Würzburgs Partnerstadt Trutnov ehrt Schriftsteller Josef Mühlberger


Ein wichtiges Kapitel deutschsprachiger Literaturgeschichte schrieb Josef Mühlberger (geb. 1903 in Trutnov in Tschechien, gest. 1985 in Eislingen/Fils in Baden-Württemberg). Als Sohn eines deutschen Vaters und einer tschechischen Mutter wurde er im Sudetenland geboren und wirkte als Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler in seinen beiden Muttersprachen Tschechisch und Deutsch. Als Mittler zwischen der deutschen und der tschechischen Kultur setzte sich Mühlberger sein ganzes Leben lang für die Verständigung der beiden Staaten ein. Seine Heimatstadt Trutnov hat ihm nun eine Gedenktafel an seiner ehemaligen Schule gewidmet.

Zur Enthüllung der Tafel waren Vertreter der beiden deutschen Partnerstädte Trutnovs, Würzburg und Lohfelden, eingeladen. Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake dankte dem Bürgermeister von Trutnov, Ivan Adamec, für diese Geste. „Josef Mühlberger sollte ein Vorbild für uns alle sein“, sagte sie bei der Enthüllung der Tafel in Trutnov. Denn: „In verschiedenen Erzählungen gibt Mühlberger einen erschütternden Einblick in diese schlimme Zeit. Trotzdem entwickelte er keinen Groll oder Hass. Im Gegenteil – er bemühte sich stets um gegenseitiges Verständnis zwischen Deutschen und Tschechen, insbesondere mit seiner Arbeit als Übersetzer und Herausgeber tschechischer Literatur.“

Josef Mühlberger hatte an der Karls-Universität Prag Germanistik und Slawistik studiert und 1926 über „Die Dichtung der Sudetendeutschen in den letzten 50 Jahren“ promoviert. 1928 begründete er die Kunst- und Literaturzeitschrift Witiko. Er arbeitete außerdem an der Zeitschrift „Sudetenland“ mit und wurde 1938 Mitglied der Sudetendeutschen Partei. 1934 erschien Mühlbergers Buch „Die Knaben und der Fluss“, dessen „schönste und einfachste junge Dichtung“ sogar Hermann Hesse anerkennend lobte. Während der NS-Zeit wurden Mühlbergers Bücher nicht mehr gedruckt. Mühlberger war einer der vielen, die 1946 aufgrund der Beneš-Dekrete seine Heimat Trutnov verlassen mussten. In Eislingen/Fils wirkte er dann als Redakteur, Journalist, Übersetzer tschechischsprachiger Literatur und Schriftsteller. Seine beiden Erzählungen „Die Vertreibung“ und „Herbstblätter“ geben einen erschütternden Einblick in die Zeit der Vertreibung aus seiner Heimat. Zu einem seiner bekannten Werke zählt der 1956 erschienene Roman „Licht über den Bergen“, dessen Schauplatz das Riesengebirge ist. Mühlberger erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen wie u.a. den Johann-Gottfried-von-Herder-Preis, den Adalbert-Stifter-Preis, den Andreas-Gryphius-Preis und das Bundesverdienstkreuz.

Die Verbindungen zwischen Würzburg und Trutnov/Trautenau gehen zurück auf den Zweiten Weltkrieg, als zahlreiche Deutsche aus Trautenau vertrieben wurden. Viele von ihnen fanden in Würzburg ein neues Zuhause. Die Stadt Würzburg übernahm im Jahr 1956 die Patenschaft für die aus Stadt und Landkreis vertriebenen Menschen, in der Hoffnung gegenseitiges Verständnis zu fördern und ihnen eine neue Heimat zu geben. Diese Verbindungen mündeten im Jahr 2008 in eine Städtepartnerschaft. „Unsere Städte haben damit ein Zeichen gesetzt, dass es uns wichtig ist, die Beziehungen zwischen Trutnov und Würzburg, zwischen Tschechien und Deutschland zu fördern. Josef Mühlberger mit einer Gedenktafel zu ehren, ist eine großartige Idee. Es zeigt, dass auch wir heute noch seine Vermittlerrolle zwischen Tschechien und Würzburg anerkennen.“