Zur 40-Jahr-Feier: aktion jugend und arbeit erhält zum dritten Mal Gütesiegel


Die aja Würzburg (aktion jugend und arbeit e.V.) hat zum dritten Mal das „Gütesiegel berufliche und soziale Integration“ der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern erhalten und trägt diese Qualitätsauszeichnung nun seit 20 Jahren. Die Übergabe fand in kleinem Rahmen und virtuell über Livestream statt. Zu diesem Anlass wurde auch das im letzten Jahr 40-jährige Bestehen der aja gefeiert.

Barbara Klamt, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern, erklärte bei der Überreichung des Gütesiegels, welche Qualitätsstandards Betriebe vorweisen müssen, die das Gütesiegel erhalten. Bewertet werden u.a. das betriebliche und pädagogische Lernfeld der dezentral organisierten Einheiten, die Kernelemente sozialer und beruflicher Integration, das Bildungsangebot. Die Betriebe werden nach diesen Standards in sieben Stufen eingeteilt. „Die aja! Würzburg“, so Klamt, „ist in allen Geschäftsbereichen ein sehr gut aufgestellter Betrieb, der sich ständig weiterentwickelt.“ Besonders Bildung und Personalmanagement seien, seit Verleihung des letzten Gütesiegels, weiter modifiziert worden. Hohe Qualität im pädagogischen Lernfeld und die Ermittlung der Kundenzufriedenheit bzw. das Beschwerdemanagement seien hier zu nennen. Zudem habe die aja! Würzburg entgegen aller Trends in der Beschäftigtenförderung immer an der realen Entlohnung ihrer Tätigkeit festgehalten.

Jungen Menschen den Weg in den Arbeitsmarkt ebnen
Gegründet wurde die aja 1980 in Kooperation mit der Stadt Würzburg und ist bis heute Teil des Fachbereichs Jugend und Familie. Gründungsanlass war die sehr hohe Jugendarbeitslosigkeit der späten 70er Jahre. „12 Monate lang werden Zuverlässigkeit, aber auch die persönliche Verantwortung für die Qualität der Arbeit trainiert“, erklärt Wilfried Ziegler, Mitglied im ehrenamtlichen Vorstand. Geleistet wird, unter pädagogischer und fachlicher Anleitung, professionell ausgeführte Arbeit in den Bereich Garten, Malerarbeiten, Transporte. Die Entlohnung erfolgt wie auf dem realen Arbeitsmarkt.
„Die aja ist ein Kind der Stadt“, sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Feierstunde. Initiiert wurde Ende der 1970er Jahre vom ehemaligen Sozialreferenten Dr. Peter Motsch das Projekt „sozialpädagogische Maßnahmen gegen die Folgen der Jugendarbeitslosigkeit“. „Es wurde sehr schnell deutlich, dass Beratung und persönliche Unterstützung wichtig waren, aber dass ohne ein sinnvolles und vor allem bezahltes Beschäftigungsangebot den Jugendlichen keine wirkliche berufliche und persönliche Perspektive eröffnet werden konnte.“ Daher gründeten städtische Sozialpädagogen mit Unterstützung der Stadtverwaltung im Februar 1980 den Verein „Aktion Junge Arbeitslose“ und begannen, mit den jungen Menschen kleinere Transporte, Renovierungs- und Malerarbeiten im Kundenauftrag zu erledigen. Aus dem ehemaligen reinen Beratungsprojekt wurde eine fest etablierte Institution der Jugendberufshilfe und der soziale Handwerks- und Dienstleistungsbetrieb „aktion jugend und arbeit“. In Spitzenzeiten beschäftigte die „aja“ acht Anleiter und 20 junge Menschen und erzielte Jahresumsätze von fast 400.000 Euro. 2020 arbeiteten 20 Jugendliche an 394 Aufträgen, Heute sind bis zu 12 junge Menschen bei der aja sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
„Die Auftragsarbeit ist immer nur Mittel zum Zweck, nämlich die jungen Menschen anhand von sinnvollen Tätigkeiten persönlich zu stabilisieren, ihnen berufliche Perspektiven aufzuzeigen und sie durch Erfolgserlebnisse, Wertschätzung und gerechte Bezahlung zu motivieren und zu befähigen, ihre Zukunft selbst zu gestalten.“ Schuchardt lobte die hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit viel Sachverstand und viel Herzblut, die die jungen Menschen willkommen heißen und auf dem Weg ins (Berufs-)Leben ein Stück begleiten. „Gleichzeitig haben sie die wirtschaftliche Seite im Blick und verstehen es, mit den Jugendlichen gemeinsam, die Kunden zufriedenzustellen.“ Sozialreferentin Dr. Hülya Düber sprach der aja eine „elementare Bedeutung für die Sozialstruktur der Stadt Würzburg“ zu: „40 % der jungen Menschen bei der aja nehmen im Anschluss eine Ausbildung oder einen sozialversicherungspflichtigen Beruf auf. Dies ist eine herausragende Quote, vor allem wenn man bedenkt, dass viele von ihnen vorher scheiterten.“ Sie betonte die Flexibilität und Verlässlichkeit der aja: „Sie nehmen die jungen Menschen an wie sie sind, stellen sich auf sie ein, geben ihnen Halt und erfüllen dabei die Erwartungen der Kunden. Vielen Dank für hohes Engagement, Kreativität, Flexibilität und Herzblut.“ Die Stadt Würzburg hat den Verein von Beginn an finanziell, personell und politisch unterstützt, darüber hinaus wird die aja von dem Freistaat Bayern und dem Europäischen Sozialfonds gefördert.
Den Anspruch, dass kein Jugendlicher verloren gehen solle, erfülle die aja mit Leben, so Staatsministerin Carolina Trautner. Und auch Ministerialrat Andreas Holste betonte die Wichtigkeit der Tätigkeit der Jugendwerkstätten. Beide waren der Feier virtuell zugeschaltet. „Sie unternehmen alle Anstrengungen, gute Rahmenbedingungen für Jugendliche vor Ort zu schaffen, damit sie nicht auf der Strecke bleiben. Corona verschärft die Problemlage noch und unterstreicht die Wichtigkeit Ihrer Arbeit.“ Holste sicherte der aja weiter Unterstützung aus den Ministerien zu. „Ohne diese Unterstützungen, auch von der Kommen“, dankte aja-Geschäftsführer Matthias Denich, „könnten wir vieles so nicht leisten, wir könnten heute vielleicht nicht einmal das 40-jährige Bestehen feiern.“

Virtuelle Feier: Barbara Klamt (Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern) überreicht Matthias Denich (Geschäftsführer aja Würzburg e.V.) zum dritten Mal das Gütesiegel. Foto: Claudia Lother