THE COLOUR – Musiktheater von Gerhard Stäbler

Datum/Zeit
Date(s) - 24/04/2015
19:30 - 22:00

Veranstaltungsort
Mainfranken Theater | Großes Haus

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Uraufführung: 24. April 2015 | 19.30 Uhr (Einführung 19.00 Uhr) | Großes Haus
Weitere Vorstellung: 26. April 2015 | 19.30 Uhr (Einführung 19.00 Uhr) | Großes Haus
Vor den beiden Aufführungen findet um 18.30 Uhr im Atrium zum Thema The Colour eine Performance der Oberstufentheatergruppe des Johann-Schöner-Gymnasiums aus Karlstadt statt.

Bereits in den vergangenen Spielzeiten hat das Mainfranken Theater Würzburg konzertante Opern wie La Traviata oder La Sonnambula zur Aufführung gebracht. In dieser Spielzeit erfährt diese Reihe eine ganz besondere Fortführung: Aus Anlass des 70. Jahrestages der Zerstörung Würzburgs und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges hat Gerhard Stäbler das Musiktheaterwerk The Colour für großes Orchester, Solisten und Chor komponiert. Am 24. April 2015 um 19.30 Uhr kommt diese Komposition im Großen Haus des Mainfranken Theaters zur Uraufführung. Eine zweite Aufführung findet am 26. April 2015 zur selben Zeit statt.
Die literarische Vorlage für das Musiktheater The Colour bildet die Science-Fiction-Geschichte The Colour Out of Space (Die Farbe aus dem All) des amerikanischen Schriftstellers Howard Phillips Lovecraft aus dem Jahre 1927: Ein Meteorit schlägt in der Nähe eines Gehöfts ein. Im Inneren dieses fremdartigen Himmelskörpers findet man eine Kugel, die ein auf der Erde bislang unbekanntes Farbspektrum aufweist und eine schleichende physische wie psychische Zerstörungskraft entfaltet. Ist es ein göttliches Zeichen, ein Vorbote der Apokalypse – eine Parabel über die Endlichkeit unseres Seins oder die fragile Balance von Wahn und Wirklichkeit?
Da dieses Sujet nahezu nach einer Visualisierung verlangt, wurde The Colour als „Raum-Installation“ konzipiert. Falko Herold gestaltete dabei den Bühnenraum indem er den Meteoriteneinschlag und die kosmische Weite, aus der das Unglück kam, darzustellen sucht. Daneben bieten Filme, Bilder und Textprojektionen eine multimediale Vision des Geschehens.
Mit dem Komponisten Gerhard Stäbler hat das Mainfranken Theater einen der international gefragtesten und innovativsten Künstler der Gegenwart für diesen Auftrag gewinnen können. Seine Musik ist dafür bekannt, dass sie vielfach den Rahmen des Konventionellen durchbricht, indem der Komponist Elemente in seine Kompositionen einbezieht, die der herkömmlichen Aufführungssituation und der Publikumserwartung widersprechen. Davon konnte man sich in Würzburg bereits bei den Uraufführungen der Stäbler-Werke Letzte Dinge (2007) und Vom Anfang im Ende (2010) überzeugen.

BESETZUNG
THE COLOUR (Die Farbe)
Musiktheater von Gerhard Stäbler
Text von Hermann Schneider, inspiriert von Howard Phillips Lovecrafts Kurzgeschichte
The Colour out of Space (Die Farbe aus dem All)
Uraufführung: 24. April 2015

TEAM
Musikalische Leitung: Enrico Calesso
Szenische Einrichtung: Hermann Schneider
Raum und Video: Falko Herold
Licht: Thomas Ratzinger
Choreinstudierung: Michael Clark
Dramaturgie: Christoph Blitt

DARSTELLER
Nahum Gardner, Farmer: Daniel Fiolka
Ethel Gardner, seine Frau: Sonja Koppelhuber
Merwin, deren Sohn: Silke Evers
Thaddeus, deren Sohn: Joshua Whitener
Frau: Karen Leiber
Mann: Yong Bae Shin
Tramp: Bryan Boyce
Putzfrau: Anneka Ulmer
Voice (“Ich“): Timo Ben Schöfer
Drei Wissenschaftler: Bryan Boyce, David Hieronimi, Deuk-Young Lee

