Universitätsmedizin Würzburg: Einen Experten für Psychiatrische Genetik gewonnen


Dr. Manuel Mattheisen wurde Ende November 2017 zum Professor für Psychiatrische Genetik und Epigenetik an der Universität Würzburg ernannt. Mit ihm verfügt die Würzburger Universitätsmedizin jetzt über einen der wenigen deutschen Experten, die in diesem Bereich forschen.

„Die Forschung, die wir in der Psychiatrischen Genetik betreiben, hat zwei Hauptziele“, sagt Prof. Dr. Manuel Mattheisen und fährt fort: „Zum einen wollen wir die Zusammenhänge zwischen genetischen Faktoren und psychischen Erkrankungen noch besser verstehen und damit einen Zugang zu neuen Therapieformen gewinnen. Zum anderen geht es um einen unmittelbaren Nutzen für den Einzelnen, dem wir in der Zukunft sagen können wollen, wie hoch sein persönliches genetisch bedingtes Risiko ist, dass eine bestimmte psychische Erkrankung bei ihm auch wirklich auftritt.“ Diese und weitere Ziele verfolgt der 42-Jährige seit Ende vergangenen Jahres von Würzburg aus: Mit Wirkung zum 22. November 2017 wurde er zum Professor für Psychiatrische Genetik und Epigenetik an der Julius-Maximilians-Universität ernannt.
Prof. Mattheisens Interesse für die Verbindung von Genetik und Psychiatrie entwickelte sich schon während seines Humanmedizinstudiums in Bonn. Psychiatrie war sein Wahlfach im Praktischen Jahr und als Hilfswissenschaftler arbeitete er im Rahmen eines Forschungsstipendiums im Bereich der genetischen Statistik. Dieses Forschungsstipendium führte auch zum Thema seiner mit „summa cum laude“ abgeschlossenen Doktorarbeit. Im Jahr 2009 startete er an der Universität Bonn seine Facharztausbildung zum Humangenetiker. „Dort lag der methodische Schwerpunkt auf der genetischen Epidemiologie – also auf der Aufarbeitung von genetischen Daten auf statistischer Basis. Bei den behandelten Krankheiten ging es hauptsächlich um psychische Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie und Bipolare Störungen“, berichtet Prof. Mattheisen.

Von Bonn in die USA, von den USA nach Dänemark
Nach zwei Jahren nahm er ein Angebot aus Harvard/USA an: Dort arbeitete er an der Harvard T.H. Chan School of Public Health in der Biostatistik und an der Harvard School of Medicine in der Molekulargenetik.
Im Frühjahr 2013 wechselte er an die Universität in Aarhus/Dänemark. Dort leitete Manuel Mattheisen unter anderem im Rahmen des iPSYCH Projekts die genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) zu Depressionen und Zwangserkrankungen sowie weitere Studien zum genetischen Zusammenhang von psychischen Erkrankungen wie Autismus, ADHS, Bipolarer Schizophrenie und Anorexie.

Große Erfahrung mit genomweiten Assoziationsstudien
GWAS sind ein wichtiges wissenschaftliches Werkzeug, um Abschnitte auf der DNA mit einer Krankheit in Verbindung zu bringen. Dabei werden die Genomdaten von zehntausenden gesunden und kranken Menschen miteinander verglichen. Das Ergebnis sind Zahlenverhältnisse, die beschreiben, ob genetische Veränderungen an einer spezifischen Stelle im Genom öfter bei Kranken im Vergleich zu Gesunden vorkommen oder nicht. Ist ersteres der Fall, spielen diese Stellen in der DNA möglicherweise eine Rolle in der Krankheitsentstehung und -förderung. „Die psychiatrische Genetik ist zur Zeit weltweiter Vorreiter in der damit zusammenhängenden Methodenentwicklung“, unterstreicht Prof. Mattheisen und fährt fort: „Aktuell sind wir noch nicht so weit, dass wir aus genetischem Material für einen Betroffenen eine eindeutige Diagnose erstellen können. Aber wir sind auf einem guten Weg und es gibt gute Zwischenergebnisse.“
Durch seine Mitarbeit und teilweise führende Rolle in großen internationalen und interdisziplinären Konsortien, wie dem Psychiatrischen Genomik Konsortium, ist Prof. Mattheisen eng mit einigen der innovativsten und produktivsten Gruppen der weltweiten genetischen und biostatistischen Forschung vernetzt.

Gute Startbedingungen in Würzburg
In Aarhus erreichte den Forscher der Ruf nach Würzburg. „Ich bin sehr froh, hier an eine Universität gekommen zu sein, die sich durch ausgezeichnete Forschung in der Vergangenheit am Zentrum für Psychische Gesundheit schon eine gute internationale Sichtbarkeit in der Psychiatrischen Genetik erarbeitet hat“, betont Prof. Mattheisen und ergänzt: „Vorteilhafte Strukturen für meine weitere Arbeit sind zudem das an der Würzburger Psychiatrischen Klinik vorhandene eigene Molekulargenetische Labor und das Speziallabor für Therapeutisches Drug Monitoring. So ist zum Beispiel die Pharmako-Genetik in der Würzburger Universitätsmedizin bereits erfolgreich etabliert, sie soll aber in Zukunft noch intensiviert werden.“

Psychiatrisch-genetisches Beratungsangebot ausbauen
Mit dem Antritt der Professur ist ferner ein weiterer Ausbau des humangenetischen psychiatrischen Beratungsangebots geplant. Wichtige Kooperationspartner sind hier laut dem Neu-Professor die Kinder- und Jugendpsychiatrie, das Institut für Humangenetik und das am Uniklinikum Würzburg angesiedelte Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZESE) Nordbayern. So könne man sich in Zukunft noch besser auch um komplexe Erkrankungen kümmern. Entsprechend dem gestiegenen Informationsinteresse der Öffentlichkeit und der Betroffenen soll dafür das Ambulanzangebot erweitert werden.