27 neue Kooperationen in Ateliers, auf Bühnen, im Schwimmbad oder Biergarten


Dieses Förderprogramm hat viele Gesichter – bezogen auf die unterstützten 27 Projekte unterschiedlichster Sparten, aber auch bezogen auf die stolze Zahl der geförderten TeilnehmerInnen. Rund 350 Kinder und Jugendliche erreicht „KuBiKo“ direkt, schätzt Dr. Alexandra Maßmann vom Bildungsbüro der Stadt Würzburg. Die „Förderung für kulturelle Bildungsprojekte in Kooperationen“ geht nun in die spannende Umsetzungsphase. Bewerbungsschluss war im Dezember 2022. Es folgte die Jury-Entscheidung, wer mit 1000 € für Material- und Honorarkosten rechnen darf, und nun kann es für alle erfolgreichen Projekte auch schon losgehen.

Im Biergarten „Dornheim“ auf der Talavera heißt dies beispielsweise für eine Gruppe SchülerInnen des Fachbereichs Gestaltung der Staatlichen
FOS/BOS: Ran an Spraydose, Pinsel und Farbrolle und wahrscheinlich auch ran an die größte „Leinwand“, die man bislang vor sich hatte! Die Gruppe im Alter von 16 bis 22 Jahren gestaltet unter Anleitung des Künstlers Philipp Rau ein bislang ästhetisch vernachlässigtes Areal des Biergartens. Das Nebengebäude mit den Toiletten und angrenzende Holzwände bekommen eine neue Gestaltung. „Barocke Neon-Kunst im Kulturpunkt Dornheim“ war der Arbeitstitel. Noch fehlt die Ausarbeitung des Barockschlösschen auf der schwarzen Wand, eine bunte Besucherschar in unterschiedlichen Comic- und Manga-Stilen ist aber schon deutlich zu erkennen. Bei einem Besuch der Bürgermeisterin Judith Jörg erklärte Rau, welche besonderen Techniken er der Gruppe gezeigt hat. Das fertige Werk kann später einmal durch eine 3D-Brille betrachtet werden, und nachts übertragen Schwarzlicht-Effekte die Disco- und Club-Atmosphäre aus dem Schloss in den Garten.

Für Schulleiterin Susanne Kraus-Lindner ist das Projekt eine wertvolle Erfahrung, weil die SchülerInnen hier einmal im öffentlichen Raum ihr Können unter Beweis stellen. Im Sinne von „work in progress“ ist zudem bis zur endgültigen Fertigstellung viel Improvisationstalent gefragt. Nicht jede erste Skizze ist am Ende auch auf der Wand zu sehen.
Außerdem erfahren die SchülerInnen, welche Absprachen, Kalkulationen und organisatorischen Vorbereitungen auch zum Künstlerleben gehören.

Ausstellungen in der eigenen Schule sind für alle Beteiligten Alltag, weiß auch Frank Salvasohn, Fachbetreuer und stellvertretender Schulleiter, doch dieses Kunstwerk kann man womöglich noch in Jahren den Freunden bei einem Biergartenbesuch zeigen: „Durch die rund 20 Stunden Arbeit vor Ort, der auch schon eine intensive Vorbereitungsphase in der Schule vorausging, entsteht ein außergewöhnlicher Teamgeist. Hier arbeitet man an einem gemeinsamen Kunstwerk und nicht jeder für sich alleine.“

Die Dornheim-Betreiber gingen die Kooperation gerne ein. „Vorgaben wollten wir den Künstlern gar nicht zu viele machen. Der bisher eher düstere Bereich sollte nur klarer definiert, bunt und verspielt werden“, berichtet Daniel Klein, einer der beiden Chefs der Waldschänke.
Die Gastronomen versorgten die Projektgruppe mit Farben und einer täglichen Verpflegung.

Bürgermeisterin Jörg freute sich, auf der Talavera so kurz nach der erteilten Förderzusage bereits ein fast fertiges Kunstwerk begutachten zu können: „Es ist schön zu sehen, wie hochkonzentriert die Schülerinnen und Schüler zu Werk gehen und sich auch vom Besucherandrang heute kaum aus dem Takt bringen lassen. Die zeitliche Vorgabe für die große Fläche war sportlich, offensichtlich ist man aber gut im Zeitplan. Mit dem Programm ‚KuBiKo‘ verfolgen wir eine Reihe von Zielen. Die Sichtbarmachung Kultureller Bildung in der Stadt ist hier schon einmal eindrucksvoll gelungen. Wir wollen zudem alle Akteure der Bildungsarbeit besser vernetzen und zu einer Profilerweiterung anregen.“

Für die Inklusive Akademie Würzburg (IA) war das Förderprogramm maßgeschneidert. Diplom-Sozialpädagogin Isabel Gräf ist Projektleiterin der Akademie, die Schul-Workshops in den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Theater sowie Foto & Film anbietet – insbesondere an Mittel- und Förderschulen. Die IA arbeitet mit etablierten Künstlern aus Würzburg und der Umgebung zusammen. „Diese Lehrmeister stehen mit ihrer ganzen Biografie dafür, dass Kunst Berufung und Beruf sein kann.
Dass es für unterschiedlichste Talente auch die passenden Nischen gibt, um erfolgreich zu sein und die eigenen Ideen und Träume zu verwirklichen. Das wollen wir vermitteln und nicht nur handwerkliche Fähigkeiten“, erklärt Gräf.

Nun ist man mit gleich fünf Projekten bei „KuBiKo“ dabei. Neben der Aktion im Dornheim ist auch am Heuchelhof eine Verschönerungsaktion im öffentlichen Raum angedacht. Nici Tierak und Vera Fingerhut werden zusammen mit der Mittelschule Kunstprojekttage für Mädchen durchführen.
An der Klara-Oppenheimer-Schule wagte sich der Schauspieler Martin Maria Eschenbach, an ein Theaterexperiment, das gegen die Perspektivlosigkeit von Jugendlichen ankämpft. Der Bildhauer Harald Scherer fertigt zusammen mit einer Gruppe der Mönchbergschule eine Begegnungsskulptur zum Thema Freundschaft. Einen ungewöhnlichen Ort für Angewandte Kunst haben sich auch Alvaro Fernandez Saez und das Siebold-Gymnasium ausgesucht. Sie wollen die Außenwand des Solebeckens im Adami-Bad mit Würzburger Wahrzeichen neugestalten.

Schon die Projekte, an denen die Inklusive Akademie beteiligt ist, zeigen eine große Bandbreite auf – bei „KubiKo“ war keine Kunst-Sparte
ausgenommen: auch Tanz- oder Literatur-Projekte konnten sich über eine Würzburger Bildungseinrichtung um die Fördersumme bewerben. Die 27 Preisträger werden in den nächsten Monaten an vielen Orten von sich reden machen.

Farbenfroher Großeinsatz im Dornheim: Bürgermeisterin Judith Jörg und Ursula Bauersachs vom Bildungsbüro der Stadt Würzburg besuchten die jungen FOS/BOS-KünstlerInnen, ihren Lehrmeister Philipp Rau, das Team der Inklusiven Akademie, der Schulleitung und die Hausherren bei einem von insgesamt 27 KuBiKo-Projekten, die aktuell umgesetzt werden. Foto:
Georg Wagenbrenner