Opernchor des Mainfranken Theaters Würzburg
Philharmonisches Orchester Würzburg

BIOGRAFIEN
Gerhard Stäbler, 1949 im süddeutschen Wilhelmsdorf bei Ravensburg geboren, studierte Komposition (bei Nicolaus A. Huber) und Orgel (bei Gerd Zacher) in Detmold und Essen und lebt seither als freischaffender Komponist – zunächst im Ruhrgebiet und seit Mitte 2011 in Düsseldorf und am Niederrhein.
In erster Linie ist Stäbler Komponist und schreibt Musiktheater- Orchester-, Kammermusik-, Solowerke und Performances. Ur- und Erstaufführungen fanden in den letzten Jahren unter anderem in Augsburg, im norwegischen Bergen (Borealis Festival und Bergen International Festival), in Bremen (Premiere The Drift, Tanztheater), Breslau (Weltmusiktage der IGNM), Dresden, Düsseldorf (Muziek Biennale Niederrhein), Tokio (Music Documents 13), Karlsruhe (Festival ZeitGenuss, ZKM-Festival Piano plus), Frankfurt (Konzert des hr-Sinfonieorchesters), Kiew, Mülheim an der Ruhr (Festival Utopie jetzt!), im niederländischen Tilburg, in Ulm (Premiere des Musiktheaters Erlöst Albert E.) und beim WDR Köln (Reihe Ensemble Europa) statt.
2014 widmete sich Gerhard Stäbler der Komposition des Musiktheaters The Colour sowie eines Konzertes für Orchester im Auftrag des Mainfranken Theaters Würzburg und konzipierte ein Projekt für Solisten, Chöre und Ensembles beim Festival Acht Brücken der Philharmonie Köln 2015. Im Februar davor steht die Premiere der Kammeroper Simon an der Norske Opera in Oslo auf dem Programm.
Neben seiner kompositorischen Tätigkeit engagiert sich Stäbler auch politisch sowie als Kurator und Organisator Kunstsparten übergreifender Projekte. Er konzipierte die Aktive Musik-Festivals mit Neuer Musik und war im Jahr 1995 künstlerischer Leiter der Weltmusiktage der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik im Ruhrgebiet. Immer wieder initiiert er große musikalische Projekte im öffentlichen und industriellen Raum – wie zum Beispiel während der RuhrWorks 1989 in New York, den las jornadas de arte contemporanea in Porto (Portugal), 1997 und 1999 während der Internationalen Bauausstellung im Ruhrgebiet, 2008 im Landschaftspark Duisburg, 2010 im Auftrag des Goethe Instituts der Ukraine auf dem Andreas-Steig im Zentrum Kiews, 2011 zusammen mit Kunsu Shim in der Philharmonie Essen und in Vilnius. Arbeitsschwerpunkte in den Jahren 2012 bis 2013 waren die Auseinandersetzung mit Werk und Wirkungen von John Cage, unter anderem im Projekt der Tonhalle Düsseldorf CAGE 100 sowie den Wiederaufführungen von futuressenceXXX in Kombination mit Cages Europeras 3 und 4 am Theater Ulm und zusammen mit Kunsu Shim Projekte u. a. in Island, Japan, Korea, Norwegen und Portugal.
Von 2000 bis 2010 leitete Gerhard Stäbler zusammen mit Kunsu Shim das Duisburger Zentrum für zeitgenössische Musik EarPort. Seit 2012 etablieren die beiden Komponisten eine Serie von PerformanceKonzerten an der Kunsthalle Düsseldorf und die Konzertreihe Natürlich schön! mit Interaktionen zwischen alter und neuer Musik im Düsseldorfer Schloss Benrath.
Eine lange Reihe von Auszeichnungen (beginnend mit dem Cornelius Cardew Memorial Prize 1982 bis zum Duisburger Musikpreis 2003), von Stipendien (unter anderem Japan Foundation, Djerassi Foundation/Kalifornien, Land Niedersachsen, ZKM Karlsruhe), von Kompositionsaufträgen (darunter Wittener Tage für neue Kammermusik, Donaueschinger Musiktage, Musica Viva des Bayerischen Rundfunks, Festival Mouvement des Saarländischen Rundfunks) und Einladungen als Composer-in Residence (z. B. Three Two New York, Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, Borealis Festival Norwegen und Dias de musica electroacustica Portugal) dokumentieren Stäblers Einfluss und Bedeutung in der zeitgenössischen Musikszene. Seine Erfahrungen gab und gibt Stäbler regelmäßig in Workshops und als Gastprofessor an junge Komponisten, Interpreten und Performer weiter – nicht nur in Europa, sondern auch in Nord- und Südamerika, Australien sowie im Nahen und Fernen Osten.
Stäblers Musik verlässt vielfach den Rahmen des Üblichen, indem er Elemente in seine Kompositionen einbezieht, die die gewohnte Aufführungssituation (und damit die herkömmliche Publikumserwartung) durchbrechen, sei es durch Gesten oder Bewegungen im Raum, sei es mittels Licht- und Duftgestaltung oder aktives Einbeziehen des Publikums: Immer kommt es ihm darauf an, die Phantasie anzuregen, Ohren und andere Sinne für neue, unerwartete Wahrnehmungs- und Denkmuster zu sensibilisieren. Die ständige, vertiefende Zusammenarbeit mit Künstlern aus den Bereichen von Bildender Kunst, Video, Literatur und Tanz ist daher ein wesentliches Charakteristikum seines Schaffens.

