Wildbienen und Stadtmenschen


Umgebung sind die Insekten zu finden. Ihr Vorkommen im Würzburger Stadtgebiet erforscht seit rund zwei Monaten ein Wildbienenprojekt der Universität Würzburg mit Bürgerbeteiligung. Die Verantwortlichen Anna Hofmann und Raphael Binder ziehen jetzt eine positive Zwischenbilanz.
Im Frühling 2021 haben Anna Hofmann und Raphael Binder an verschiedenen Standorten in Würzburg Nisthilfen für Wildbienen eingerichtet. Die beiden Lehramtsstudierenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) wollen auf diese Weise Daten über stängelnistende Bienen und Wespen in Würzburg sammeln und darüber ihre Zulassungsarbeit schreiben.
Die Beteiligung der Stadtbewohner ist dabei gewünscht: „Die Bürgerinnen und Bürger können vor Ort über Informationstafeln mehr über diese nützlichen, für uns Menschen wichtigen Tiere erfahren und ihre Beobachtungen an uns zurückmelden“, erklärt Raphael Binder. Wer sich zusätzliche Informationen über Wildbienen und deren Schutz wünscht, findet diese im Internet (https://www.uni-wuerzburg.de/projekte/lebendiger-campus/projekte/citizenscience/ ).
Anna Hofmann und Raphael Binder beobachten seitdem, wie die einzelnen Nisthilfen angenommen werden. Dabei helfen ihnen neben ihren eigenen Beobachtungen auch die Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger. „Das ist praktizierter Artenschutz, verbunden mit Bürgerbeteiligung und Wissenschaft“, sagt Anna Hofmann.
Erstaunliche Ergebnisse
Die beiden Verantwortlichen gehen die Standorte regelmäßig ab. Sie schauen nach Veränderungen an den Nisthilfen und kümmern sich um die Infokästen. Dabei haben sie Erstaunliches festgestellt: „Am besten angenommen wird von den Wildbienen bisher die Nisthilfe am Hubland“, berichtet Raphael Binder. Dort können neben Mauerbienen auch Blattschneiderbienen und Wespen beim Nestbau beobachtet werden.
Die anderen Standorte sind sehr unterschiedlich besiedelt. Verwunderlich finden die beiden Nachwuchswissenschaftler, dass die Nisthilfe im Botanischen Garten trotz guter Bedingungen am wenigsten angenommen wird. Sie vermuten, dass die Wildbienen dort attraktivere Alternativen haben. „Leider hatten wir aufgrund des nasskalten Wetters dieses Jahr kein Bienenfrühjahr“, ergänzt Anna Hofmann. Erst Mitte Mai waren die ersten Mauerbienen an den aufgestellten Nisthilfen zu sehen, obwohl sie normalerweise schon etwa Mitte März aktiv sind.
Leider mussten die beiden auch unschönen Erfahrungen mit ihrem Projekt machen: „Immer wieder sind Bleistifte durchgebrochen, Schlösser geklaut oder sogar die ganze Nisthilfe aus dem Boden gerissen“, schildert Raphael Binder. Dann heiße es, so schnell wie möglich Ersatz zu besorgen und den Standort wieder in Ordnung zu bringen. Das ist vermeidbarer Aufwand, aber die beiden lassen sich dadurch nicht entmutigen.
Großes Bürgerinteresse
Immerhin ist das Interesse der Würzburgerinnen und Würzburger groß. „Bisher haben schon fast 200 Menschen aktiv an unserem Projekt teilgenommen, und jeden Tag kommen neue Rückmeldungen bei uns an. Wir sind begeistert, dass so viel Interesse bei den Menschen da ist“, freut sich Anna Hofmann. „Beim Kontrollieren der Nisthilfen werden wir oft von Passanten angesprochen, die mehr über das Projekt erfahren möchten oder sogar spezielle Fragen zu den Wildbienen haben“, fügt Raphael Binder hinzu. Solche Fragen seien ein willkommener Anknüpfungspunkt für ein kurzes Fachgespräch.
Das große Bürgerinteresse bestätigt den Ansatz, Projektarbeit mit Bürgerbeteiligung zu verknüpfen, finden die Beiden. Das Wildbienenprojekt läuft noch den Sommer hindurch. Und vielleicht findet es im nächsten Jahr ja eine Fortsetzung.
Zu finden sind die Nisthilfen in Würzburg an diesen Standorten:
• Mainwiesen, nahe Wasserhäusle (Zellerau)
• Altes Landesgartenschaugelände, Kräutergarten
• Alter Kranen
• Mainkai, Kurt-Schumacher-Promenade
• Botanischer Garten, Bauerngarten
• Hubland Campus, nahe Universitätsbibliothek
Weitere Infos zum Projekt und rund um das Thema finden sich auf der Website der Initiative „Lebendiger Campus“. (http://www.uni-wuerzburg.de/projekte/lebendiger-campus/ )

Auch am Alten Kranen wurde eine Nisthilfe aufgebaut. Alle Interessierte können hier nachschauen, welche Bienenarten das „Bienenhotel“ bezogen haben, und einen Fragebogen ausfüllen.