Festabend für Max Dauthendey


Der Veranstaltungsreigen zum 150. Geburtstag Max Dauthendeys in seiner Heimatstadt erlebte nun seinen Höhepunkt mit einem Festabend im Stadtarchiv Würzburg. Wie es sich für eine solche Feier gehört, durfte ein Geburtstagsständchen nicht fehlen. Ein Streicher-Quartett der Hochschule für Musik begleitete Mezzosopranistin Katharina Guglhör, die im Laufe des Abends sechs Stücke aus dem Zyklus Mondgesänge nach Gedichten von Max Dauthendey vortrug. Der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal und Foyerbereich des Stadtarchivs lauschte gebannt den Vertonungen, die der Hamburger Kontrabassist Stefan Schäfer 2013 verfasst hatte. Dies und die Tatsache, dass eine junge Literaturwissenschaftlerin aus Sarajewo anwesend war, die aktuell über den Poeten eine Dissertation verfasst, machten deutlich: Dauthendey und sein Werk bewegen auch in der Gegenwart.

Festredner Prof. Dr. Wolfgang Riedel leuchtete in seinem Vortrag „Gesichter und Geschichten“ aus, wo Dauthendeys aktueller Platz in der deutschen Literaturgeschichte ist und was einer noch breiteren Rezeption im Weg steht. Er sieht insbesondere im Hauptwerk „Die acht Gesichter am Biwasee“ das Potenzial wieder Teil des deutschen Literatur-Kanons zu werden oder einen großen Verlag zu begeistern. Die Japan-Novellen seien künstlerisch sehr verdichtet und nicht im glei-chen Maße dem Zeitgeist unterworfen wie ein beachtlicher Teil seiner Poesie und Prosa. So wie einige Fotografien Dauthendeys in der Ausstellung „Ich kam vom Main aus Deutschland her“ typische Zeugnisse der Kolonialzeit sind und in der Gegenwart eher eine Distanz zum Künstler schaffen, so sei auch der Zugang zu einem Teil seiner Abhandlungen über das Exotische heute ein sehr schwieriger. Außerhalb Würzburgs liege Dauthendey momentan vielerorts in einem Dornröschenschlaf.

Prof. Riedels kritische Annäherung an den Autor, der über die Jahrzehnte auf eine Gesamtauflage von rund 300.000 Büchern gekommen sei, fügte dem Mosaik Max Dauthendey, das zum Jubiläum von vielen Akteuren und an mehreren Orten der Stadt zusammengetragen wurde, markante Steine hinzu. Das Stadtarchiv hat sich wie Leiter Dr. Axel Metz betonte, ebenfalls auf einige bisher unerforschte Einzelaspekte konzentriert. Mit dem eigenen Fundus, der auch das Vereinsarchiv der aufgelösten Dauthendey-Gesellschaft beinhaltet, ferner Leihgaben etwa von Stadtrat Willi Dürrnagel und von Walter Roßdeutscher, sowie Neuerwerbungen beleuchtet man das Verhältnis des Künstlers zu Malerfreundin Gertraud Rostosky und weiteren Frauen, dem lieben Geld oder Maler Edvard Munch.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt betonte in seinem Grußwort, dass man in Dauthendey lange Zeit nur den „farbendichtenden Naturalisten“ sehen wollte und unbequeme Betrachtungen gänzlich unterließ. Es gebiete aber der Respekt vor dem für Würzburg so bedeutenden Literaten sich auch mit einigen kritischen Fragenstellungen näher zu beschäftigen: die Rolle im Ersten Weltkrieg beispielsweise. Auch sei das Homoerotische in einigen nun ausgestellten Aquarellen heute sicher kein Tabuthema mehr.

Im feierlichen Rahmen galt es vielen Einzelpersonen und Institutionen Dank zu sagen. Beim Stadtarchiv zeichneten vor allem Sybille Grübel und Anne Ullrich für die Konzipierung und Realisierung der Ausstellung verantwortlich, die nun noch bis zum 15. September im ersten Stock zu sehen ist. Führungen sind am 4. August um 11 Uhr und am 30. August um 10 Uhr. Daniel Osthoff vom Verein „Würzburg liest ein Buch“ sei es laut Schuchardt „ein weiteres Mal gelungen Literatur in der Stadtgesellschaft zu verankern“. Er stellt aktuell beim Fachbereich Kultur in der Turmgasse 9 zu Dauthendeys Leben und Werk aus. Neben dem Kulturreferat, dem Museum im Kul-turspeicher, dem Frankenbund oder dem Siebold-Museum bereicherte auch einmal mehr Stadtrat Willi Dürrnagel das umfangreiche Programm durch einen Vortrag und die Ausstellung durch Exponate.