Datum/Zeit
Date(s) - 29/01/2015
20:00 - 21:45
Veranstaltungsort
Mainfranken Theater | Kammerspiele
Kategorien
Ab dem 29. Januar 2015 steht in den Kammerspielen das Schauspiel Von den Beinen zu kurz von Katja Brunner auf dem Spielplan. Das preisgekrönte Stück befasst sich mit den Machtverhältnissen in menschlichen Beziehungen, insbesondere im familiären Zusammenhang. Das Mainfranken Theater greift damit ein gegenwärtiges Konfliktfeld auf, das in den westlichen Gesellschaften unter der Oberfläche des friedlichen Alltags existiert. Die Sozialreferentin Dr. Hülya Düber hat für diese Produktion die Schirmherrschaft übernommen und unterstreicht damit, wie wichtig es ist, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.
„Das Thema sexuelle Gewalt benötigt Öffentlichkeit. Sexueller Missbrauch ist leider oft ein peinlich gehütetes Geheimnis mit großem zerstörerischem Potential für alle Beteiligten, das offen gelegt und aufgearbeitet werden muss“, sagt Sozialreferentin Dr. Hülya Düber. Da sie die Arbeit des Mainfranken Theaters schätzt und ihr das Thema sehr am Herzen liegt, war sie spontan zur Übernahme der Schirmherrschaft bereit.
Für das Stück Von den Beinen zu kurz erhielt die Autorin Katja Brunner 2013 den renommierten Mülheimer Dramatikerpreis. Die junge Schweizer Dramatikerin zeichnet in ihrem Stück ein schonungsloses Bild einer bürgerlichen Kleinfamilie: Am Anfang steht das beschauliche Glück von Vater, Mutter und Kind. Aber der Vater begehrt die Tochter – so sehr, dass er die Kontrolle über sich verliert. Vor den Augen der Mutter vollzieht sich die Tragödie. Stimmen von außen vergegenwärtigen mögliche Situationen von extremer physischer und psychischer Gewalt, die weit nach draußen in die Gesellschaft weisen. Und zu guter Letzt ist da die Tochter, die das Handeln ihres Vaters bis zum Schluss rechtfertigt.
An diesen schwierigen Stoff hat sich die Berliner Regisseurin Katka Schroth herangewagt. Die Inszenierung Von den Beinen zu kurz ist ihre erste Arbeit am Würzburger Theater. Für Bühne und Kostüme zeichnet Christoph Ernst verantwortlich. Beide haben bereits mehrfach sehr erfolgreich zusammen gearbeitet. Katka Schroth konzentriert sich bei der Realisierung des Stückes auf die sprachliche Kraft des Textes. Dazu wird das Bühnengeschehen in einem schlichten weißen Kubus verortet, der umso mehr Raum lässt für die Entfaltung eines aufwühlenden Sprachkonzerts. Im Fokus stehen widerstreitende Stimmen von Verdrängung und schonungsloser Offenheit, Selbstbezichtigung und Hilflosigkeit, ständiger Angst und kindlicher Liebe, die zusammengenommen das Bild einer fragmentierten Persönlichkeit widerspiegeln. Der Hauptanspruch der Inszenierung liegt darin, jenseits gängiger Opfer-Täter-Zuschreibungen die komplexen psychischen Mechanismen freizulegen, die in einem von Missbrauch durchdrungenen Familiengefüge wirken.
Kartenreservierungen sind telefonisch unter 0931/3908-124 oder per E-Mail an karten@theaterwuerzburg.de möglich.
TEAM
Inszenierung: Katka Schroth
Bühne und Kostüme: Christoph Ernst
Dramaturgie: Wiebke Melle
MIT
Petra Hartung
Claudia Kraus
Freya Kreutzkam
BIOGRAFIEN
Katja Brunner, geboren 1991 in Zürich, studierte Literarisches Schreiben an der HdK Bern und Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. 2010 entstand innerhalb des Dramenprozessors ihr Stück Von den Beinen zu kurz, das am Theater Winkelwiese uraufgeführt wurde. 2012 nahm sie an den Werkstatttagen des Burgtheaters teil. 2013 war sie mit ihrem Stück Die Hölle ist auch nur eine Sauna zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen und gewann mit der Deutschen Erstaufführung Von den Beinen zu kurz den Mülheimer Dramatikerpreis. In der dieser Spielzeit ist Katja Brunner Hausautorin am Theater Luzern.
Katka Schroth studierte in Berlin Theaterwissenschaften. Sie war am Deutschen Nationaltheater Weimar und an der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin als Regieassistentin engagiert. Seit 1996 brachte sie über 40 Inszenierungen heraus, unter anderem am Theater Neumarkt Zürich, Schauspiel Magdeburg, Prater Volksbühne Berlin, Thalia Theater Halle, Staatstheater Nürnberg, Staatstheater Cottbus, Theater Kanton Zürich und Toronto/ Kanada. Katka Schroth unterrichtete lange Zeit Schauspiel und Regie an der University of Toronto und war Gastdozentin an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Von den Beinen zu kurz ist ihre erste Regiearbeit am Mainfranken Theater Würzburg.
Christoph Ernst studierte Architektur und Stadtplanung an der Gesamthochschule Kassel und ist seit 1998 als freier Bühnen- und Kostümbildner in Oper und Schauspiel tätig. In den vergangenen Jahren gestaltete er für verschiedene Theaterproduktionen die Bühnen- und Kostümbilder, unter anderem an der Staatsoper Berlin, am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Theater Krefeld/Mönchengladbach und am Theater Bonn.
Aktuell arbeitet er mit den Regisseuren Michael von zur Mühlen (Staatstheater Darmstadt: Schulden. Die nächsten 5000 Jahre), Heiko Raulin (Staatstheater Darmstadt: Geschwister) und Markus Heinzelmann (Stadttheater Ingolstadt: Hauptsache Arbeit!) zusammen. Am Mainfranken Theater entwirft er für die Produktion Von den Beinen zu kurz das Bühnen- und Kostümbild.