Grüner Lebensraum, großstädtisches Flair, offene Strukturen und eine Hafenstadt
Die Ergebnisse des 10. Würzburger Architekturworkshops begeistern – Ausstellung im Rathaus noch bis 25. Februar
Eine großzügige „Plaza“ mit Kiliansbrunnen auf einem breiten begehbaren Podest begrüßt den Besucher Würzburgs. Wabenstrukturen überdachen die Pavillons und leiten in den Ringpark über. Der Pleicher See lädt in einem parkähnlichen Grünraum zum Verweilen ein. Auf der Parkseite zur Friedensbrücke hin bieten futuristische Zwiebeltürme aus durchscheinenden Holzstreben Aussichtspunkte über die Stadt hinweg, ein Zeppelin lenkt den Blick nach oben und eine Seilbahn verbindet die Innenstadt mit dem Hubland. Tunnelförmige rote mannshohe Schnecken und Origami-Schmetterlinge weisen in der Innenstadt den Weg zur Landesgartenschau. Ein grünes Band schlängelt sich durch die gesamte Innenstadt – wir schreiben das Jahr 2018.
Reine Visionen? Wenn es nach den Studenten der beiden Hochschulen für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf und Würzburg-Schweinfurt geht, keineswegs. 54 Studierende aus knapp 20 verschiedenen Nationen des Studiengangs „International Master of Landscape Architecture“ und der Fakultät Gestaltung beteiligten sich am 10. Würzburger Architekturworkshop. Die zehnte Auflage des Workshops war zugleich ein Experiment: Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Designer arbeiteten gemeinsam und entwickelten zukunftsweisende Ideen für Würzburg. Aufgabe war die Neugestaltung des nördlichen
Abschnitts des Ringparks zwischen Friedensbrücke und Berliner Ring in der Tradition Lindahls. Lindahl hatte 1880 damit begonnen, die Glacisanlagen zu einer Parklandschaft in englischem Stil zu formen. Darüber hinaus sollten die Studentinnen und Studenten den Bahnhofsvorplatz städtebaulich neu ordnen, die innerstädtischen Grünräume mit der Landesgartenschau 2018 verknüpfen und ein Informations- und Leitsystem für die Besucher der LGS entwerfen.
Auffallend ist: Jede einzelne Studentengruppe reduzierte und verlagerte den motorisierten Individualverkehr und eroberte städtischen Raum für Grünflächen zurück. Die Ergebnisse wertete Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Eröffnung der Ausstellung im Rathaus als äußerst interessant, sie sollten „in die künftigen Planungen des Bereichs rund um den Hauptbahnhof und die Landesgartenschau einbezogen werden.“
Unabhängig von der Aufgabenstellung des Architektur Workshops bearbeiteten Studierende der Landschaftsarchitektur an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zwei weitere Entwurfsgebiete. Das eine hatte zum Thema, den Geschwister-Scholl-Platz zu einem modernen urbanen Element umzugestalten. Die zweite Aufgabe widmete sich der Fiktion, dass der Neue Hafen künftig einer neuen Nutzung zugeführt werden könnte: als Wohn-, Kultur- und Gewerberaum mit direkter Anbindung an die Innenstadt. Auch diese Entwürfe sind in der Ausstellung im Rathaus zu sehen. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Baureferent Professor Christian Baumgart zeigten sich bei Eröffnung der Ausstellung beeindruckt und der OB betonte, die Ausstellung zeige das enorme
Potenzial Würzburgs von Neuem Hafen bis Ringpark und schließlich Geschwister-Scholl-Platz.
Als „Zuckerstück“ bezeichnete Professorin Ingrid Schegk den Ringpark, den ihre Studenten überplanen durften, und auch Professorin Birgit Schmidt sprach von optimalen Bedingungen. Ihre Studenten veränderten die räumliche Gliederung des Geschwister-Scholl-Platzes hin zu einer fußgängerfreundlichen Fläche mit Aufenthaltswert. Die „Hafenstadt“ entwickelten die Studierenden von Professor Christoph Jensen (wie die beiden Vorgenannten von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und banden sie an die Nordseite Würzburgs an. Als neue Erfahrung wertete Professorin Claudia Frey (Hochschule Würzburg-Schweinfurt) die Teilnahme ihrer Studentinnen und Studenten der Fachrichtung Kommunikationsdesign. Sie hatten zur Aufgabe ein gestalterisches Besucherleitsystem zur Anbindung der Innenstadt an die LGS zu entwickeln. „Diese interdisziplinäre Arbeit war bereichernd.“
Der Würzburger Architektur Workshop wurde 1995 eingeführt. Internationale Studenten sollen urbane und architektonische Konzepte für unterschiedliche Schauplätze in Würzburg erarbeiten.
Die Ausstellung im Oberen Foyer des Würzburger Rathauses ist noch zu sehen bis einschließlich 25. Februar zu den Öffnungszeiten Mo-Do 8-18 Uhr und Fr 8-14 Uhr.