s.Oliver Baskets: Mit einem Punkt Rückstand ins zweite Finale


s.Oliver Baskets unterliegen im Heim-Endspiel gegen die Gießen 46ers mit 76:77 (38:42) – Rückspiel am Sonntag im Livestream auf sportdeutschland.tv

Alles offen nach dem ersten Spiel im ProA-Finale: Vor 3.026 Zuschauern mussten sich die s.Oliver Baskets in ihrem Heim-Endspiel am Donnerstag den Gießen 46ers mit 76:77 (38:42) geschlagen geben. Es war die erste Würzburger Heimniederlage überhaupt in der ProA nach 34 saison-übergreifenden Heimsiegen in Folge. Entschieden wird die Meisterschaft im Rückspiel am Sonntag in der Gießener Sporthalle Ost: Die Ergebnisse beider Spiele werden zusammengezählt, um den Meister zu ermitteln. Den 46ers reicht in eigener Halle also ein Unentschieden, um sich den Titel zu holen.

Mit Volldampf und deutlich spürbarer Spielfreude starteten die beiden Finalisten ohne Aufstiegsdruck im Rücken in die Begegnung. Nach Auftaktpunkten durch Würzburgs Allrounder Jason Dourisseau und den ersten Distanztreffern durch Anthony DiLeo und Ruben Spoden war es erneut Dourisseau, der im Schnellangriff seinen Gegenspieler schlecht aussehen ließ: Mit einem Dribbling hinter dem Rücken verschaffte er sich Platz, traf den Korbleger und riss die Zuschauer erstmals aus den Sitzschalen.

Nach der Defensiv-Schlacht gegen die Gotha Rockets im Halbfinale schien sich die erste Finalpartie nun zu einem echten Offensiv-Leckerbissen zu entwickeln. Allerdings ließ der erste Bruch im Spiel der s.Oliver Baskets nicht lange auf sich warten: Zwar erhöhte zunächst Jeremy Dunbar nach vier Minuten noch erfolgreich auf 11:7, dann machte sich aber wieder die bereits aus der Gotha-Serie bekannte Abschlussschwäche breit. Ein Korbleger nach dem anderen endete für die Würzburger mit auf dem Ring tanzenden Bällen, während sich die 46ers in dieser Phase durch einen 8:0-Lauf die Führung zurückholten (11:15, 8. Minute).

Auch nach dem ersten Viertel (18:18) gaben die Mittelhessen weiter Gas: Dreier durch Eric Palm, Dreier durch Besnik Bekteshi, Dreier durch Aaron Hawley – damit schraubten die Gäste innerhalb von 56 Sekunden den Spielstand nach Beginn des zweiten Abschnitts zur deutlichen 20:29-Führung hoch.

Selbst eine Auszeit von Baskets-Coach Doug Spradley konnte den letzten der drei Treffer nicht verhindern. Der wichtige Konter der Heimmannschaft folgte in der letzten Minute vor der Halbzeitpause. Gießen war bereits mit 12 Zählern (30:42) enteilt, als zunächst ein Korbleger von Samme Givens und ein „And One“ von Carlos Medlock Gäste-Trainer Denis Wucherer 21 Sekunden vor dem Seitenwechsel nochmal zu einer Auszeit zwangen.

Der folgende Angriff der 46ers misslang, der Ball kam zu Samme Givens, der mit der Schlusssirene aus dem Lauf aus gut acht Metern den Buzzerbeater einnetzte. Dennoch bewahrten sich die Gäste vor allem dank ihrer Überlegenheit unter den Brettern eine Vier-Punkte-Halbzeitführung (38:42).

Auch nach dem Seitenwechsel gehörten die ersten Minuten den Hessen, für die Center Björn Schoo und Spielmacher Cam Wells durch einen 6:0-Lauf in der 24. Minute auf 42:50 erhöhten. Darren Fenn und Jason Dourisseau fanden die passende Antwort und ebneten damit ihrem Mannschaftskollegen Ruben Spoden den Weg für seinen viel umjubelten Ausgleichs-Dreier zum 53:53 in der 28. Minute.