Enrico Calesso wurde in Treviso (Italien) geboren und studierte Klavier in Venedig am dortigen Konservatorium bei Anna Colonna Romano. Parallel dazu schloss er 1998 sein Philosophiestudium bei Professor Emanuele Severino an der Universität Venedig mit Auszeichnung ab. Von 2000 bis 2005 besuchte er die Dirigierklasse von Professor Uroš Lajovic an der Universität Wien und absolvierte das Studium mit Auszeichnung.

Bereits während seiner Ausbildung wirkte er bei verschiedenen Opernproduktionen als musikalischer Assistent mit, unter anderem bei den Bregenzer Festspielen und den Wiener Festwochen. Wichtige Erfahrungen sammelte er auch als Assistent von Ulf Schirmer. 2008 übernahm Enrico Calesso für drei Jahre die musikalische Leitung der Oper Klosterneuburg bei Wien und war von 2007 bis 2010 am Theater Erfurt als Kapellmeister und Assistent des
Generalmusikdirektors tätig. 2010 wechselte er als Erster Kapellmeister an das Mainfranken Theater Würzburg. Im Jahr darauf wurde er hier zum Generalmusikdirektor ernannt.

Enrico Calesso dirigierte unter anderem die Wiener Symphoniker, das Radio-Symphonieorchester Wien, das Berner Symphonieorchester, die Norddeutsche Philharmonie Rostock, die Nordwestdeutsche Philharmonie, das Orchestre Symphonique de Mulhouse, die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin, das Philharmonische Orchester Erfurt, die Filarmonia Veneta Malipiero sowie das Philharmonische Orchester Rzeszów. Daneben dirigiert er bei den Bregenzer Festspielen 2011 und 2012 mehrere Vorstellungen von Umberto Giordanos Andrea Chénier und am Theater Bern von Giuseppe Verdis Macbeth.

In dieser Spielzeit zeichnet er verantwortlich für die musikalische Leitung der Produktionen Madama Butterfly, Carmen sowie von Alessandro nell’Indie. Für das 5. Sinfoniekonzert, die
Hommage an Johannes Brahms und für die Konzerte im Rahmen des Mozartfestes Würzburg wird er am Pult des Philharmonischen Orchesters Würzburg zu erleben sein.

Falko Herold, geboren in Mölln/Kreis Herzogtum Lauenburg, studierte Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Erich Wonder. 2001 bis 2003 war er Lehrbeauftragter für Bühnengestaltung an der Meisterklasse für Szenografie an der Kunstakademie Wien. In verschiedenen Projekten arbeitete er unter anderem mit Dieter Giesing, Johannes Schaaf und Hermann Schneider, etwa an der War Memorial Opera San Francisco, am Theater in der Josefstadt Wien und dem Mainfranken Theater in Würzburg. An der Bayerischen Staatsoper entwarf er die Kostüme für L’elisir d’amore, Mitridate, rè di Ponto und in der Saison 2013/2014 für L‘Orfeo (Regie: David Bösch) sowie am Deutschen Theater für Das goldene Vließ von Franz Grillparzer. Am Münchner Residenztheater entwarf er 2013 die Bühne für David Böschs Inszenierung von Orest (Regie: John von Düffel).