Soziale Stadt Lindleinsmühle


Sechs Stellwände, bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Ideen, Kritikpunkten und Hinweisen zum Stadtteil bestückt, dies ist die stolze Ausbeute nach zwei Stunden intensiver Bürgerwerkstatt in der Gustav-Walle-Schule. Das Förderprogramm Soziale Stadt, das bereits für einen positiven Imagewandel der Stadtteile Heuchelhof und Zellerau sorgte, ist nun in der Lindleinsmühle angekommen. Rund 120 Bürgerinnen und Bürger wollen von Anfang an dabei sein und den Planungsprozess aktiv begleiten.

Oberbürgermeister Schuchardt setzt auf den Input der „Experten vor Ort – nämlich unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern“, die dem federführenden Sozialreferat und dem beauftragten Stadtplanungsbüro Schirmer nun den Weg zu mehr Lebensqualität im Viertel zeigen sollen.
Die großen Themen des Stadtteils wie das neue Schwimmbad, die verbesserungswürdigen Fahrrad-Achsen oder die Lidl-Ansiedelung, habe der Oberbürgermeister selbst regelmäßig im Blick, es gebe aber natürlich darüber hinaus eine große Bandbreite von Herausforderungen in Würzburgs kleinstem Stadtteil, der mit rund 5200 Einwohnern sehr dicht besiedelt ist. Nun gilt es möglichst alle relevanten Detailfragen in ein integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept einfließen zu lassen.

Norbert Mager vom Büro Schirmer Architekten stellte der Arbeit in Workshops eine ausführliche Stärken- und Schwächenanalyse voraus. B19 und Versbacher Straße wurden als Fluch und Segen des Stadtteils dargestellt. Auf der einen Seite ist die Lindleinsmühle auch durch die Ringstraßen verkehrlich sehr gut erschlossen, auf der anderen Seite durchtrennt die Versbacher Straße das Viertel und natürlich geht mit den stark befahrenen Hauptachsen eine hohe Lärmbelastung der Anwohner einher. Potenziale sieht man im grünen Charakter und den verbliebenen Freiflächen im Viertel. Entwicklungen haben also noch den notwendigen Raum. Mager zeigte in seiner Powerpoint-Präsentation zum Ist-Zustand der Lindleinsmühle auch Mut zu einigen Fotos von schmuddeligen Fleckchen oder in die Jahre gekommenen städtebaulichen Details. Diese ehrliche und schonungslose Herangehensweise fand im Publikum breite Zustimmung.
Diesen Teil der Veranstaltung konnten die Bewohner der Lindleinsmühle ohne Widerspruch so stehen lassen und stattdessen im zweiten Teil selbst zu grünen, gelben oder roten Zetteln greifen, um das Bild mit persönlichen Hinweisen abzurunden. Für die jüngsten Teilnehmer des Abends gab es durch den Stadtjugendring eine Extrabetreuung im Rahmen des Projekts „Stadtteil-Checker“.

Die Wünsche von Jung und Alt müssen sich aber nicht unbedingt großartig
unterscheiden: Schnelles Internet und kostenlose WLAN-Angebote wünschen sich beispielsweise auch die Älteren. Abgefragt wurden die Meinungen zu folgenden Bereichen: „Wohnen“, „Handel & Dienstleistung“, „Natur & Freizeit“, „Mobilität“, „Bildung & Betreuung“ sowie „Soziales Miteinander“. Das Schwimmbad bewegte die Bürgerschaft gleich in mehreren Kategorien. Man wünscht sich einen öffentlichen Zugang zum Bad oder auch eine barrierefreie Nutzbarkeit. Zahlreiche Anregungen zielten zudem darauf ab, Orte der Begegnung neu zu schaffen beziehungsweise bestehende Angebote (Sportplätze, Spielplätze oder den Schulhof) für eine größere Zielgruppe nutzbar zu machen.

Das Planungsbüro und das Team der Stadtverwaltung um Stadtplanerin Andrea Ackva, Christiane Matzwitzki (Fachbereich Jugend und Familie) und der neue Quartiersmanager Claus Köhler werden nun die zahlreichen Kärtchen aus der Bürgerschaft dokumentieren und strukturieren und für den nächsten Workshop am 8. Juni aufbereiten. Die große Bestandsaufnahme und Ideensuche ist aber noch nicht abgeschlossen. Mit der Veranstaltung wurde online auch die Internetplattform myPINion aktiviert. Der Begriff setzt sich aus „my opinion“ (englisch für „Meine Meinung“) und Pin
(Stecknadel) zusammen. Über www.wuerzburg.de/lindleinsmühle gelangt man zu diesem digitalen Ortsplan, den man mit punktgenauen Markierungen und Kommentaren versehen kann. Diese Form der Bürgerbeteiligung, die ins Besondere auch die Jüngeren ansprechen soll, läuft noch bis zum 11.
März.