Nach der nervenzehrenden Serie gegen die Gotha Rockets war nun auch das Schlussviertel des Heim-Endspiels von purer Dramatik gekennzeichnet. Denis Wucherer bezeichnete die Schlussminuten nach dem Spiel treffend als echten Leckerbissen für alle Basketballfans.

Seine Jungs starteten wieder mit einem Lauf in den Schlussabschnitt. Erst Basti Betz beendete den gegnerischen Run mit seinem einzigen Distanztreffer des Abends. Nachdem beide Verteidigungsreihen die Zone dicht machten, wurde das Spiel in der Crunchtime mit Distanzwürfen entschieden. Carlos Medlock und Darren Fenn ließen für die Würzburger drei Dreier regnen, doch Giessen zeigte sich aus der Distanz mit einer Trefferquote von 59 Prozent noch deutlich treffsicherer.

Erst 55 Sekunden vor Spielende gelang es Carlos Medlock in dem engen Kopf-an-Kopf-Rennen, die Hausherren wieder mit einem Zähler in Führung zu bringen (74:73). Die Führung sollte bis Spielende allerdings noch drei weitere Male wechseln: TJ DiLeo traf für Gießen, Basti Betz für Würzburg.

16,1 Sekunden vor der Sirene war es schließlich wieder Cameron Wells, der den letzten Führungswechsel zum 76:77-Endstand für die Gäste besorgte. Nach ihrer ersten ProA-Heimniederlage überhaupt treten die s.Oliver Baskets am Sonntag um 17 Uhr zum entscheidenden Rückspiel in der Sporthalle Ost in Gießen an. Das Spiel wird im Livestream auf sportdeutschland.tv übertragen, Kommentatoren sind Fabian Frühwirth von der Main-Post und Martin Vogel von der Gießener Allgemeinen Zeitung.
Text: Michael Will

Trainerstimmen
Doug Spradley, s.Oliver Baskets:
„Glückwunsch an Denis Wucherer und Gießen. Sie waren heute die bessere Mannschaft und waren von Anfang an bereit für den Kampf. Wie in den ganzen Playoffs hatten wir das Problem, das eine andere Linie gepfiffen wird als in der regulären Saison. Gießen hat es geschafft, das zu nutzen, wir haben es nicht geschafft. Das liegt vor allem daran, dass Gießen von Anfang an hellwach war. Wir hatten nur ein gute Phase im Spiel, das müssen wir verbessern. Elf Ballverluste in der zweiten Halbzeit sind auch viel zu viel, um so ein Spiel zu gewinnen. Nochmal Glückwunsch an Gießen, sie haben verdient gewonnen. Wir werden das Spiel analysieren und am Sonntag bereit sein.“

Denis Wucherer, Gießen 46ers:
„Ich bin stolz auf meine Jungs. Es ist nicht einfach, hier in Würzburg zu spielen – wir haben im regulären Saisonspiel erlebt was passieren kann, wenn man hier nicht hellwach und bereit ist. Heute waren wir bereit. Es wurde heute ein sehr physisches Spiel zugelassen, das hat es für alle Beteiligten noch intensiver gemacht. Ich glaube dass das Spiel für alle Zuschauer ein echtes Bonbon war. Vor allem wie es im vierten Viertel hin und her ging war sehr schön anzuschauen. Im Endeffekt ist aber noch nicht viel passiert. Natürlich haben wir nichts dagegen dass wir als einzige Mannschaft in dieser Saison hier gewonnen haben. Die Meisterschaft wird aber erst am Sonntag entschieden.“

s.Oliver Baskets – Gießen 46ers 76:77 (18:18, 20:24, 18:11, 20:24)
Für die s.Oliver Baskets spielten:
Carlos Medlock 17 Punkte/2 Dreier (6 Assists), Jason Dourisseau 14/2, Samme Givens 13/1, Sebastian Betz 9/1, Ruben Spoden 9/3, Darren Fenn 7/1 (7 Rebounds), Jeremy Dunbar 7, Max Ugrai, Jermaine Mallett, Christian Hoffmann.

Top-Performer Gießen 46ers:
Wells 17/2 (6 Assists), Palm 14/4, DiLeo 13/3 (5 Assists), Schoo 10, Polas-Bartolo 9/2 (7 Reb.).