Der Kulturspeicher in Würzburg ist europaweit eine Instanz in Sachen Kon-krete Kunst. Einen großen Stellenwert der Sammlung Peter C. Ruppert nimmt die Konkrete Fotografie ein. Diese Disziplin ist ausgesprochen lebendig und produktiv. Hiervon kann man sich aktuell in der Ausstellung „Lichtbild und Datenbild“ überzeugen. Der Titel deutet schon an, dass das Genre „Konkrete Fotografie“ die epochale Umstellung von Analog- auf Digitaltechnik unbeschadet überstanden hat. Auch Pixel können behilflich sein, wenn es darum geht die „Fotografie der Fotografie zu widmen“ – so eine griffige Definition von Museumsleiterin Dr. Marlene Lauter bei der Vernissage der Ausstellung, die noch bis zum 31. Mai zu sehen ist.
Insgesamt 42 Künstler aus aller Welt, präsentieren nun ihre Werke im Alten Hafen. Das Besondere: eine stattliche Anzahl dieser Konkreten Künstler war zu dieser Schau nun auch aus ganz Europa und Kanada angereist und nach den Festreden zur Eröffnung begann sofort der intensive Austausch einer Szene, die sich als solche vielleicht erst noch finden muss. Das Label „Konkrete Fotografie“ hätten sicher nicht alle für sich selbst gewählt, es ist aber eine gemeinsame Klammer, die von allen akzeptiert wird, die nun im Katalog, verlegt im Kehrer-Verlag, versammelt sind. Bei unterschiedlichsten Ansätzen gibt es offensichtliche Gemeinsamkeiten im Schaffen. Man verzichtet auf erkennbare Motive und Symbolik, nicht aber auf technische Präzision und sei es beim strikten Umsetzen des Zufallsprinzips. Eine Kamera ist nicht zwingend erforderlich; ein Scanner, Fotopapier oder Filmmaterial kann ebenfalls der äußerst harmonischen oder bewusst sperrigen Reflexion einer Kulturtechnik dienen, die sonst dafür bekannt ist, „Sehenswürdigkeiten“ vermeintlich präzise festzuhalten. Die Kuratoren Dr. Henrike Holsing und Prof. Dr. Jäger knüpfen mit „Lichtbild und Datenbild“ an eine begriffsbildende Ausstellung an, die am gleichen Ort 2005 stattfand. Nach zehn Jahren war nach An-sicht des Kulturspeichers ein Update dringend erforderlich.
Schon bei der Eröffnung baten viele Besucher um kleine theoretische und technische Gebrauchsanleitungen zu den einzelnen Kunstwerken. Natür-lich gibt es einen Audioguide, der Kulturspeicher lässt aber auch darüber hinaus seine Besucher nicht „unterbelichtet“ und bietet ein umfangreiches Begleitprogramm.
Wer könnte ein besserer Kunstvermittler sein als Prof. Dr. Gottfried Jäger? Er ist wie bereits erwähnt Co-Kurator der Ausstellung, aber auch einer der wichtigsten Fototheoretiker Deutschlands und ganz praktisch mit einer Auswahl eigener Arbeiten in der Ausstellung vertreten. Jäger bietet am Donnerstag, 26. März, um 17.30 Uhr eine Expertenführung. Zu einem Austausch des „Altmeisters“ mit einer jungen Fotokünstlerin kommt es am Donnerstag, 21. Mai, um 19.30 Uhr. Für Christiane Feser, die in Würzburg zur Schule gegangen ist und inzwischen in Frankfurt lebt und arbeitet, ist dieser Dialog dann zugleich ein seltenes Heimspiel.
Zwei weitere Angebote der Museumspädagogik belassen es nicht beim Betrachten. Bei einem Osterferienworkshop können Kinder ab acht Jahren am Dienstag, 31. März, von 13 bis 15 Uhr selbst fotografisch experimentieren (weitere Informationen und Anmeldung unter 0931/3222519 oder anna.logemann@stadt.wuerzburg.de). Für Jugendliche und Erwachsene gibt es zudem das Angebot „Malen mit dem Licht“ – eine Kreativführung mit ebenfalls praktischem Schwerpunkt am Dienstag, 14. April, von 14 bis 16.30 Uhr. Besonders lohnenswert dürfte der Museumsbesuch auch am Samstag, 28. März, um 15 Uhr sein, dann lassen sich Studierende der Tanzwerkstatt Würzburg von den Werken der Ausstellung inspirieren und bringen „Licht und Bewegung“ zusammen.