Bilanz nach Stadtrats-Wahlperiode: 19 ehrenamtliche Kommunalpolitiker im Panormasaal verabschiedet


Mit der 112. Sitzung des Würzburger Stadtrats endete am Donnerstag die Wahlperiode 2014/2020. Im Mai tritt der neu gewählte Stadtrat zusammen und so war die letzte Tagesordnung geprägt von Abschieden, Dankesworten und einem Rückblick des Oberbürgermeisters Christian Schuchardt. Der neue Tagungsort im Congress Centrum Würzburg, den man aufgrund der Corona-Pandemie wählen musste, unterstrich das Gefühl des Umbruchs. 19 ehrenamtliche Kommunalpolitiker schieden nun aus dem Gremium aus. In vielen Fällen gehen damit jahrzehntelange Engagements zu Ende.

Helga Hoepffner gehörte 30 Jahre dem Stadtrat an. Schuchardt würdigte beispielsweise das besondere Augenmerk der langjährigen stellvertretenden CSU-Fraktionsvorsitzenden für die Wirtschaftsförderung, als Vorsitzende im Rechnungsprüfungsausschuss, oder für die deutsch-amerikanische Freundschaft und somit auch die Partnerschaft zu Rochester. Soziale Ehrenämter für den VdK oder als Richterin rundeten ihr Profil ab.

Benita Stolz hat ebenfalls 30 Jahre im Stadtrat gewirkt. Ihre Schwerpunkte sah Schuchardt in einer ökologischen Stadtentwicklung und innovativen Lösungen bei der Abfallentsorgung. Darüber hinaus sei ihr Name fest mit der Städtepartnerschaft zu Mwanza und der Eine-Welt-Arbeit verbunden wie auch der Erinnerungskultur und der Stolperstein-Initiative. Von 1996 bis 2014 war Stolz stellvertretende Vorsitzende der Grüne-Fraktion.

Hans Werner Loew wurde 1990 unmittelbar nach Einzug in den Stadtrat Fraktionsvorsitzender der SPD. Der langjährige Landtagsabgeordnete gestaltete die Würzburger Kommunalpolitik prägend mit. Schuchardt würdigte ihn als passionierten Haushaltspolitiker, der den politischen Diskurs stets genossen hat und dazu beitrug den
Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Würzburg zu stärken. Ehrenamtlich engagierte er sich zudem beim Arbeiter-Samariter-Bund oder dem Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Zum Ende Ihrer Amtszeiten überreichte Schuchardt den drei ausscheidenden Stadträten den Tanzenden Schäfer: „Genießen Sie die zusätzliche Zeit, die Sie von jetzt an für sich und die Menschen, die Ihnen nahestehen, zur Verfügung haben. Es gibt auch ein Leben nach der Politik. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute.“

So weit sind Bürgermeisterin Marion-Schäfer-Blake, der Grüne-Fraktionsvorsitzende Matthias Pilz und CSU-Stadtrat Kurt Schubert noch nicht. Dieses Trio kann ebenfalls auf 30 Jahre im Stadtrat zurückblicken, geht aber nun nach der Wahl am 15. März jeweils in die sechste Amtszeit. Schuchardt überreichte anlässlich dieses seltenen Jubiläums ebenfalls die besondere Anerkennung aus weißem Porzellan.
Schuchardt würdigte in der Laudatio für Schäfer-Blake insbesondere die langjährigen Einsätze als Bezirksrätin und als Vorsitzende von Pro Familia. Als Bürgermeisterin sorgte sie vor Schuchardts Amtszeit zusammen mit Bürgermeister Dr. Adolf Bauer für einen reibungslosen Übergang. Als Generalisten bezeichnete Schuchardt den Kollegen Pilz, „der bei seiner politischen Arbeit Leidenschaft und Sachlichkeit verbindet“. Er stehe für nachhaltige Politik. Die Stärkung des ÖPNV oder den Einsatz für den Ausbau des Radwegenetzes könne man als Hauptziele des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden der Würzburger Straßenbahn GmbH hervorheben. Kurt Schubert habe hingegen stets den Mittelstand im Blick. Die Rahmenbedingungen für Handel und Handwerk, Gastronomie und Fremdenverkehr bestimmen sein Engagement im Stadtrat. Wie auch der besondere Einsatz für Heidingsfeld, wo Schubert ehrenamtlich außerordentlich engagiert ist.

Angesichts dieser sechs Persönlichkeiten blieb vergleichsweise wenig Raum, um auch den weiteren ausscheidenden Stadträtinnen und Stadträten mit persönlichen Worten Dankeschön zu sagen. Brachte die Wahl 2014 noch
15 Mandatswechsel, waren es diesmal 19 Veränderungen. Dem neugewählten Gremium werden ebenfalls nicht mehr angehören: Eckhard Gunther Beck (SPD), Heinz Braun (ÖDP), Uwe Dolata (FWG), Michael Gerr (Grüne), Karl Graf (FDP), Jutta Henzler (SPD), Heinrich Jüstel (SPD), Ingo Klünder (WL-FW), Julia Kock (CSU), Lore Koerber-Becker (SPD), Gisela Pfannes (SPD), Wolfgang Scheller (CSU), Thomas Schmitt (parteilos), Joachim Schulz (SPD), Anke Stumpf (CSU) und Anke Wohlfahrt (WL-FW).

Wenn Schuchardt im Rückblick auf die Amtsperiode davon sprach „Würzburg ge-meinsam ein großes Stück nach vorne gebracht zu haben“ so war dies auch das Verdienst der 50 KommunalpolitikerInnen und ihrer VorgängerInnen im Amt, die während der Amtsperiode ausschieden:
(Homaira Mansury (SPD), Laura Wallner (SPD), Erich Felgenhauer (CSU), Micaela Potrawa (WL-FW) und Sabine Steinisch (Grüne) sowie der berufsmäßigen Stadträte.

Würzburg habe sich durch einen Schuldenabbau von 223 Millionen auf 207 Millionen Euro unbewusst auch gut auf die aktuelle Corona-Krisensituation vorbereitet. Trotz dieser Haushaltsdisziplin gelangen starke Akzente (auch für den sozialen Wohnungsbau) am Hubland.
Würzburg befindet sich auf dem Weg zur Smart City. Hat an vielen Stellen an Lebensqualität gewonnen. Sei es durch das neue Nautiland oder das beschlossene „Kleine Mozarteum“. Das Staatstheater steht im Rohbau. Dem Green City-Plan folgte das Aktionsprogramm „Sauber Mobil und ein umfangreiches Klimaversprechen. Es gelang ein großes Kita-Ausbauprogramm wie auch weitere Schritte für mehr gesellschaftliche Teilhabe insbesondere von Menschen in Armut. 2015 war laut Schuchardt zudem ein besonderes Jahr. „Damals packten 2000 freiwillige Helferinnen und Helfer einfach mit an, um den Flüchtlingen in unserer Stadt ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.“

Dank und Anerkennung für zusammen 180 Jahre Stadtratsarbeit:
Oberbürgermeister Christian Schuchardt verzichtete in Corona-Zeiten auf den Handschlag, konnte aber gleich sechs Mitgliedern des Würzburger Stadtrats zu 30 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in der Kommunalpolitik gratulieren. Hinter dem Mund-Nasen-Schutz verbergen sich von links:
Helga Hoepffner, Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, Benita Stolz, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Kurt Schubert, Matthias Pilz und Hans Werner Loew. Bild: Georg Wagenbrenner