schon kopflos wirkende Suche der DDR-Führung nach finanzieller Unterstützung in einer Zeit des drohenden politischen Niederganges.
Im Anschluss daran wird Herr Prof. Dr. Arnd Bauerkämper aus Berlin den Vertrag in seiner Zeit beleuchten. So geht er auf die politischen Antworten der BRD-Administration ein mit Blick auf die ökonomisch schwierige Situation in der DDR ein, untersucht die Erwartungen der damaligen Bevölkerung an den Vertrag und zeigt alsdann mögliche Probleme auch, Probleme, die unter anderem dadurch entstanden sind, dass die Erwartungen beider Seiten an den Vertrag zu hoch gewesen sind.
Damit die Veranstaltung ein Erfolg werden kann, hoffen die ESG-Würzburg und der Verein „Aufarbeitung der Geschichte der DDR“ e.V. auf Ihr Erscheinen: Gemeinsam mit Ihnen wollen sie über die Bedeutung des Vertrages sprechen: Hat der Vertrag seine Ziele erreicht? Muss man jetzt, im 25. Jahr der deutschen Einheit, den Vertrag endlich für beendet erklären, gar sagen bzw. bestimmen, dass man nun endlich genug vereint sei … Oder soll man einen neuen Vertrag aushandeln, einen Vertrag zwischen denen, denen es trotz des Einheitsprozesses immer noch oder gerade erst deswegen schlecht geht, und denen, denen es besser gegangen ist? Es sind viele Fragen, die man aufgrund ihrer Aktualität im Podium und während der Veranstaltung diskutieren und debattieren muss und soll. Insofern wäre es schön, Sie auf der Veranstaltung begrüßen zu dürfen und mit Ihnen gemeinsam bei Kaffee, Kuchen und anderen Leckereien jene spannenden, jene politisch kontroversen Themen besprechen zu dürfen.
Zwecks Planungen wäre es schön, wenn diejenigen, die Interesse an einer Teilnahme haben, Bescheid geben können. Sie können dies telefonisch unter der Nummer 0931/ 88074531 oder per Mail (tkpohl@t-online.de) durchführen.