Roland Flade liest am 12. November in der Stadtbücherei

Datum/Zeit
Date(s) - 12/11/2015
19:30

Veranstaltungsort
Dauthendey-Saal des Falkenhauses

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„Jüdische Familiengeschichten aus Unterfranken“ lautet der Titel des neuen Buches von Roland Flade. Der langjährige Main-Post-Redakteur und promovierte Historiker beschreibt die Integration der Juden in die unterfränkische Gesellschaft, ihren Patriotismus und ihren Beitrag zu Wirtschaft, Kultur und Bildung, doch werden auch die Schrecken des Dritten Reichs behandelt.

Der Autor liest aus seinem Buch am Donnerstag, 12. November, um 19.30 Uhr im Dauthendey-Saal des Falkenhauses.

In seinem Vorwort schreibt Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, das Buch zeige Juden erfreulicherweise nicht vor allem als Opfer. Stattdessen würden „Menschen in allen Facetten eines normalen menschlichen Lebens geschildert: mit beruflichem Erfolg oder Misserfolg, mit großen oder kleinen Familien, fromm oder wenig religiös, mit eigenen Häusern oder in ärmlichen Verhältnissen.“

Roland Flade stellt bei der Lesung Menschen vor, die eng mit Würzburg verbunden waren. Ruth Hanover, die Tochter des Würzburger Rabbiners, war die Jugendfreundin von Ludwig Pfeuffer, der aus einer streng orthodoxen Familie stammte und als Jehuda Amichai später zum berühmtesten Dichter Israels wurde. Das Schicksal der von den Nazis ermordeten Ruth hat Amichai immer wieder literarisch behandelt.

Werner Kleeman aus Gaukönigshofen besuchte in Würzburg das Gymnasium. Nach KZ-Haft und der Auswanderung in die USA meldete er sich freiwillig zur amerikanischen Armee. Am 6. Juni 1944 landete er mit den alliierten Truppen in der Normandie. Beim Vormarsch lernte der die Schriftsteller Ernest Hemingway und Jerome David Salinger („Der Fänger im Roggen“) kennen, die ebenfalls in der US-Army dienten. Zur Militärpolizei in Ochsenfurt versetzt, engagierte sich Kleeman 1945 für die kleine, in Würzburg neu erstehende jüdische Gemeinde.

Das wichtigste Forum für zeitgenössische Kunst in Unterfranken war Oskar Laredos „Neues Graphisches Kabinett“ in der Kaiserstraße. Hier waren Werke von Emil Nolde, Oskar Kokoschka, Max Liebermann, Marc Chagall oder Käthe Kollwitz zu sehen. Jakob Strauß ließ in seinem Central-Theater in der Eichhornstraße die bekanntesten Unterhaltungskünstler der Weimarer Republik auftreten, darunter Johann Strauß, den Neffen des Wiener Walzerkönigs, und den Berliner Dirigenten und Komponisten Paul Lincke.

Der aus Würzburg stammende Komponist und Pianist Norbert Glanzberg komponierte die Musik zu Billy Wilders letztem deutschen Film; sein Lied „Hasch mich“, interpretiert von den Comedian Harmonists, wurde zum Schlager der Berliner Saison 1931. Nach Frankreich geflohen und von der Deportation bedroht, versteckte Edith Piaf ihren Musikerfreund; später komponierte er für sie das berühmte Chanson „Padam … Padam“. 1998 kehrte er für ein hochemotionales Konzert in der Musikhochschule nach Würzburg zurück.

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.