Es war schon ein außergewöhnliches Familientreffen, das am Montag beim Würzburger Hafensommer stattfand. Da treffen Sohn und Vater beziehungsweise Tochter und Vater im Duo aufeinander und machen jeweils eine gute Stunde lang Musik, die nur erahnen lässt, wie dieses zuhause zwischen Wohnzimmer und Küche mal am Wochenende entstanden sein könnte. Da ist zum einen Wolfgang Dauner am Piano, einer der maßgeblichen Geburtshelfer einer eigenständigen europäischen Jazzentwicklung und wurde einer der wenigen deutschen Jazz-Stars, dessen Wirken auch international mit größter Aufmerksamkeit belohnt wurde. Die kontinuierliche Arbeit mit nationalen und internationalen Musikgrößen machten Jahre später seinen Florian Dauner zu einem der erfolgreichsten Drummer Europas. Zwei musikalische Schwergewichte also, die aus völlig unterschiedlichen Epochen zu kommen scheinen, auf der Bühne an der Talavera aber bewiesen, dass ihre Musik zeitlos ist.
Zum anderen der finnische Musiker und Komponist Kimmo Pohjonen, ein außergewöhnlicher Akkordeon-Virtuose und theatralischer Performer, der auf internationaler Ebene als Künstler bekannt ist, der das Akkordeonspiel revolutioniert hat und ohne Unterlass dabei ist, mit neuen Klangformen zu experimentieren und mit Musikern unterschiedlicher Ausprägung zusammenzuarbeiten. Pohjonen hatte seine Tochter Saana dabei, die am Schlagzeug und Mikrofon zu überzeugen wussten.
Beide Duos boten weitaus mehr als „Hausmusik“. Die Dauners spielten teils klassischen Jazz mit Elementen des Pop und anderer Kulturen, ließen aber keinen Bass vermissen. Hie und da flocht Wolfgang Dauner auch elektronische Elemente ein, obwohl der 79-Jährige zugab, dass er das „Knöpfchendrehen“ in den 1970er-Jahren ausgiebig exerziert und lange Zeit die Nase davon voll hatte.
Dass der Vater eine Jazz-Legende ist, der mit nahezu allen internationalen Szene-Größen gespielt hat, ließ dieser sich gegenüber seinem 44-jährigen Sprössling nicht heraus hängen. Das spielerische Miteinander war von Respekt und Einfühlsamkeit geprägt, die mehr als eine Vater-Sohn-Beziehung ist, nämlich eine tiefe musikalische gegenseitige Verehrung. Dauner senior moderierte die Stücke in gemütlich schwäbischer Art an, die den Glatzkopf mit dem schlohweißen Pferdeschwanz eher als netten Opa schienen ließ. Florian Dauner ließ den Zauberstab in der Tasche und spielte eher rock-orientiert und dezent. Wer auf Kunststückchen mit den Trommelstäben hoffte, wurde enttäuscht. Dafür bekam das Würzburger Publikum an einem der am besten besuchtesten Abende des Hafensommers dieses Jahres Vollbedienung in klassisch-advantgardistischen Jazz.
Auf Quadrophonie setzte das Duo Pohjonen. Die ätherischen Sounds, die Vater Kimmo seinem teils elektronisch verfremdeten Akkordeon entlockte, der an Mike Oldfield erinnernde Gesang seiner Tochter und deren treibendes Trommelspiel schien von allen Seiten zu kommen – und kam es auch. Unterstützt von elektronischen Spielereien bereiteten die beiden einen Klangteppich, der vor den Augen der Zuhörer die rauen Weiten Finnlands aufsteigen ließ. Der ideale Soundtrack für einen in Licht getauchten Sommerabend am Main.
Der Würzburger hat noch bis Sonntag, 9. August, täglich tolle Musik zu bieten. Mehr unter www.hafensommer-wuerzburg.de.
Bu Dauner: Wolfgang und Florian Dauner verstehen sich auch musikalisch gut, wie sie beim Würzburger Hafensommer bewiesen. Foto: Lechner
Bu Pohjonen: Kimmo und Saana Pohjonens Musik wurde quadrophonisch übertragen. Text und Foto: Lechner