„Die Engagementlandschaft in Würzburg ist vielfältig, aktiv und attraktiv, oder auch einfach nur fantastisch“, Oberbürgermeister Christian Schuchardt war es bei der Verleihung des Bürgersozialpreises ein Anliegen nicht nur die zwei Preisträger des Abends herauszustellen.
Insbesondere eine Herausforderung, die derzeit die Verwaltung wie auch die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt in Atem hält, mache dieses fantastische Engagement besonders deutlich: das Thema „Flucht und Asyl“. Hier könne sich Würzburg glücklich schätzen, auf ein gutes Netzwerk in der Zivilgesellschaft zurückgreifen zu können. Schuchardt dankte stellvertretend Stephan Rinke von Sport ohne Grenzen, Solomon Hailu vom deutsch-afrikanische Arbeitskreis, dem Projekt „Kind=Kind“ vom Kinderschutzbund und der nicht anwesenden Eva Peteler für die geleistete Hilfe. Mit Preisen wurden jedoch eine Institution und eine Einzelperson bedacht, die jeweils ein anderes soziales Themenfeld beackern
Die Findungskommission hatte im Vorfeld die schwere Arbeit aus 30 Vorschlägen die Sieger auszuwählen. Der große Applaus im Ratssaal zeigte, dass die Jury wohl die richtigen bedacht hat. Für den Verein Angestöpselt e.V. hielt „Noch-Sozialreferent“ Robert Scheller die Laudatio. „In einer digitalisierten Welt bedeutet der Zugang zu Technik und Internet Teilhabe in nie gekannter Form. Was ist aber mit Menschen und Familien, die sich die dafür notwendige Technik schlicht nicht leisten Können? Was ist mit denjenigen denen das Wissen über den Umgang damit fehlt? Schnell kann aus Teilhabe Ausgrenzung werden!“ Genau hier setzt der Verein mit 34 Mitgliedern seit drei Jahren an. Man sammelt ausgemusterte Technik ein, macht diese funktionstüchtig und verschenkt diese an Bedürftige. Darüber hinaus bietet der Verein Fortbildungen zum Thema an. Die anwesenden Vorstände konnten sich nicht nur über die vielen lobenden Worte freuen, gerne nahmen sie einen Scheck über das Preisgeld von 1000 € entgegen. Das Preisgeld wurde vom Lions-Club Würzburg West zur Verfügung gestellt und mit einem symbolischen Scheck überreicht.
Ebenfalls Preisträger des Bürgersozialpreises kann sich ab jetzt der 75-jährige Horst Schraut aus Versbach nennen. Er stehe für ein „anhaltendes, unauffälliges und uneitles Engagement“, so Oberbürgermeister Schuchardt. Schraut trage durch seine Singstunde im Pflegeheim Versbacher Sonnenhof zu mehr Freude und zur Steigerung der Lebensqualität im Alltag der Senioren bei. Im Glanz in den Augen und einen etwas aufrechteren Gang sehe er seinen einzigen Lohn für seine wöchentliche Singstunde. Schuchardt betont, dass mit dieser Ehrung stellvertretend auch alle im Verborgenen arbeitenden Ehrenamtlichen, besonders diejenigen in Pflegeheimen geehrt werden sollen.
Im vollbesetzten Ratssaal wurden beide Projekten durch kurze Einführungsfilme – ein Praxisprojekt der Hochschule für angewandte Wissenschaften – lebendig vorgestellt. Unter den Festgästen waren nicht nur viele Stadträte und Vertreter sozialer Einrichtungen und Initiativen, auch viele Würzburger Unternehmer waren der Einladung gefolgt und lauschten im Anschluss an die Preisverleihungen dem Festvortrag von Bud A. Willim. Der gebürtige Wiener ist bei der Stadt München für Fundraising zuständig, er pflegt den Kontakt zwischen Unternehmen und der Stadtverwaltung. Er gab viele Tipps wie sich diese unterschiedlichen Welten im sozialen Engagement treffen können. Wer auf dem Nonprofit-Markt erfolgreich sein möchte – „Ja, es ist ein Markt!“
– müsse sich zuerst ehrlich die richtigen Fragen stellen. Zum Beispiel auch die nach den jeweiligen Kernkompetenzen und genauen Zielgruppen.
Willim nannte als mahnendes Beispiel eine unsinnige Kooperation, die er selbst miterleben durfte: „Es bringt nichts, wenn ich IT-Experten, die sich einbringen wollen, Räume streichen lasse. Am Ende mussten da sogar noch einmal unsere Hausmeister drüber. Sie sollten lieber ihrer Kernkompetenz entsprechend EDV-Kurse für Senioren anbieten oder projektbezogen beim Programmieren helfen.“ Wichtig sei zudem aus Unternehmersicht eine klar verständliche Ansprache (ohne soziologisches
Fachvokabular) und der passende Ansprechpartner in der Verwaltung.
Weitere Tipps dieser Art konnten auch noch beim anschließenden Empfang im Foyer ausgetauscht werden. Bei Fingerfood und alkoholfreien Cocktails sorgte das Gitarrenorchester der Sing- und Musikschule unter Leitung von Tobias Zerlang-Rösch für den musikalischen Ausklang.
Bild „Bürgersozialpreis8“
Soziales Engagement hat viele Facetten: Von links: Ursula Wichtermann, Leiterin des Aktivbüros der Stadt Würzburg, das nun den Bürgersozialpreis organisierte, Robert Scheller als Interims-Sozialreferent, Moritz Beck und Michaela Keupp von Angestöpselt e.V., Horst Schraut, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Gastredner Bud A. Willim und Christian Holzinger (Aktivbüro) Bild: Georg Wagenbrenner