Ein spektakuläres Renaissancegemälde für Würzburg


Das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg erhält prominenten

Zuwachs: ein Porträt des Renaissance-Architekten Sebastiano Serlio (1475*1554), gemalt von Bartolomeo Passerotti aus Bologna, einem herausragenden Porträtisten aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es ist das teuerste Bild, das jemals für die Gemäldegalerie erworben wurde.

Ohne die massive Unterstützung großer Stiftungen * voran der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung * und ohne den Beitrag privater Kulturvereine wäre dieser Ankauf nicht möglich gewesen.

 

Wie so oft hat der Zufall Regie geführt: Am Rande eines Kolloquiums zur italienischen Kunst, das 2018 in der Gemäldegalerie stattfand, erfuhr deren Direktor Damian Dombrowski erstmals von der Existenz des Serlio-Porträts.

Sabine Frommel, Professorin an der Sorbonne, zeigte ihm eine Abbildung des Gemäldes, das sie kurz zuvor in einer Pariser Galerie gesehen hatte. Serlio war rund 20 Jahre vor der Anfertigung des Porträts verstorben, der Maler muss sich also einer Vorlage bedient haben. Dass diese sich bereits im Würzburger Universitätsmuseum befindet, ist der eigentliche Clou des kapitalen Neuzugangs. *Bis es mir dämmerte, dauerte es eine Weile*, erinnert sich Dombrowski, der in Würzburg auch Professor für Kunstgeschichte ist:

*Aber vor dem Original war mir schlagartig klar, dass unser Doppelporträt *Zwei Künstlerfreunde vor dem Spiegel* Passerottis Vorbild gewesen sein

dürfte.*

 

Das Gemälde im Martin von Wagner Museum wird dem Venezianer Bernardino Licinio zugeschrieben und um 1530 datiert. Der Mann im Vordergrund hält einen Zirkel, der über seinen Beruf aufklärt. Auch der von Passerotti Dargestellte umfasst mit seiner rechten Hand einen Zirkel. Das Porträt verrät aber nicht nur seinen Beruf, sondern auch seinen Namen: *Sebastiano

Serlio* steht gut leserlich in einer aufgemalten Kartusche. Die Gesichtsmerkmale und sogar die Kleidung beider Porträts stimmen so genau überein, dass nun auch die Identität des Architekten in dem Würzburger Doppelporträt als geklärt gelten darf.

 

Serlio war einer der wirkungsmächtigsten Architekten aller Zeiten, was weniger an seinen Bauten als an seinem reich illustrierten Traktat zur Baukunst liegt. Auch Balthasar Neumann besaß mehrere Ausgaben der *Sette Libri dell*Architettura*. Vielleicht wusste er noch, wer der Architekt in dem Doppelporträt ist, und hat es deshalb für seine eigene Kunstsammlung gekauft. Aus dem Besitz seiner Erben gelangte es bereits 1834 an die Universität Würzburg.

 

Die Kulturstiftung der Länder und die Ernst von Siemens Kunststiftung haben frühzeitig ihre Bereitschaft erkennen lassen, sich an der Erwerbung mit je einem Drittel der Kosten zu beteiligen. Der Zusammenhang mit dem Vorbesitzer der Künstlerfreunde sowie die Identifizierung Serlios durch den Vergleich mit dem Passerotti-Gemälde hätten für diese Entscheidung eine wesentliche Rolle gespielt, betont Professor Dr. Frank Druffner, der stellvertretende Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: *Das Doppelporträt war einst im Besitz Balthasar Neumanns, der auch die Würzburger Residenz schuf, in deren Südflügel sich heute das Martin von Wagner Museum befindet. Mit dem Erwerb des Einzelporträts schlägt das Museum eine Brücke zur Wirkung Serlios auf Neumann und zu dessen Bedeutung für die Gestaltung der Region.* Der Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, Dr. Martin Hoernes, zeigt sich überzeugt von der Wechselwirkung, die Vor- und Nachbild zukünftig in der Gemäldegalerie eingehen werden: *Wenn es gelingt, durch hochkarätige Ankäufe öffentliche Sammlungen punktgenau zu ergänzen, beteiligt sich die Kunststiftung gerne und gratuliert zu dem Erwerb.*

 

Dank des Engagements weiterer Förderer * der Unterfränkischen Kulturstiftung des Fürstbischöflichen Musik-Kollegiums zu Würzburg, der Freunde der Würzburger Residenz und des Rotary-Clubs Würzburg-Residenz * konnte das in Paris angebotene Gemälde schließlich für das Martin von Wagner Museum erworben werden. Eine letzte Deckungslücke hatte die Universitätsleitung geschlossen. Diese vereinten Kräfte waren angesichts der Preisgestaltung dringend nötig * 240.000 Euro sollte das Bild anfangs kosten. *Als Museum ohne Ankaufsetat verfügen wir inzwischen zwar über einige Erfahrung im Einwerben von Geldern, aber das waren völlig neue Dimensionen*, weiß Dombrowski zu berichten. Aber auch von den Verhandlungen, durch die der Preis schließlich auf 130.000 Euro gesenkt werden konnte.